Eileiterschwangerschaft: Ursache, Diagnose und Behandlung

Übersicht:
- Eileiterschwangerschaft (Extrauteringravidität)
- Wie kommt es zu einer solchen Extrauteringravidität?
- Wie häufig ist eine Eileiterschwangerschaft?
- Wo treten extrauterine Schwangerschaften auf?
- Wie bemerkt man eine Eileiterschwangerschaft?
- Diagnose: Wie stellt man sie sicher fest?
- Wie behandelt man die Eileiterschwangerschaft?
- Bauchspiegelung als letzte Behandlungsoption
- Wann darf man wieder schwanger werden?
- Noch Fragen?
Eileiterschwangerschaft (Extrauteringravidität)
Die Eileiterschwangerschaft wird auch als Bauchhöhlenschwangerschaft bezeichnet. Der Fachbegriff lautet „Extrauteringravidität“ (Abkürzung: EUG – lat.: extra= außerhalb, uterus= Gebärmutter, graviditas= Schwangerschaft) und bedeutet, dass eine Schwangerschaft nicht in der Gebärmutterhöhle einnistet, sondern außerhalb, also im Eileiter oder in der Bauchhöhle. Die genaue Bezeichnung hängt also von dem Ort ab, an dem sich die Schwangerschaft einnistet. Es gibt auch noch Eierstocksschwangerschaften (Ovargravidität) oder Gebärmutterhalsschwangerschaften (Zervixgravidität).
Wie kommt es zu einer solchen Extrauteringravidität?
Normalerweise wird die Eizelle im Eileiter von den Spermien befruchtet (siehe Grundlagen der Fruchtbarkeit). Anschließend wandert sie einige Tage durch den Eileiter und entwickelt sich währenddessen zum einnistungsfähigen Embryo. Dieser zeitliche Ablauf und Transport kann durch verschiedene Faktoren gestört werden. Dies führt dazu, dass sich der Embryo an einer Stelle einnistet, die dafür nicht vorgesehen ist.
Risikofaktoren sind geschädigte Eileiter, welche den Transport des Embryos nicht gewährleisten können. Das kann nach einer Entzündung der Fall sein oder bei Frauen, die eine Spirale zur Verhütung tragen und trotzdem schwanger werden. Auch eine Endometriose kann zu Verklebungen der Eileiter führen. Verklebte oder unbewegliche Eileiter sind oft nicht ausreichend in der Lage, den Embryo weiter zu transportieren. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, um sich einzunisten, dann wird der Embryo dies tun, da dies in seinem „Programm“ so vorgesehen ist und er wächst dann z. B. im Eileiter an.
Auch andere, angeborene Störungen der Eileiter können die Wahrscheinlichkeit einer Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft erhöhen. Dazu gehören Polypen im Eileiter oder einer geringe Ausprägung der Muskelschicht des Eileiters („hypoplastische Tuben„).
Hatte eine Frau bereits einmal eine Eileiterschwangerschaft, dann beträgt das Wiederholungsrisiko je nach Zustand der (verbliebenen) Eileiter 7% – 25%.
Häufiger tritt eine Extrauteringravidität auch nach einer künstlichen Befruchtung ein. Es ist unklar, weshalb dies so ist. Eine mögliche Erklärung ist, dass durch den anfänglichen Aufenthalt des Embryos im Reagenzglas die zeitlichen Abläufe zwischen Eileiter, Gebärmutter und Embryo nicht naturnah genug sind und aufgrund der mangelnden Synchronisierung vermehrt Schwangerschaften im Eileiter auftreten. Eine andere Erklärung ist, dass Frauen in Kinderwunschbehandlung statistisch gesehen häufiger bereits vorgeschädigte Eileiter aufweisen.
Wie häufig ist eine Eileiterschwangerschaft?
Das ist schwer abzuschätzen, da viele dieser Eileiterschwangerschaften auch unbemerkt verlaufen können, wenn die Einnistung nur kurzfristig erfolgt und die Frucht dann abstirbt. Man schätzt, dass ca. 1% aller spontan eingetretenen Schwangerschaften sich außerhalb der Gebärmutter einnisten. Bei der IVF sind es 1,9%, bei ICSI 1,1% laut DIR-Jahrbuch 2017. Bei IVF ist das Risiko höher, weil hier mehr Frauen mit vorgeschädigten Eileitern behandelt werden.
Wo treten extrauterine Schwangerschaften auf?
Am häufigsten tritt eine solche Schwangerschaft am weiten Ende des Eileiters auf, also der Ampulle (=ampulläre tubare Gravidität). Weniger häufig sind Schwangerschaften im engen Teil des Eileiters (Isthmus). Sehr selten sind Eileiterschwangerschaften in der Wand der Gebärmutter (intramural) und echte Bauchhöhlenschwangerschaften.
Wie bemerkt man eine Eileiterschwangerschaft?
Zunächst muss einmal eine Schwangerschaft nachgewiesen sein, der Schwangerschaftstest also positiv. Weitere klassische Symptome sind starke Schmerzen und eine Blutung zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft.
