Assisted Hatching: Schlüpfhilfe zur besseren Einnistung der Embryonen

Assisted Hatching wird oft in Kinderwunschkliniken zur Verbesserung der Einnistung empfohlen. In diesem Artikel wird die Methode ausführlich erläutert.
Was ist eigentlich assisted „Hatching“?
Die Eizelle ist von einer festen Umhüllung umgeben, der sogenannten „Zona pellucida“, der Glashaut. Nach der Befruchtung teilen sich die Zellen des Embryos zunächst innerhalb dieser Umhüllung und ohne Zunahme von Substanz.

Ungefähr am 5. Tag nach dem Eisprung ist das „Blastozystenstadium“ errreicht, d. h. im Inneren des Embryos beginnt sich ein Hohlraum auszubilden.
Dies ist der Zeitpunkt, an dem der Embryo die Zona pellucida verlassen muss, um sich einnisten zu können; der Embryo „schlüpft“ (engl.: hatching). Auf dem Bild links sehen Sie einen Blastozysten vor und während des Schlüpfvorgangs. Es handelt sich hierbei also um einen natürlichen Vorgang.
Und was bedeutet „Assisted Hatching?
Mit dem „Assisted Hatching“ (=Schlüpfhilfe) wird versucht, dem heranwachsenden Embryo das Verlassen der Zona pellucida zu erleichtern. Dazu wird die Umhüllung angeritzt oder ausgedünnt.
Auf dem Bild sehen Sie einen Embryo, welche mit einem Laser angeritzt wurde, die Ausdünnung der Zona pellucida ist bei 4 Uhr erkennbar. Es ist wichtig, dass die der Defekt in der Eizellhülle genau die richtige Größe aufweist. Ist diese zu gering, kann der Embryo steckenbleiben und der Schlüpfvorgang wird nicht regelrecht abgeschlossen. Eine Einnistung bleibt dann ganz aus.
Es wird also kein Loch in die Eizellhülle geschossen oder gebohrt, sondern nur eine Ausdünnung vorgenommen.
Techniken des Assisted Hatching
Das „Assisted Hatching“ kann mit Hilfe verschiedener Techniken erfolgen:
- Mit einem Laser. Diese Technik ist die sicherste, da der Defekt, der in der Zona pellicida erzeugt wird, sehr gezielt gesetzt werden kann. Auch die Größe und Tiefe des Defekts ist exakt einstellbar. Verletzungen des Embryos sind damit praktisch ausgeschlossen. Der Embryo wird dazu mit einer Haltepipette fixiert (wie bei der ICSI) und mit dem Laserstrahl gezielt „beschossen“.
- Mit einer Glasnadel. Bei der „partiellen Zonadissektion“ wird die Hülle mit einer Nadel angeritzt. Die Ergebnisse sind sehr von der Geschicklichkeit des Arztes abhängig und die Verletzungsgefahr des Embryos wesentlich höher als mit einem Laser. Auch sind Tiefe und Größe des Defekts nicht so genau reproduzierbar wie bei der Lasertechnik.
- Mit Hilfe einer enzymatischen Ausdünnung der Embryonenhülle. Hierbei wird ein Enzym (Tyrode-Lösung) auf die mit Hilfe einer feinen Pipette auf die Hülle gesprüht. Dieses Enzym löst dann die Zona pellucida an diese Stelle auf. Auch hier besteht der Nachteil, dass der Vorgang nicht exakt steuerbar ist und das Enzym Kontakt mit dem Embryo erhält. Inwieweit dies nachteilig ist, ist ungeklärt.
Die Anwendung des Lasers ist jedoch die am häufigsten verwendete Methode.
Wann ist „Assisted Hatching“ sinnvoll?
Natürlich nur bei IVF oder ICSI, da man den Embryo selbst „bearbeiten“ muss und hier die natürlichen Vorgänge in der Gebärmutter, welche das Schlüpfen begünstigen, fehlen. In der Gebärmutter gibt es Enzyme (Lysine), welche den Vorgang des Hatching in der natürlichen Umgebung steuern.
