Babys auf Entzug


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Oft sind es keine illegalen Drogen,die in der Schwangerschaft genommen werden

Es ist eine furchtbare Vorstellung: Ein Kind ist kaum auf der Welt, schon geht es durch die Hölle des Drogenentzuges – es zittert, es weint, es quält sich mit den Folgen einer Sucht, die nicht die eigene war. Man fragt sich unwillkürlich, welche Mütter das sind, die sich nicht einmal während der Schwangerschaft zusammenreißen und ihren Kindern das antun.

Es sind aber nicht „solche Mütter“, die ihrer Sucht nichts entgegensetzen wollen, wie das Vorurteil lautet. Es sind überhaupt nicht „verantwortungslose“ Heroinabhängige, sondern es sind Frauen, die von verschreibungspflichtigen Opioiden abhängig wurden. Das ist das Ergebnis einer kanadischen Studie. Dr. Suzanne Turner untersuchte die starke Zunahme an Neugeborenen mit Entzugserscheinungen in der kanadischen Provinz Ontario. Von 1992 bis 2011 stieg dort der Anteil an betroffenen Neugeborenen pro 1000 Lebendgeburten nämlich von 0,28 auf 4,29.

Keine Drogen: Schmerzmittel sind die Ursache

Turner und ihre Kollegen kamen auch der Ursache auf den Grund: Der Großteil der Mütter war nicht abhängig von Heroin, sondern von Schmerzmitteln. Den Frauen wurde deswegen in der Schwangerschaft Methadon als Ersatzstoff verschrieben. Die Entzugssymptome bei Neugeborenen können gut behandelt werden, machen aber oft einen Krankenhausaufenthalt des Babys nötig, was in dieser Phase dem Aufbau der Mutter-Kind-Beziehung schaden kann.

Turner befürwortet die Umstellung von Opioiden auf Methadon, auch wenn „die ursprüngliche Verschreibung der Opioide vielleicht unangemessen war“. Die Babys von Frauen, die von solchen Präparaten abhängig sind, kommen öfter zu früh zur Welt, haben ein niedrigeres Geburtsgewicht und höhere Sterblichkeitsraten. Wird aber stattdessen Methadon eingesetzt, werden die Kinder öfter voll ausgetragen und haben auch ein höheres Geburtsgewicht.

Die Studie ergab übrigens auch, dass bei Frauen, denen in einem Zeitraum von 100 Tagen vor der Entbindung Opioide verschrieben wurden, die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts höher war, die Kinder länger im Krankenhaus bleiben mussten und mehr Arztbesuche benötigten.

Foto von dkalo


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