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  Richtiger Umgang mit meiner Frau - Eine Sicht des Mannes
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   Webta
schrieb am 15.02.2023 12:24
Liebe Foren-Community,

Mit einer Mischung aus Verzweiflung und Resignation möchte ich mich doch einmal Hilfe suchend an euch wenden. Es geht um das Thema unerfüllter Kinderwunsch und vor allem darum, wie ich mit meiner Frau in dieser Situation umgehen soll.

Wir befinden uns bereits in Behandlung und stehen unmittelbar vor der dritten IUI. Mit kurzer Unterbrechung versuchen wir es mittlerweile schon drei Jahre ohne Erfolg. Das belastet unsere Ehe mittlerweile enorm. Das Problem an der Sache, wir betrachten es einfach unterschiedlich und geraten deswegen immer öfter aneinander. Für sie ist schwanger werden die einzige Lösung, koste es was es wolle. Andere Optionen sind nicht einmal denkbar, sie will bis zum allerletzten gehen. Sie hat sich mittlerweile ein enormes Medizinwissen angeeignet, konfrontiert die Gynäkologin mit kritischen Fragen und beginnt den Fachleuten mehr und mehr zu misstrauen, weil sie ihrer Ansicht nach nicht gründlich genug nach den Ursachen suchen.
Ich hingegen möchte auch ein Kind, aber nicht um jeden Preis. Für mich war gerade als wir anfingen bewusst nicht mehr zu verhüten die eigene Familie immer die Krönung für eine gut laufende, glückliche Beziehung. Das nächste Level sozusagen. Und natürlich macht es mich traurig wenn es nicht funktionieren will bei uns, besonders wenn ich merke wie sehr meine Frau darunter leidet. Trotzdem kann ich mir auch Lebensentwürfe ohne Kind vorstellen. Und niemals würde ich meine Frau verlassen weil es nicht klappt.

Allerdings habe ich in der Kinderwunschthematik keine Lobby, Wenn ich nur ansatzweise nicht das sage was sie hören möchte explodiert sie sofort und für Stunden/Tage liegt der Haussegen schief. Nach meiner Sicht wird nicht gefragt. Dabei wünsche ich mir, dass auch meine Ansicht einfach mal gehört und nicht gleich abgeschmettert wird. Aber alles was ich sagen führt sofort zu: „Aha, du willst also gar kein Kind!“

Einerseits sehe ich ihre Verzweiflung und würde mir ein Bein ausreißen um ihr nur irgendwie helfen zu können. Und ich finde dass ich objektiv betrachtet sehr vieles richtig mache, begleite sie zum Beispiel auch zum Ultraschall o.ä. wann immer es mir möglich ist. Einfach als moralische Stütze, damit sie merkt sie ist nicht alleine damit. Andererseits zermürbt der dauernde Druck und Stress von ihrer Seite. Ich weiß, dass sie es nicht persönlich meint wenn sie ausfallend oder beleidigend wird, aber ich kann mich einfach nicht immer abgrenzen. Wenn ich zum Teil – auch hier im Forum – lese, wie manche Frauen von ihren Männern völlig allein gelassen werden. Es ist einfach verletzend dann immer und immer zu hören zu bekommen „[…]nie machst du[…]“, „[…]immer muss ich alleine[…]“, „[…]andere Männer würden ja[…]“

Hinzu kommt, dass wir wie jede andere Ehe eben auch unsere Themen haben. Bloß seit wir in Behandlung sind wird alles andere unter den Tisch gekehrt. Selbst wenn es jetzt demnächst klappt, dann sind wir beide von der zermürbenden Zeit ausgelaugt und habe noch immer unsere alten Themen. Dabei ist es mit schwanger werden alleine ja nicht vorbei, im Gegenteil.
Ich sehe einfach wie wir die Beziehung an die Wand fahren und versuche dagegen zu halten, komme aber einfach nicht dagegen an traurig
Bis hier hin, vielen Dank fürs lesen smile

Besonders von Frauen würde ich mich über Feedback freuen. Vielleicht könnt ihr mir ja objektiv einmal schildern, was ich noch tun könnte um meine Frau besser zu verstehen oder ihr zu zeigen, dass sie gesehen wird. Aber auch über den Austausch mit anderen betroffenen Männern würde ich mich sehr freuen.


