Erkennen schon Föten Gesichter?

Ungeborene können offenbar bereits Gesichter wahrnehmen


Erkennen schon ungeborene Kinder Gesichter? Diese Frage hat sich Vincent Reid von der Universität Lancaster gestellt. Er hat jetzt geprüft, ob Föten auf Gesichter bzw. auf ähnlichen visuellen Input reagieren. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Föten durchaus auf gesichtsähnliche Muster reagieren.

Gesichter dienen nach der Geburt als Orientierungshilfe

Schon direkt nach der Geburt suchen Babys nach Gesichtern, um sich in dieser neuen und unbekannten Welt zu orientieren. „Wir wissen, dass schon Föten sehen können. Aber bisher hat ihnen noch niemand auch wirklich visuelle Informationen gezeigt und geprüft, ob sie darauf reagieren“, so Reid. Er und sein Team haben deswegen Föten durch die Haut der Mutter hindurch drei rote Lichtpunkte gezeigt.

Ungeborene reagieren auf Smilies

Die Forscher haben die Föten mit HD-Ultraschall beobachtet. Sie konnten bei 40 Gelegenheiten feststellen, dass das Kind der Bewegung der Lichtpunkte folgt – wenn diese in einem gesichtsähnlichen Muster arrangiert sind (zwei Punkte als „Augen“, darunter ein Punkt als „Mund“).

Zur Kontrolle wurde das Muster auch umgedreht, also ein Punkt oberhalb von zwei Punkten. Die Reaktion war hier viel weniger ausgeprägt. Laut Reid ist dieses Experiment anderen Versuchen aus den Neunzigern nachempfunden, bei denen untersucht wurde, was Neugeborene am liebsten ansehen.

Das Team untersuchte 39 gesunde Föten während des letzten Schwangerschaftsdrittels jeweils 5 Mal. Das rote Licht wurde gewählt, weil es besser als andere Lichtfarben bis in die Gebärmutter vordringt, aber nicht so hell ist, dass es das Kind stört. Bei den insgesamt jeweils 195 Versuchen folgten die ungeborenen Kinder dem „Gesicht“ 40-mal, dem umgedrehten Muster nur 14-mal.

Das Ungeborene nimmt mit allen Sinnen wahr

„Geschmacks-, Geruchs-, Hör-, Tast- und Gleichgewichtssinn arbeiten alle schon vor der Geburt“, so Reid. Mit seinem Versuch sei jetzt auch entschieden, dass der Sehsinn des ungeborenen Kindes schon aktiv ist. Der Lichteinfall in der Gebärmutter sei auf jeden Fall ausreichend dafür, dass der Fötus die Welt um sich herum sehen, beobachten und mit ihr interagieren kann.