Ideale Kaiserschnittrate liegt bei knapp 20%

In Deutschland liegt die Quote deutlich höher


Die operative Entbindung ist oft die einzige Möglichkeit, um die Gesundheit von Mutter und Kind unter der Geburt zu gewährleisten. Wie häufig sollte sie durchgeführt werden? Ist die empfohlene Kaiserschnittrate der Weltgesundheitsorganisation zu niedrig?

Kaiserschnitt oder nicht Kaiserschnitt? Das ist nicht nur bei uns eine immer hitziger und immer öffentlicher geführte Debatte. Interessant ist neben dem Für und Wider aber auch, dass die Kaiserschnittraten in Deutschland in den einzelnen Bundesländern durchaus unterschiedlich hoch sind. 2014 beispielsweise wurde laut Statistischem Bundesamt im Saarland bei 40,2 Prozent aller Entbindungen ein Kaiserschnitt durchgeführt, in Sachsen nur bei 24,2 Prozent. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 31,8 Prozent. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt allerdings eine Kaiserschnittrate von nur 10 bis 15 Prozent.

NRW: Förderung für Kliniken

Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium findet die eigene Kaiserschnittrate von 32,8 Prozent zu hoch und will deswegen die Rate von Kaiserschnitten zu senken. Das ist kein einfaches Unterfangen: Nicht nur sehen sich viele Hebammen – die klassischen Verfechterinnen natürlicher Entbindungen – sich zu einem Rückzug aus der Geburtshilfe gezwungen, weil immer mehr Frau erst in einem höheren Alter schwanger werden, gibt es auch immer mehr Risikoschwangerschaften.

Der eigens gegründete „Runde Tisch Geburtshilfe“ hat Handlungsempfehlungen formuliert, zu denen beispielsweise eine „Verbesserung der Informationslage für Schwangere und werdende Eltern“ gehört, aber auch die Weiterentwicklung der Hebammenkreißsäle und eine Überprüfung der Vergütungen für Kaiserschnitte im Vergleich zu vaginalen Geburten.

WHO-Rate zu niedrig?

Wie oben bereits erwähnt, liegt die von der WHO bereits 1985 empfohlene Kaiserschnittrate bei zehn bis maximal fünfzehn Prozent. International schwankt die tatsächliche Rate jedoch enorm. In Brasilien kommen in manchen Städten bis zu 85 Prozent der Babys per Kaiserschnitt auf die Welt, im Südsudan, wie die Süddeutsche berichtet, ist es nicht einmal jedes hundertste Baby.

Eventuell ist dieser Prozentsatz zu niedrig angesetzt, bzw. er entspricht nicht mehr den modernen Gegebenheiten. Eine Studie von Alex B. Haynes von der Universität Harvard und Thomas G. Weiser von der Universität Stanford ergibt jedoch eine ideale Kaiserschnittrate von 19 Prozent. Das bedeutet, dass bei diesem Prozentsatz die besten gesundheitlichen Ergebnisse für Mütter und Kinder erreicht werden; ein höherer Prozentsatz führt nicht zu besseren Ergebnissen, es überleben also nicht mehr Mütter und Kinder, wenn mehr Kaiserschnitte durchgeführt werden.

Für ihre Studie werteten Haynes und Weiser Daten aus allen 194 Mitgliedsstaaten der WHO aus, die zwischen 2005 und 2012 erhoben wurden.

Foto von wilf2


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