  Re: Richtiger Umgang mit meiner Frau - Eine Sicht des Mannes
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   RoteBeete
schrieb am 16.02.2023 17:37
Hallo,

Leider kann ich dir nicht konkret helfen, sondern nur unsere Situation vor dem Kind schildern und was ich rückblickend darüber denke...

Für mich war es auch so, dass ein Kind lange Zeit die "einzige Lösung" war. Sofern man eigene Kinder möchte, sind das ganz elementare Erfahrungen, die einer Frau verwehrt bleiben und ich glaube, dass das sich noch mal ganz anders anfühlt als für einen Mann. Für mich war das neben der Trauer um ein Kind, das "nicht sein darf", wie ein Steckenbleiben und nicht Erwachsen-Werden dürfen, also ein kompletter Ausschluss aus der Gesellschaft. Nun ja, ich bin dann trotzdem Erwachsen geworden und habe meinen Weg gefunden, aber erst so nach fünf Jahren unerfülltem Kinderwunsch. Wir haben da es noch immer mit ICSI probiert, aber ich hatte angefangen mich damit abzufinden, dass es für uns wahrscheinlich nicht mehr klappt. Mein Mann hatte ein komplett anderes Tempo. Er wollte Kinder, aber vermutlich nicht um jeden Preis...Erst als er gemerkt hat, dass ich beginne abzuschliessen, hat ihn eine Art Panik gepackt. Ich glaube er hat erst da realisiert, dass wenn ich mit den Behandlungen aufhöre, wir tatsächlich niemals Eltern werden. Ich hatte angefangen mein Leben ohne Kinder auszurichten und es waren einige Veränderungen im Gange, die ihm vermutlich Angst gemacht haben, da ich mich quasi neu (er)finden musste um weiter zu leben.

Vielleicht braucht deine Frau noch etwas Zeit, bevor sie sich auf den Gedanken "ein Leben auch ohne Kind" einlassen kann? Mir hat es geholfen inspirierende Menschen ohne Kinder zu treffen, die für irgendetwas im Leben "brennen". Ich denke, wenn man so fest auf den Kinderwunsch festgefahren ist wie ich es war, dann gibt es unbewusst sehr triftige Gründe dafür. Das bringt eine Menge emotionaler Arbeit mit sich...(dieser müssen sich die meisten Menschen erst etwas später im Leben stellen). Ich war auch viele Jahre in Therapie wegen dem Kinderwunsch, das war wichtig für mich. Es gibt auch Paartherapien in Bezug auf den unerfülltem Kinderwunsch, wenn ihr beide da offen seid, kann ich das nur empfehlen (aber sucht euch eine/n Therapeutin die sich mit dem unerfülltem Kinderwunsch auskennt).

Alles Gute!


  Re: Richtiger Umgang mit meiner Frau - Eine Sicht des Mannes
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   Viktoria1
schrieb am 16.02.2023 19:11
Es ist unterschiedlich, wie weit die Menschen für ihren Kinderwunsch gehen….irgendwann ist es auch eine Frage des Geldes, aber da seid ihr vermutlich noch nicht.
Der Weg zum Ziel kann sehr lang sein….ich habe für meine Kinder 9 Icsis, 4 Kryos gebraucht. Und drei Fehlgeburten hatte ich auch, eine im vierten Monat.

Es gibt härtere Schicksale in diesem Forum, aber ich habe nie mit dem Gedanken an Abschied gespielt. Wahrscheinlich auch, weil ich mein Leben auf Kinder ausgerichtet hatte.
Job? Nach Vereinbarkeit Job und Familie ausgesucht.
Haus mit Kinderzimmer gebaut, obwohl wir noch keine Kinder hatten.
Nie würde ich kinderlos hier auf dem Lande wohnen wollen…

aber der Weg war steinig. Wir sind froh, ihn gegangen zu sein….