Nach wie vor ist die Wirksamkeit des „Assisted Hatching“ umstritten. Studien, welche eine Verbesserung der Einnistung nachweisen gibt es ebenso wie solche, die eine Verbesserung der Schwangerschaftsraten nicht nachweisen können. Es mag jedoch auch an den unterschiedlichen Studienanordnungen liegen und insbesondere den unterschiedlichen Techniken, die zur Anwendung kamen. Studien mit Lasertechnik waren bisher überwiegend überzeugend.
Jedoch gibt es unter den Reproduktionsmediziniern mittlerweile einen großen Konsens darüber, dass bei bestimmten Indikationen das Assisted Hatching hilfreich sein kann:
- Bei mikroskopischem Nachweis einer überdurchschnittlich dicken Zona pellucida
- Bei eingefrorenen und wieder aufgetauten Embryonen (vor einem Kryotransfer also)
- Bei älteren Frauen (hier werden verschiedene Zahlen genannt von >36 bis >38 Jahren)
- Bei wiederholt erfolgloser IVF- oder ICSI-Therapie trotz optimaler Voraussetzungen
Eine Analyse von Studien zu diesem Thema, die in einem Cochrane-Database Review zusammengefasst wurden, ergab sich kein wesentlicher Vorteil für die Methode (Hier eine Übersicht zu Studien). Die Schwangerschaftsraten scheinen zwar höher zu sein als ohne Hatching, jedoch gibt es keinen nachweis dafür, dass auch die Anzahl der Lebendgeburten höher ist [1].
Risiken des Assisted Hatching
Bei allen Techniken besteht die Gefahr einer Verletzung des Embryos, bei enzymatischen Techniken kommt zudem der ungeklärte Einfluss des Enzyme auf den Embryo hinzu.
Die Verletzung wird am besten vermieden, indem man den Defekt an einer Stelle platziert, wo die Zellen des Embryos (Blastomere) möglichst weit von der Eizellhülle entfernt sind (Pfeil)
Des weiteren ist unklar, inwieweit die Methoide sinnvolle natürliche Einnistungshindernisse überwindet und Embryonen zur Einnistung verhilft, die z. B. genetische Auffälligkeiten aufweisen. Hierzu gibt es jedoch nur akademische Spekulationen, keine echten Belege.
Assisted Hatching auch bei ICSI?
Oft wird gefragt, ob denn die Schlüpfhilfe auch bei der ICSI sinnvoll ist, da hier ja sogar ein Loch in die Eizellhülle gepiekst wird, um das Spermium einzubringen. Die ICSI ersetzt das Hatching jedoch nicht. Das Loch, welches durch die Nadel hervorgerufen wird, ist wesentlich kleiner als die Ausdünnungszone beim Hatching und daher auch meist schon nach 1-2 Tagen wieder komplett verschlossen.
Und bei Blastozysten?
Da kann man es machen, jedoch ist hier die Gefahr der Verletzung des Embryos höher, weil bei der Blastozyste zum Einen die Eizellhülle schon ausgedünnt ist und sich zum anderen die Zellen des Embryos dichter an der Hülle befinden.
Daher wird es in diesem Stadium eher seltener durchgeführt.
[1] Carney SK, Das S, Blake D, Farquhar C, Seif MM, Nelson L
Assisted hatching on assisted conception (in vitro fertilisation (IVF) and intracytoplasmic sperm injection (ICSI).
Cochrane Database Syst Rev. 2012 Dec 12;12:CD001894.
- Hatching: Bei wiederholt erfolgloser IVF und Kryo von Vorteil zu Assisted Hatching.
- Assisted Hatching: Kein Vorteil bei Frauen unter 38 Jahren zu Assisted Hatching.
- Assisted Hatching. Eine Übersicht über Studien zum Thema. zu Assisted Hatching.