Elterngesundheit und Kindergesundheit

Verhalten und der Gesundheitszustand der Eltern und deren sozioökonomische Status ist fir die Kindergesundheit von Bedeutung.


Kinder erben viel von ihren Eltern – vielleicht Geld und Immobilien, im Fall von biologischen Eltern vielleicht die Augenfarbe oder die Form der Nase, aber auch die Gesundheit ist teilweise erblich, etwa die Neigung zu bestimmten Krankheiten.

Die Eltern geben aber nicht nur rein genetische Informationen weiter, sie beeinflussen auch durch ihr Verhalten die Gesundheit ihrer Kinder. Für das Verhalten von Schwangeren ist das schon lange bekannt. Dass auch das Verhalten und der Gesundheitszustand der Väter und der sozioökonomische Status der Eltern, besonders der Mütter, entscheidend wichtig sind, zeigen aktuelle Studien.

Judith Stevenson vom Institute for Women’s Health des Londoner University College hat mit einer Gruppe von Kollegen eine Artikelserie veröffentlicht, in der es um den Zusammenhang elterlichen Verhaltens noch vor der Zeugung bzw. Empfängnis und der Gesundheit von Kindern geht. Die Zeit vor der Empfängnis definierten die Forscher auf dreierlei Arten: als die Tage und Wochen vor (und noch nach) der Befruchtung, als die Wochen und Monate, in denen die Frau oder das Paar beschließt, ein Kind zu bekommen. Auf einer weiteren Ebene, nämlich der der Bevölkerungsgesundheit, definierten sie die Zeit vor der Empfängnis als die Monate und sogar Jahre, die nötig sind, um bekannte Risikofaktoren wie Ernährung oder Fettleibigkeit, Rauchen oder hohen Alkoholkonsum in Angriff zu nehmen.

Gerade bei Frauen sei eine bestehende Adipositas mit schlechteren Geburtsergebnissen verbunden. Das kann Veränderungen im Hormonhaushalt und Stoffwechsel der Mutter zusammenhängen, die die Entwicklung der Eizelle und des Embryos direkt beeinflussen. Adipositas bei Männern wird mit verminderter Qualität, Menge und Beweglichkeit der Spermien in Zusammenhang gebracht, was wiederum das Risiko chronischer Krankheiten bei den Kindern erhöhe.

Wichtig sei jetzt ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen, um in Zukunft überhaupt irgendwelche die Gesundheit vor der Empfängnis betreffende Empfehlungen aussprechen zu können, so Stevensons Kollege Keith Godfrey von der University of Southampton.

Einen starken Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status der Mutter und der Kindergesundheit, genauer gesagt mit Kindersterblichkeit, fand ein Forscherteam unter der Leitung von Ania Zylbersztejn vom Londoner Institute of Child Health. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, weshalb die Kindersterblichkeit in England so viel höher ist als in Schweden. Bei Kindern im Alter von unter fünf Jahren kommt es in England nämlich fast doppelt so oft zu Todesfällen als in Schweden. Zylbersztejns Team zufolge liegt das vor allem daran, dass Kinder in England früher zur Welt kommen, weniger wiegen und häufiger Geburtsanomalien (wie etwa Herzfehler) haben als Kinder in Schweden. Auf 1.000 Geburten kommen in England 4,9 Todesfälle, in Schweden 2,7.

England und Schweden sind in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Gesundheitsversorgung durchaus vergleichbar. Zylbersztejn und ihre Kollegen machen deshalb die ungleiche Verteilung des Wohlstandes in England verantwortlich. Großbritannien hat eine der ungleichsten Wohlstandsverteilungen aller westlichen Länder. Zwischen 2003 und 2005 hatten reichsten 20 % aller Briten ein sieben Mal höheres Einkommen als die benachteiligsten 20 %. Die reichsten 20 % hatten nur ein vierfach höheres Einkommen als ihre benachteiligsten Mitbürger. Sozioökonomische Benachteiligung geht typischerweise mit schlechter Gesundheit der Mutter, Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und Geburtsanomalien einher.

„Baby Massage“ von Sami Keinänen