  Re: Richtiger Umgang mit meiner Frau - Eine Sicht des Mannes
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   Loewe24
schrieb am 17.02.2023 14:33
Hallo Webta,
deine Schilderung von eurer Situation hat mich sehr berührt. Aus ihr spricht sowohl deine Liebe zu deiner Frau und der Wille, ihr beizustehen, als auch die Hilf- und Ratlosigkeit in der aktuellen sehr schwierigen Situation. Auch mein Mann und ich befinden uns gerade in einer KiWu-Behandlung, gerade ist der 5 Transfer im Rahmen der 2. ICSI leider schon wieder negativ ausgegangen. Vor allem am Anfang der Behandlung vor 1,5 Jahren ging es zwischen uns viel um Gerechtigkeit - ich hatte das Gefühl, dass ich von meinem Mann alleine gelassen wurde - und das, obwohl er so ungefähr der hilfsbereiteste Mann auf diesem Planeten ist. Aber schließlich war ich diejenige, die sich immer und immer wieder Spritzen in den Bauch rammen musste, die viele viele Stunden meiner Lebenszeit in Wartezimmern verbringen und dies irgendwie vor meiner Chefin rechtfertigen musste, die die ganzen hormonellen Achterbahnfahrten und Nebenwirkungen spüren musste... Zum ersten Transfer wollte mein Mann erst nicht mitkommen, da er einen wichtigen Termin bei der Arbeit hatte... ich bin damals ziemlich ausgerastet. Ich glaube, meinem Mann war da noch gar nicht bewusst, wie viel mir das bedeutet, wenn er zu diesen Terminen mitkommt. Aber an diesem Punkt scheinst du ja schon zu sein - du wirkst wirklich bemüht um sie. Nur steckt deine Frau vermutlich so sehr in diesem ganzen KiWu-Wahnsinn drin, dass sie das nicht sieht... nachvollziehbarer Weise. Und mal ganz ehrlich: nichts, was du tust, kann annähernd genug sein, um die Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Eine Kinderwunschbehandlung ist für die Frau immer 1000x anstrengender, als für den Mann. Es gibt hier keine "Gerechtigkeit" - wie ich irgendwann schmerzlich verstehen musste. Und dieses Verstehen hat mir tatsächlich geholfen. Das, und auch, dass mein Mann das auch irgendwann mir gegenüber so geäußert hat und dabei gesagt hat, dass ihm das unendlich leid tut. Und mir dabei aber trotzdem zu verstehen gegeben hat, dass er alles in seiner Macht stehende tun möchte, um mir die Situation zu erleichtern. Eine Paartherapie hat uns auch geholfen... Wir haben Wege gefunden, wie ich äußern kann, was ich mir von ihm wünsche (sei es, dass er beim Spritzen immer dabei ist, dass er mir danach eine Fußmassage gibt, ... was auch immer mich spüren lässt, dass er mit dem Herzen bei mir ist). Wir haben auch Wege gefunden, darüber zu kommunizieren, was Kinder zu bekommen für uns jeweils bedeuten. Und ja, dieser Wunsch steckt in Frauen (so meine Erfahrung) meistens sehr viel tiefer, als in Männern. So ist halt unsere Biologie gestrickt. Ich glaube, man (bzw. Frau) braucht eine Gebärmutter, um dieses Gefühl wirklich nachvollziehen zu können.
Vielleicht hilft es, wenn du deiner Frau immer mal wieder sagst, wie dankbar du dafür bist, dass sie das alles für euren gemeinsamen Wunsch auf sich nimmt, und sie fragst, was du im Gegenzug tun kannst (wichtig: tu es dann wirklich!!zwinker Und ja, eine Paartherapie kann helfen. In dem Gefühl der Ungerechtigkeit steckt ganz schön viel Frust und auch Wut. Aber möglicherweise ist die Wut deiner Frau in Wahrheit gar nicht gegen dich gerichtet, sondern gegen das Universum, das ihr bisher ihren sehnlichsten Wunsch verwehrt. Einen Raum zu haben, dies aussprechen zu dürfen, gemeinsam wütend oder traurig oder frustriert sein zu dürfen, kann wieder ein gutes Team aus euch machensmile
Würde mich freuen zu hören, wie es bei euch weitergeht.
Alles Gute!


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  Re: Richtiger Umgang mit meiner Frau - Eine Sicht des Mannes
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   Sicht_einer_Frau
schrieb am 18.02.2023 17:45
Lieber Webta,

ich selbst habe inzwischen mehr als 10 Jahre unerfüllten Kinderwunsch mit mehr als 10 ICSI-Versuchen hinter mir. Auch mein Mann hat alles mit gemacht, was ich wollte. Was ich allerdings vermisst habe: Er war nie selbst die treibende Kraft. Er hat mich nie "getragen", wenn ich nicht mehr konnte. Er ist eben wirklich nur "mit gegangen". Ich habe recherchiert, ich habe geplant, ich habe für den Kinderwunsch meine letzten Energiereserven mobilisiert. Ich habe viel, viel mehr gegeben als er. Auch wenn ich weiß, dass er mehr getan hat als viele andere Männer, fühlt sich das für mich nicht wie ein gemeinsamer Kampf an. Es ist ein bisschen so, als wollte man zusammen etwas Großes kaufen - und einer gibt sein ganzes Geld - und der andere nur die Portokasse.
Das soll nicht heißen, dass das auch auf euch zutrifft. Nur als Gedankenanregung.

