Medikamente in der Schwangerschaft: Wie sicher können sie sein?
Medikamente in der Schwangerschaft zu nehmen ist oft problemlos möglich und hat meist weniger Nebenwirkungen als die behandelte Erkrankung
Foto von Canned Muffins
Manche Beschwerden, darunter auch und vor allem Schmerzen, nehmen keine Rücksicht darauf, ob eine Frau schwanger ist. Verständlicherweise zögern Schwangere aber oft, bevor sie auf Medikamente zurückgreifen, denn sie haben Angst, ihrem noch ungeborenen Kind damit zu schaden. Diese Sorge ist aber meist unnötig, hat ein internationales Forscherteam festgestellt. In manchen Fällen kann gerade der Verzicht auf Medikamente dem ungeborenen Kind gefährlich werden.
Die Schwangerschaft verändert die Vorgänge im Körper einer Frau teilweise so sehr, dass chronische Krankheiten zumindest teilweise Pause machen. Das kann beispielsweise bei Psoriasis der Fall sein, bei multipler Sklerose und bei rheumatoider Arthritis.
„Alltägliche“ Beschwerden, eben Schmerzen, Übelkeit oder Sodbrennen kommen allerdings während der Schwangerschaft genauso oft oder noch häufiger als normal vor. Außerhalb der Schwangerschaft zögern die Frauen meist nicht, Medikamente dagegen einzunehmen, ob diese nun frei verkäuflich oder verschreibungspflichtig sind. Dr. Michael Twigg von der University of East Anglia hat sich zusammen mit einem internationalen Team angesehen, ob die Bedenken der Schwangeren sie davon abhalten, sichere Medikamente einzunehmen.
Bei vielen „Zipperlein“ herrscht Unsicherheit
Sie ließen über 1.100 Frauen – Schwangere und frischgebackene Mütter – einen Fragebogen ausfüllen. Abgefragt wurden die üblichen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft: Übelkeit, Verstopfung, Sodbrennen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schmerzen in Nacken und Becken, Erkältungen und Harnwegsinfekte. Zudem wurden die Frauen gefragt, ob sie die Medikamente gegen diese Beschwerden als hilfreich oder schädlich einstufen, und ob bzw. welche Medikamente sie während der Schwangerschaft bewusst vermieden hatten.
Dr. Twigg und sein Team fanden heraus, dass mehr als drei Viertel der Frauen gegen mindestens eine der genannten Beschwerden Medikamente eingenommen hatte. Ein ähnlich hoher Anteil – 72 % der Frauen – gab allerdings an, während der Schwangerschaft bewusst auf bestimmte Medikamente zu verzichten, um ihrem Kind nicht zu schaden. „Wir stellten fest, dass viele der Frauen Paracetamol als während der Schwangerschaft gefährlich einstuften und vermieden hatten, es einzunehmen. Es ist aber absolut ungefährlich“, so Twigg.
Keine Medikamente zu nehmen, kann auch gefährlich sein
Die beunruhigendste Erkenntnis der Studie: Viele Schwangere, die an einem Harnwegsinfekt litten, nahmen keine Medikamente dagegen ein. Unbehandelte Harnwegsinfekte können aber zu Komplikationen führen und dem Kind schaden. Twigg und seine Kollegen fordern bessere Informationen für Schwangere über die Sicherheit von Medikamenten, damit diese ihre Beschwerden effektiv und mit ruhigem Gewissen behandeln können.
Informationen zur Arzneimittelsicherheit während der Schwangerschaft und Stillzeit gibt es auf www.embryotox.de. Das Informationsangebot kann nach Medikamenten, Wirkstoffen und Erkrankungen durchsucht werden.
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