Krebstherapie trotz Schwangerschaft?


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Manche Krebstherapien können auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden.

Schwanger – und dann die Diagnose: Krebs. Was nun? Für Frauen, die sich plötzlich in dieser Lage wiederfinden, gibt es (halbwegs) gute Nachrichten. Eine bestehende Schwangerschaft muss kein Grund sein, auf eine notwendige Krebstherapie zu verzichten. Die Schwangerschaft muss auch nicht aus Sorge um die Auswirkungen der Therapie auf das Kind abgebrochen werden. Dieses Fazit zumindest zieht Professor Frédéric Amant aus einer Studie, die er auf dem europäischen Krebskongress in Wien vorgestellt hat.

Amant leitete die Studie der Universität Leuven, in deren Rahmen 129 Kinder krebskranker Mütter mit Kindern gesunder Mütter verglichen wurden. Die ungeborenen Kinder waren einer Chemotherapie oder Strahlenbehandlung oder beidem ausgesetzt. Ihre geistige Entwicklung verlief aber nicht anders als bei den Kindern der Kontrollgruppe, so Amant.

Geistige Entwicklung nicht beeinträchtigt

89 der Kinder waren vor der Geburt einer Chemotherapie ausgesetzt, vier Kinder einer Strahlentherapie, und sieben Kinder beiden Therapiearten. Bei 13 Kindern wurden die Mütter nur operiert, ohne das Chemo- oder Strahlungstherapie eingesetzt wurde, in zwei anderen Fällen wurden jeweils Trastuzumab bzw. Beta-Interferon verwendet. 14 Schwangere wurden nicht behandelt.

Die Behandlung fand ab dem zweiten Trimester statt, also in einer Phase, in der die Entwicklung der Organe schon abgeschlossen ist und das Risiko für Fehlbildungen niedriger ist. Die Kinder wurden zweimal auf ihre allgemeine Gesundheit und ihre geistige Entwicklung untersucht, und zwar im Alter von 18 Monaten und drei Jahren. „Verglichen mit der Kontrollgruppe fanden wir keine signifikanten Unterschiede in der geistigen Entwicklung der Kinder“, so Amant.

Häufigere Frühgeburten

Allerdings kamen die Kinder der krebskranken Mutter deutlich öfter früher zur Welt: 61 Prozent der Kinder wurden vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Normalerweise werden nur etwa acht Prozent der Kinder zu früh geboren.

Amant will nicht ausschließen, dass die Krebstherapie zu den Frühgeburten beiträgt; allerdings sei in den meisten Fällen die Geburt eingeleitet worden, eben um die Therapie dann fortsetzen zu können.

Vorsicht walten lassen

So ermutigend diese Meldung auch klingt, Grund zum unbeschwerten Bestrahlen während der Schwangerschaft ist sie nicht. Abgesehen von der bescheidenen Größe der untersuchten Gruppe wurden im Rahmen der Studie auch nur zwei Zeitpunkte in der Entwicklung der Kinder herausgegriffen. Sie müssen noch viel öfter untersucht werden, um mit einiger Sicherheit sagen zu können, ob und wie sich die Behandlung ihrer Mütter auf sie auswirkt. Langfristige Schädigungen wurden dabei (noch) nicht erfasst, eventuell muss dazu sogar berücksichtigt werden, wie sich die Behandlung auf die Enkelkinder der krebskranken Mütter auswirkt.
Zudem sind die Kombinationsmöglichkeiten von Krebsart und Behandlung sehr groß, so dass bei dieser kleinen Studie zwangläufig nicht alle Behandlungsmethoden bzw. Medikamente berücksichtigt wurden.

Auch die häufigeren Frühgeburten sind ein Problem, denn sie bringen ihre eigenen Krankheitsrisiken und die Wahrscheinlichkeit von Entwicklungsproblemen mit sich.

Foto von stevendepolo


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