Viele Grüße und alles Gute!


  Re: Richtiger Umgang mit meiner Frau - Eine Sicht des Mannes
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   Webta
schrieb am 27.02.2023 13:08
Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen Dank für eure Antworten! Ich habe mich sehr darüber gefreut, hatte zwischenzeitlich ein wenig Sorge mein Thread würde komplett untergehen. Gerne möchte ich auf eure Anregungen im Einzelnen eingehen:

@RoteBeete
Du hast mir mit deiner Schilderung schon sehr geholfen smile
Ähnliche Schilderungen kommen mir bekannt vor, beispielsweise das „aus der Gesellschaft ausgeschlossen“ werden. Verstehe was gemeint ist. Zeit wird meine Frau brauchen, ich hoffe einfach ihr diesen Weg dahin ein bisschen ebnen zu können.
Das Thema Beratung haben wir schon einmal angepackt, es hat leider in dem Fall nicht funktioniert. Ich selber nehme aktuell psychologische Hilfe in Anspruch. Sie ist auch prinzipiell offen dafür, allerdings wird es schwierig eine passende Beraterin zu finden. Es müsste schon wer sein, der selber in der Situation ist. Und – da kann ich meine Frau allerdings vollends verstehen – noch jemand der mit den inflationären Standardfloskeln („Fahrt mal in Urlaub“, „Entspannt euch“, „Mal über Adoption nachgedacht“, „Du bist doch noch jung“) ankommt hilft uns da auch nicht.

@Viktoria1
9ICSIS, alle Achtung! Doch genau dieser Punkt, Fehlgeburt oder anderweitige Komplikationen machen mir Sorgen. Ich habe Angst, wenn es dann endlich mal geklappt hat und dann geht irgendetwas schief, wie wir damit umgehen würden traurig

@Loewe24
Vorweg, die Spritzen setze ich ihr zwinker
Es ist natürlich richtig, ich bin eben ein Mann und diese viel zitierte „innere Uhr“ werde ich in der Form niemals spüren, das ist nicht mal böswillig gemeint, sondern einfach Tatsache. Mir ist beim lesen deines Beitrages aber zum ersten Mal bewusst geworden, dass sie zwangsweise wohl immer mehr investiert als ich. Wenn die Fronten so festgefahren sind vergisst man schnell den Blick nach links oder rechts, das gilt wohl auch für mich. Deinen Ratschlag habe ich befolgt und ihr einmal zu verstehen gegeben, dass ich zwar nicht immer adäquat auf alles reagieren mag, aber dass ich sehe was sie alles für den Kinderwunsch über sich ergehen lassen muss. Der Reaktion nach zu urteilen ist ihr ein Stein vom Herzen gefallen smile
Auch habe ich ihr angeboten, dass sie sich für jeden Termin o.ä. im Anschluss etwas wünschen darf, was ihr gut tut. Das hat sie leider bislang nicht in Anspruch genommen.
Kürzlich hat sich die Situation auch noch einmal zugespitzt, sodass ich die Entscheidung getroffen habe, ein mir sehr wichtiges Hobby bis auf weiteres auf Eis zu legen, damit wirklich alle Ressourcen für die KiWu-Behandlung zur Verfügung stehen. Hört sich jetzt vielleicht nicht großartig an, aber meine Frau weiß um dessen Bedeutung.

Euch übrigens auch alles Gute weiterhin. Gerne berichte ich an dieser Stelle ebenfalls wie es weiter geht.

@Sicht_einer_Frau
Auch in deiner Schilderung erkenne ich mich wieder. Es ist wahr, ich bin nicht die treibende Kraft. Allerdings kommt hier die Eingangsthematik wieder zum Tragen. Für meine Sicht besteht hier kaum Raum, da ich sie nicht äußern kann ohne mich heftigstem Gegenwind auszusetzen. Ich persönlich würde den Weg zum Wunschkind eben ein wenig anders gestalten. Das weiß sie aber auch. Mein Standpunkt ist, ich würde es an einigen Stellen anders machen, gehe den Weg wie wir ihn gehen aber ihr zuliebe mit. Verstehst du was ich meine?

Liebe Grüße
Webta




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