

Wochenbettdepression seltener nach Entbindung im Winter
Depressionen im Wochenbett sind offenbar jahreszeitabhängig
Herbst und Winter sind die Hochzeit für Depressionen. Die kürzeren Tage und der damit einhergehende Lichtmangel sind die Übeltäter, die manchen Menschen aufs Gemüt schlagen. Das trifft auf die Wochenbettdepression nicht zu.
Nach der Geburt ist die dunkle Jahreszeit gut fürs Gemüt
Wie viel schlimmer muss das für junge Mütter sein, die im Winter entbinden und dann in dieser Jahreszeit vielleicht auch noch mit einer postpartalen Depression zu kämpfen haben? Gar nicht schlimmer, laut einer aktuellen Studie. Im Gegenteil: Frauen, die im Winter und Frühling entbinden, haben ein geringeres Risiko für eine Wochenbettdepression als Frauen, die ihre Kinder im Sommer und Herbst bekommen.
Wie häufig sind Depressionen nach der Geburt?
Ein postpartales Stimmungstief oder eine veritable Wochenbettdepression sind sehr häufig, sie kommen bei bis zu 10 % aller Mütter vor, so Dr. Jie Zhou vom Brigham & Women’s Hospital in Boston. Die unter dem Begriff „postpartale Störungen“ zusammengefassten seelischen Zustände können sich als „einfaches“ Stimmungstief, als Depression oder als Psychose zeigen, oder auch als Kombination daraus.
Die Gründe sind vielfältig und reichen vom hormonellen Ungleichgewicht nach der Geburt des Kindes und der körperlichen Erschöpfung über die psychische Belastung bis hin zu psychosozialen und kulturellen Faktoren. Auch traumatische Lebenserfahrungen können zu postpartalen Störungen führen.
Welche Faktoren begünstigen eine Wochenbettdrepression?
Eine Studie, die jetzt von der American Society of Anesthesiologists veröffentlich wurde, befasst sich mit den Faktoren, die zu einer postpartalen Depression führen können. Ziel ist natürlich, diese Faktoren dann entsprechend vermeiden bzw. minimieren zu können und positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit der Frauen einwirken zu können.
Für die Studie wurden die Gesundheitsdaten von über 20.000 Frauen ausgewertet, die zwischen Juni 2015 und August 2017 ihr Kind zur Welt gebracht hatten. Von diesen Frauen waren 4,1 % von Depressionen betroffen. Laut Dr. Zhou hatten die Frauen, die im Winter oder auch im Frühling entbinden, aber überraschenderweise ein geringeres Depressionsrisiko als bei Entbindungen zu anderen Jahreszeiten.
Dauer der Schwangerschaft und Schmerzbekämpfung spielen eine Rolle
Die Forscher stellten zudem fest, dass Frauen ein umso geringeres Depressionsrisiko hatten, je später das Kind zur Welt kam, also je weiter die Schwangerschaft vorangeschritten und das Kind entwickelt war. Erhöht war das Risiko einer postpartalen Depression hingegen bei Frauen, die während der Geburt keinerlei Schmerzmittel bzw. Narkose wie eine Epiduralanästhesie bekamen.
Die Studie befasste sich nicht mit dem Grund, weswegen bestimmte Faktoren die Entstehung von postpartalen Depressionen begünstigen. Zhou hält es aber für möglich, dass der bessere Familienzusammenhalt im Winter, während der „Feiertagssaison“, der Advents- und Weihnachtszeit, eventuelle Depressionen mit abwehrt.
Richtige Betreuung ist wichtig
Reine Selbsthilfe oder das vom Umfeld gerne geforderte „Zusammenreißen“ helfen vielen von Depressionen betroffenen Müttern nicht weiter. Postpartale Störungen bedürfen echter Behandlung, die wiederum umso erfolgversprechender ist, je besser die Gründe und Ursachen bekannt sind. Jedes bisschen an zusätzlichem Wissen über die Entstehung und mögliche Abhilfe bei Wochenbettdepressionen kann zu Therapiemöglichkeiten führen und hilft Müttern, mit dieser Situation fertigzuwerden und die besten Entscheidungen für sich und ihre Kinder zu treffen. Über eine mögliche Entscheidung haben wir hier bereits berichtet: Es hat einen Einfluss auf die weitere Familienplanung.
Foto von Kyla Duhamel