Liebe Blue,
ich fürchte, dass uns das unser ganzes Leben nicht loslässt. Es wird sicher weniger schlimm und die Rückfälle kommen seltener, aber ich habe das Gefühl, dass wir mit der Kinderlosigkeit leben wie mit einer Art Krankheit. Das klingt jetzt etwas scharf - aber im Prinzip ist es so.
Es wird immer wieder Anlässe geben, die einen aus der Bahn werfen bzw. wenigstens schlucken lassen. Das können offensichtliche Anlässe sein (Deine Kollegin), aber auch weniger offensichtliche. Ich glaube, das ist normal - und wenn man akzeptiert, dass es so ist, kann man auch damit umgehen (hoffe ich jedenfalls).
Sicher kommen solche Tiefschläge eher, wenn man generell nicht gut drauf ist. Die Gründe dafür weißt Du am besten. So, wie Du schreibst, scheint es Dich ein wenig zu treffen, dass Dein Mann scheinbar (!) so gar kein Problem mehr mit der Kinderlosigkeit hat. Dem gilt es, auf den Grund zu gehen: Hat er wirklich kein Problem mehr? Mein Mann würde genauso reagieren - schon heute tut er häufig so, als gäbe es kein Problem, weil er meint, dass wenn er ständig das Problem sähe, es die Situation auch nicht verbessere. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.
Sollten bei uns der laufende und noch ein weiterer
IVF-Versuch fehlschlagen (wovon ich ausgehe), weiß ich, dass ich mit meinem Mann anders leben will als bisher. Nicht vorstellen kann ich mir, dass alles so weitergeht wie gehabt. Wenn wir kein eigenes Kind haben können, möchte ich eine andere Art von Familie - ob mit einem adoptierten Kind, Leben in einer WG, Aufnahme von ausländischen Austauschschülern... Diese Perspektive brauche ich. Und diese Lebensplanung geht nur mit meinem Mann. Ich hoffe, er zieht mit...
Damit ist natürlich auch die Hoffnung verbunden, mit dieser neuen Lebensperspektive die Heilung der Kinderlosigkeits-Wunde zu befördern. Dass eine Narbe bleibt, davon gehe ich aus. Aber viele Menschen leben mit vielerlei Narben, dann kann ich das auch.
Ich weiß nun nicht, wie Ihr Euch Euer weiteres Leben vorstellt. Ob Ihr überhaupt schon darüber gesprochen habt. Jedenfalls gilt: So lange Du noch ein Problem hast, "darfst" Du auch mit Deinem Mann darüber sprechen. Ich weiß, wie schwer das ist; denke vor allem immer, merkt er nicht, dass ich noch ein Problem habe, und warum spricht ER es nicht mal an? Das hatten wir schon an anderer Stelle, im Dialog mit Welpe. Die meisten Männer sind (leider) so...
Liebe Blue, jetzt muss ich noch schnell etwas arbeiten. Ich wünsch' Dir alles Gute!
Catriona