Spermien-Aufbereitung
Aufbereitung des Ejakulats zur Kinderwunsch-Behandlung
Wenn Spermien für eine Kinderwunschbehandlung (Insemination: IUI, ITI; Reagenzglasbefruchtung: IVF, ICSI) verwendet werden, dann treffen die Spermien „unvorbereitet“ an dem Ort der Behandlung ein. Das Ejakulat besteht ja nicht nur aus Samenfäden, sondern auch aus Sekret der Samenbläschen und der Prostata. Diese Sekrete werden im natürlichen Ablauf der Befruchtung bei der Passage durch den Gebärmutterhals entfernt. Das ist wichtig, weil das Ejakulat einige Substanzen enthält, die sogar schädlich sein können für den Befruchtungsprozeß. Im Vordergrund stehen dabei Substanzen aus der Prostata, welche die Gebärmutter zu Kontraktionen reizen können, so dass das Einspritzen von Ejakulat in die Gebärmutter fast sicher zu Schmerzen, jedoch nicht zu einer Schwangerschaft führt.
„Waschen“ der Spermien
Um die Spermien also auf die Befruchtung bei medizinischen Hilfsmaßnahmen vorzubereiten und zu gewährleisten, dass eine Befruchtung stattfindet, wenn man sie in die Gebärmutterhöhle (intrauterine Insemination), den Eileiter (GIFT oder auch intratubare Insemination) oder direkt auf die Eizellen (IVF) gibt, muss das Seminalplasma von den Spermien getrennt werden, so dass eine reine Lösung von Samenfäden in einem speziellen Kulturmedium übrigbleibt.
Diesen Prozess nennt man „Waschen“. Das Prinzip ist recht einfach: Man nimmt das Ejakulat nach seiner Verflüssigung und vermischt es mit einem Kulturmedium. Anschließend wird diese Mischung zentrifugiert. Die Spermien setzen sich dabei auf dem Boden des Gefäßes ab, da sie schwerer sind als die übrige Flüssigkeit. Nachdem die Flüssigkeit bis auf die Spermien abgesaugt und erneut in Kulturflüssigkeit aufgelöst wurde, kann diese Lösung für eine Kinderwunschbehandlung, gleich welcher Art verwendet werden.
Aufkonzentrieren der beweglichen Spermien: „Swim-Up“
Für die meisten Behandlungsmethoden ist es sinnvoll, die beweglichen Samenfäden in einer möglichst hohen Konzentration aufzubereiten. Die gebräuchlichste Methode hierfür ist der sogenannte „Swim-Up“ (von englisch: hochschwimmen). Dazu wird entweder das Ejakulat direkt (=direkter Swim Up) oder vorher gewaschene Spermien in Kulturmedium zentrifugiert.
Die Flüssigkeit über den Spermien wird wieder abgesaugt und die Spermien anschließend vorsichtig mit Kulturmedium überschichtet. Die beweglichen Samenfäden schwimmen dann hoch und sind gegen das Licht als weißliche Wolke zu erkennen. Mit einer feinen Kanüle wird dieser Überstand abgesaugt und für die weiteren Maßnahmen (Insemination, IVF etc.) verwendet. Durch diesen Schritt ist es möglich, die gut beweglichen Spermien von den immobilen zu trennen und die Beweglichen aufzukonzentrieren. Es gibt noch einige andere Methoden (Percoll, Glaswoll-Filtration) die in verschiedenen Zentren ebenfalls angewendet werden. wenngleich dabei auch andere Prinzipien der Trennung von beweglichen und unbeweglichen Spermien genutzt werden, ist das Ergebnis letztlich dasselbe: Eine möglichst konzentrierte und gereinigte Spermiensuspension für die Behandlung.
Weitere Indikationen für die Spermienaufbereitung
Eine spezielle Indikation für eine Spermienaufbereitung ergibt sich bei der sogenannten „retrograden Ejakulation“, bei der die Spermien bei der Ejakulation nicht den normalen Weg nach „draußen“ finden und in der Harnblase landen. Aus dem Urin können die Samenfäden dann ebenfalls durch die oben beschriebenen Wasch- und Konzentrationsvorgänge gewonnen werden und für eine Inseminationsbehandlung oder Reagenzglasbefruchtung verwendet werden.
Eine weiterer spezieller Grund ist die verlängerte Verflüssigungszeit des Ejakulats, durch welche die Spermien unbeweglich werden können. Dies kann mit speziellen Enzymen behandelt werden, welche das zähe Ejakulat verflüssigen (Chymotrypsin). Die weiteren „Verarbeitungsschritte“ sind die gleichen, wie oben beschrieben.