Die Beschwerden sind aber sehr unterschiedlich und oft macht sich eine Eileiterschwangerschaft für lange Zeit überhaupt nicht bemerkbar. Die Symptomatik hängt nicht zuletzt auch vom Ort der Extrauteringravidität ab. Im engen Teil des Eileiters kommt es schneller zu einer „Ruptur“ von Blutgefäßen und einer Blutung in die Bauchhöhle, die sich mit Schmerzen bemerkbar macht. In dem weiten Teil des Eileiters kann dies mehrere Wochen später passieren.
Diese Blutung tritt ein, nachdem die Schwangerschaft sich zunächst oft ungestört entwickeln konnte. Bei zunehmender Größe tritt dann jedoch Platzmangel ein und das umgebende Gewebe ist dann nicht mehr in der Lage, die Schwangerschaft ausreichend zu versorgen. Die Blutgefäße in der Umgebung können durch die Schwangerschaft verletzt werden und es kann zu einer dramatischen Blutung in die Bauchhöhle kommen. Dies kann je nach Stärke der Blutung sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.
Diagnose: Wie stellt man sie sicher fest?
Die Diagnose einer Eileiterschwangerschaft ist außerordentlich schwierig. Zu einem frühen Zeitpunkt kann man sie im Ultraschall nur schlecht erkennen – oft sogar gar nicht. Der Verdacht entsteht, wenn man nach einem positiven Schwangerschaftstest eine Schwangerschaft in der Gebärmutter mit Hilfe des Ultraschalls nicht feststellen kann. Ist dies in der rechnerisch 6. Schwangerschaftswoche immer noch nicht der Fall, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Schwangerschaft an der falschen Stelle sitzt.
Nur selten lässt sich eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter so gut erkennen, wie auf dem Bild links (intramurale Tubargravidität). Steigt dann auch noch das Schwangerschaftshormon (Hier die Normwerte) nur zögerlich an als Ausdruck einer Minderversorgung der Schwangerschaft, dann muss man so lange von einer Tubargravidität ausgehen, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Ist die Diagnose nicht sicher zu stellen, dann muss sie bei begründetem Verdacht durch eine Bauchspiegelung gesichert werden.
Wie behandelt man die Eileiterschwangerschaft?
Zunächst ist die Diagnosestellung von großer Bedeutung. Wichtig ist, dass die Eileiterschwangerschaft möglichst früh festgestellt wird, da man bei einem fortgeschrittenen Befund befürchten muss, den Eileiter entfernen zu müssen. Gelegentlich hilft es, einfach abzuwarten, wenn der Wert des Schwangerschaftshormons nur langsam ansteigt und niedrig bleibt. Nicht selten sinkt er dann wieder vollständig ab und es kommt zu einem sogenannten „Tubarabort“, die Schwangerschaft bildet sich also ohne Rückstände zurück.
In den meisten Fällen wird man aber nicht umhin kommen, eine Bauchspiegelung durchzuführen, um die Schwangerschaft zu entfernen. Oft wird gefragt, ob man sie dann nicht in die Gebärmutter „umsetzen“ kann. Das ist leider nicht möglich.
Wird die Eileiterschwangerschaft früh genug festgestellt, kann man den Eileiter an der betroffenen Stelle öffnen und die Eileiterschwangerschaft entfernen. Der Eileiter verheilt dann meist wieder vollständig, wenngleich nach einer solchen Operation mit einem erhöhten Risiko für weitere Eileiterschwangerschaften zu rechnen ist.
Bauchspiegelung als letzte Behandlungsoption
Auf dem Bild links ist eine Operation dargestellt, die mit der kompletten Entfernung des Eileiters einherging. Aufgrund starker Verwachsungen auf der linken Seite kam es zu dieser Eileiterschwangerschaft. Im Bild links oben sieht man die blutgefüllte Tube mit den zahlreichen Verwachsungen und neben der Gebärmutter sieht man auch Blut im Bauchraum. Oben rechts sieht man nach Lösen des Eileiters aus seinen Verwachsungen das Tubenende mit seiner Öffnung und die bläuliche Verfärbung durch das durchschimmernde Blut und Schwangerschaftsgewebe. Unten links wird der Eileiter mit verschiedenen Instrumenten von der Gebärmutter abgesetzt. Nach ausgiebigem Spülen des Bauchraums kann man dann unten rechts den Endzustand der Operation erkennen, die Stelle, an welcher der Eileiter entfernt wurde, ist gesondert markiert.
Gelegentlich ist es nicht möglich, das Schwangerschaftsgewebe komplett zu entfernen oder es ist aufgrund sehr niedriger hCG-Werte anzunehmen, dass man bei einer Bauchspiegelung die Schwangerschaft nicht sicher erkennen kann. Auch aus anderen Gründen ist eine Operation nicht immer möglich. Dann ist alternativ die Behandlung mit einem Zellgift möglich, welches das im Körper befindliche Schwangerschaftsgewebe abtötet (Metothrexat).
Wann darf man wieder schwanger werden?
Nach einer Operation und Entfernung der Eileiterschwangerschaft rät man meistens zu 3 Monaten Wartzeit, bis das Gewebe ausreichend verheilt ist. Nach einer Behandlung mit Methotrexat wird üblicherweise zu ca. 6 Monaten Wartezeit geraten.
Weiterführende Artikel:
- Wie hoch ist das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft bei IVF und ICSI?
- Wann ist das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft vorüber? Wann kann man sicher sein, keine zu haben?