

Hebammenverband: Zu wenige Hebammen, zu schlecht bezahlt
Unterbezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, und Personalmangel.
Seit einigen Jahren machen Hebammen mehr auf sich aufmerksam als jemals zuvor. Angefangen hat es mit den horrenden Versicherungsbeiträgen. Die hohen Kosten für die Haftpflichtversicherung drängten manche Hebammen sogar aus der Geburtshilfe, die doch eigentlich ein Kerngebiet der Hebammenarbeit ist.
Auch jetzt noch sind Hebammen immer wieder Nachrichtenthema. An ihnen zeigen sich Fehlentwicklungen, die sich eigentlich durch alle Bereiche des Gesundheitssystems ziehen: Unterbezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, und Personalmangel.
Überfüllte Kreißsäle, geschlossene Geburtsstationen
Die Präsidentin des Hebammenverbands, Ulrike Geppert-Orthofer, beklagte anlässlich des Internationalen Hebammentages, die Zustände in der Geburtshilfe. Geburtsstationen würden aus Personalmangel geschlossen, Schwangere würden wegen Überfüllung der Kreißsäle abgewiesen, und es fehlten auch freiberufliche Hebammen, die sich um die frisch entbundenen Mütter kümmern. In den Krankenhäusern sei eine Hebamme oft für drei oder gar noch mehr Frauen gleichzeitig zuständig, so Geppert-Orthofer. Sie fordert deswegen auch dringend eine Personaluntergrenze.
Hebammen arbeiten durchschnittlich nur sieben Jahre in ihrem Beruf
Weitere Forderungen für eine bessere Geburtshilfe: . So soll die Verweildauer im Beruf verbessert werden. Aktuell bleiben Hebammen durchschnittlich nur sieben Jahre in ihrem Beruf.
Laut einer Umfrage an Geburtskliniken sind diese mit der Problematik vertraut. Sie halten vor allem die familienunfreundlichen Arbeitszeiten und die schlechte Bezahlung für die Hauptgründe, die Bewerberinnen von der Arbeit als Hebamme abhalten. Die Experten der Krankenhäuser sind außerdem der Meinung, dass die Fallpauschalen für spontane Geburten angepasst werden müssen, dass also die Krankenkassen den Geburtskliniken mehr Geld für Geburten zahlen. Die Zahl der Hebammen müsse erhöht werden, damit die Frauen während der Geburt durchgängig von nur einer Hebamme betreut werden können. (Umfrage der Deutschen Hebammenhilfe e.V.)
Babyboom und Hebammenmangel
Der Hebammenmangel macht sich aktuell beispielsweise in Berlin bemerkbar. Hier herrscht ein regelrechter Baby-Boom, 2016 beispielsweise kamen 41.000 Kinder zur Welt. Allerdings: „Die Zahl der aktiven Hebammen hält mit dem Anstieg der Geburtenzahlen nicht Schritt“, so die Senatsverwaltung für Gesundheit. Zwar steigt die Zahl der registrierten Hebammen an, die Zahl der tatsächlich aktiven Hebammen sinkt aber. 2016 waren zwar rund 1.450 Hebammen in Berlin registriert, davon waren aber nur knapp 68 % einsatzbereit – weniger als 1.000.
Jetzt haben Vertreter verschiedener Interessengemeinschaften und Berufsgruppen einen Zehn-Punkte-Plan entworfen, mit dem das Land Berlin mehr Hebammen schaffen will. Dazu gehört der Ausbau der Ausbildungsplätze für Hebammen. Sie sollen von aktuell rund 200 auf 332 Plätze im Jahr 2020 aufgestockt werden. Zudem erhalten sechs Geburtskliniken eine Finanzspritze von insgesamt 20 Millionen Euro, um die Kreißsäle auszubauen. Arbeitsbedingungen sollen verbessert, die Bettenkapazität in den Geburtstationen erhöht werden. Zudem soll nach Wegen gesucht werden, wie Kliniken ihre Beleghebammen bei den Haftpflichtbeiträgen entlasten können.
Weitere Informationen zu den Forderungen des Deutschen Hebammenverbandes gibt es auf der Seite www.unsere-hebammen.de.
„Fran e Rafaela“ von Cristina Souza