Ohrfeige für einen Schüler findet Beifall
Von Matthias Beermann, Paris
Nach einer Backpfeife in einem französischen Klassenzimmer schlägt sich auch der Premier auf die Seite des Lehrers.
Eskalation im Klassenzimmer: Ein Lehrer im nordfranzösischen Berlaimont fordert einen 11-jährigen Schüler auf, sein Pult aufzuräumen. Als der sich weigert, wischt der 49-jährige Pädagoge kurzerhand Hefte, Bücher und Stifte auf den Boden. „@#$%&!“, schreit der Junge. Daraufhin verpasst ihm der Lehrer eine Ohrfeige. „Mir ist die Hand ausgerutscht“, sagt er später. „So hat noch nie ein Schüler mit mir geredet!“
Der Vorfall hat sich bereits Ende Januar zugetragen und erregt seither als „Backpfeifen-Affäre“ die Nation. Doch der Held der Geschichte ist nicht etwa das Opfer der Züchtigung, sondern der Lehrer mit der lockeren Hand. Jose Laboureur war prompt vom Vater des Schülers – einem Polizisten – angezeigt worden. Körperliche Züchtigung ist in Frankreichs Schulen verboten.
Theoretisch droht Haftstrafe
Der Pädagoge wurde vernommen und für 48 Stunden in Polizei-Arrest gesteckt. Ende März wird sich Laboureur wegen „schwerer Tätlichkeit“ vor Gericht verantworten müssen. Theoretisch droht ihm dafür sogar eine Haftstrafe.
Als dies jedoch bekannt wurde, wogte eine Welle der Empörung durchs Land. Niemand Geringerer als Premierminister Francois Fillon ergriff öffentlich Partei für den Lehrer. Es sei „nie eine gute Lösung“, einen Schüler zu ohrfeigen, räumte der Regierungschef ein, aber die Lehrer bräuchten „ein wenig Respekt“, um ihren Unterricht abhalten zu können. „Offen gesagt, als Vater von Schulkindern schockiert es mich, dass der Mann in Polizeigewahrsam genommen wurde.“ Dass der Schüler aufgrund seines Verhaltens lediglich für drei Tage vom Unterricht ausgeschlossen wurde, bezeichnete der Premier dagegen als „unangemessen milde“. Auch Erziehungsminister Xavier Darcos ließ Verständnis anklingen. Es seien mehr Lehrer Opfer von Schülergewalt als umgekehrt.
Kaum Gegenstimmen Hunderte Kollegen und Eltern versammelten sich vor der Gilles-de-Chin-Mittelschule, um den angeklagten Pädagogen zu unterstützen. 30000 Lehrer unterzeichneten eine Protestresolution im Internet, wo der freche Schüler und sein Vater böse abgewatscht wurden. „Statt den Lehrer anzuzeigen, hätte Monsieur besser daran getan, seinem Sohn gleich noch eine zweite Ohrfeige zu verpassen“, hieß es da.
Zwar gibt es auch Stimmen, die Partei für die Gegenseite ergreifen, aber die gehen beinahe unter in der allgemeinen Empörung. Kein Wunder, in Frankreich gilt es als normal, dass man Kinder und Jugendliche mit – mäßiger – körperlicher Züchtigung auf den rechten Weg führt. Ein Gesetz wie in Deutschland, wo Eltern seit 2000 ihre Kinder in keiner Weise mehr körperlich maßregeln dürfen, lehnt eine breite Mehrheit der Franzosen strikt ab.
(quelle: sächische Zeitung)
Hab ichgerade von meiner Mutter telefonisch bekommen
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.02.08 18:31 von Anmali.