Folsäure, Phtalate und Melanome

Folsäure kann mehr als gedacht


Es war wieder eine aufregende Woche für Schwangere. Viele Studien zu den verschiedensten Themen wurden veröffentlicht, etwa zum Antibiotikagebrauch oder Marihuanakonsum in der Schwangerschaft, zu einem möglichen Zusammenhang zwischen Autismus beim Kind und dem Zigarettenrauchen der mütterlichen Großmutter während der Schwangerschaft.

Wir werfen einen Blick auf drei Meldungen.

Folsäure kann Vorteile für emotionale Intelligenz bringen

Üblicherweise versteht man unter „Intelligenz“ die kognitiven und akademischen Fähigkeiten eines Menschen. Der IQ – die Maßzahl dieser Intelligenz – mag für das Leben wichtig sein, aber natürlich gibt es bei Menschen auch noch die emotionale Intelligenz (EQ). Darunter versteht man beispielsweise die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu erkennen und damit umzugehen, aber auch die Gefühle anderer zu erkennen und nachzuvollziehen.

Wissenschaftler der Universität Ulster haben auf der Jahresversammlung der British Psychological Society eine Studie vorgestellt, die sich mit der Auswirkung von Folsäuresupplementen auf den EQ von Kindern beschäftigt. Sie befragten Eltern zur Persönlichkeit ihrer Kinder, unter anderem auch dazu, wie die Kinder mit Emotionen umgehen und zu Beziehungen zu anderen.

Bei der Auswertung der Antworten zeigte sich, dass die Kinder, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaftsdauer ein Folsäuresupplement eingenommen hatten, einen deutlich höheren EQ und eine höhere psychische Widerstandskraft hatten.

Professor Tony Cassidy ist überzeugt, dass die Einnahme von Folsäuresupplementen nicht nur während der ersten drei Monate (wie zur Vermeidung von Neuralrohrdefekten empfohlen wird), sondern über die gesamte Schwangerschaftsdauer potenzielle psychologische Vorteile für das Kind mit sich bringt.

Phtalate steigern Allergierisiko bei Kindern

Phtalate werden als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt, sie verhindern also das Splittern ansonsten eher spröder Materialien. Für die Industrie sind sie sehr praktisch, für die Gesundheit und Umwelt sind sie vermutlich eher nachteilhaft. Bestimmte Weichmacher wirken ähnlich wie Hormone und können Unfruchtbarkeit verursachen oder Gewichtszunahme verursachen.

Forscher der Universität Leipzig und des Deutschen Krebsforschungszentrums haben jetzt eine Studie im Fachblatt Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht. Laut dieser Studie besteht für Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft und Stillzeit besonders intensiven Kontakt mit Phtalaten hatten, ein größeres Asthma-Risiko.

Dr. Irina Lehmann und ihre Kollegen gingen von Untersuchungsergebnissen aus, die sie im Rahmen der LINA-Studie erfasst hatten. Dort stellten sie fest, dass die Konzentration von verstoffwechselten Phtalaten im Urin der Mütter mit dem Vorkommen von allergischem Asthma bei ihren Kindern korrespondierten.

Die Wissenschaftler konnten diesen Zusammenhang durch Versuche mit Mäusen belegen; hier zeigte sogar die nächste Generation noch eine verstärkte Asthma-Tendenz.

Melanom: Kein höheres Risiko während der Schwangerschaft

Das Melanom, auch als schwarzer Hautkrebs bekannt, gehört zu den aggressivsten Krebsarten. Es ist auch die häufigste während der Schwangerschaft entstehende Krebsart und macht bis zu 30 % aller bösartigen Tumore bei Schwangeren aus.

Forscher des John Wayne Cancer Institute in Santa Monica haben sich nun der Frage gewidmet, ob schwangere Frauen ein besonders hohes Hautkrebsrisiko haben, oder ob die Prognose bei ihnen schlechter ausfällt als bei Frauen, die nicht schwanger sind. Studienautor Dr. Mark Faries und seine Kollegen werteten die Daten von Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren aus, die zwischen 1971 und 2016 am John Wayne Cancer Institute wegen eines Melanoms behandelt wurden.

Die Wissenschaftler konnten die alte Vermutung entkräften, dass bei Schwangeren Hautkrebs häufiger vorkommt und schwerer verläuft als bei anderen Frauen. Die Überlebens- und Rezidivraten sind vergleichbar.

Dr. Faries weist darauf hin, dass Hautkrebserkankungen immer häufiger vorkommen, vor allem auch bei Frauen zwischen 20 und 40 – also in derselben Altersgruppe, in der die meisten Schwangerschaften vorkommen. Hautkrebsscreening ist deswegen bei schwangeren wie auch nicht-schwangeren Frauen gleich wichtig.