Hi,
ihr kennt das sicher und ein Stück weit gehe ich damit auch gut um, aber im Moment könnte ich echt PLATZEN!
Ich arbeite halbe Stelle als Lehrerin, mein Mann ist in der Logistik. Da er aktuell den Job wechselt, ist er seit 3 Monaten zuhause und wird auch weitere 3 Monate zuhause sein (Freistellung, Resturlaub).
Ich hatte gehofft, dass ich mich in dieser Zeit mal zurückziehen kann, also große Teile des Haushalts ihm überlassen kann und auch das Denken an Arzttermine, Klassenarbeiten, Schulkram der Kinder. Beide haben ADHS, brauchen also viel Begleitung, Anleitung und Erinnerung.
Ich habe schnell gemerkt, dass das so nicht klappt. Er verkündete immer ganz stolz, dass er die Küche gemacht und die Spülmaschine ausgeräumt hat. Und er kocht ab und zu. Aber es ist ein kleiner teil von dem, was eigentlich zu tun ist. Und ich unterstelle ihm auch nicht, dass er bewusst all das, was ich von ihm erwartet habe, einfach nicht macht und ich wieder mal alleine dran denken muss.
Im Übrigen habe ich auch gesagt bzw. wir haben ganz klar darüber gesprochen, dass er nun der "Hausmann" ist und ich mich mehr der Schule und dem Sport widmen kann, es war alles abgesprochen, aber es klappt NULL - Ich glaube, es ist so eine Art Gewohnheit, und auch Faulheit, und es hat auch was mit dem Bild von Mann und Frau zu tun. Ich habe letztens mit ihm gesprochen, dass ich unzufrieden bin, (eigentlich schon mehrmals) und er hat das auch alles verstanden.
Aber es passiert nichts und im Grunde genommen habe ich zu 90% die Aufgaben, die ich vorher hatte. Angenehm ist, dass er so langsam nicht mehr über die Arbeit spricht - ich habe hier neben Haus, Kindern und Job auch noch die Aufgabe, ihm ständig zuzuhören, wenn er in aller Ausführlichkeit über seinen Job spricht. Er kommt nach Hause und möchte erst mal über seinen Job reden. Ich komme nach Hause und schalte um auf Familie - frage die Kinder, wie es ihnen geht, frage ihn, wie es ihm geht, schaue auf den Kalender, was morgen oder übermorgen ansteht, mache 3-4 Handgriffe im Haushalt und irgendwann, wenn die Kinder in ihren Zimmern sind, erzähle ich vielleicht 2-3 Sätze von meinem Schultag. Ich habe ihm das so oft schon gesagt, aber es ändert sich nichts - der Job steht bei ihm massiv im Vordergrund.
Aktuell ist es so, dass ich wieder viel im Haushalt mache, aber nicht immer, weil ich durch das Projekt einfach mehr eingebunden bin. Wenn ich mal nur einen Teil der Aufgaben mache, geht s los - die Kinder haben keine Wäsche, Vokabeln gelernt hat niemand, morgens ist kein Brot da und ein Termin ist vergessen. Da könnte ich echt k..... ! Wir sprechen drüber, es tut ihm leid, aber es passiert NICHTS.
Ich freue mich fast darauf, wenn er wieder arbeitet, da ist dann wenigstens geklärt, wer was macht, und das ,was ich mache, ist dann gewährleistet. Ich bin so sauer!! Es war (mit der Französischlehrerin und unter uns) vereinbart, dass er mit ihr die Vokabeln vom letzten Jahr aufarbeitet (und auch eigentlich die Grammatik, aber das war mir von Anfang an klar, dass er das eh nicht macht) - was ist) ich erinnere ihn mehrmals daran, und fordere das Kind auf, und ernte nur Augenrollen. Er muss sich ja noch nicht mal mit ihr hinsetzen, er muss es nur thematisieren und sich kurz mit ihr kurzschließen, welche Lektion sie in den nächsten Tagen noch mal durchgeht, das macht sie dann alleine - man muss es nur im Auge haben und dann vielleicht auch mal fragen, ob sie zusammenfassen kann, was in dem Kapitel stand. NICHTS macht er, NICHTS! Ich habe ihn darauf angesprochen, er meinte, dass es ja nicht erholsam zuhause war und er sich nicht kümmern konnte, weil die Kinder so oft krank waren. Klar ist das doof, wenn man nicht alleine zuhause ist vormittags,, aber man kann dann doch trotzdem den Haushalt machen?! Das mache ich doch auch! und fotografiere mir vorher das Inhaltsverzeichnis des Französischbuchs ab, um zu gucken, was vielleicht der Plan für die nächsten Wochen sein könnte. gehe einkaufen, denke daran, 2 neue Hosen für die Kleine zu bestellen, weil sie nur noch eine hat, natürlich nicht, ohne mir vorher das Etikett abzufotografieren, weil ihr die Hose so gut passt und ich gucken will, ob es die noch gibt. Und bereite Unterricht vor, koche und mache mir Gedanken darüber, was ich die nächsten Tage koche. Und dann habe ich tatsächlich noch 30 Minuten Zeit zum fernsehen, bevor die kids nach Hause kommen.
Was ist daran so schwer??
Ich meine mit Haushalt etc. noch nicht mal das Erledigen von Hausarbeiten (obwohl es hier echt schlimm aussieht!), sondern das DARAN DENKEN, das "auf dem Schirm haben", das Erinnern, das Auffordern der Kinder, ihre Wäsche mit in die Zimmer zu nehmen, wenn sie sich irgendwo im Haus umgezogen haben, das Wissen, dass heute noch ein Brot und Milch gekauft werden muss, damit morgen alle satt und versorgt aus dem Haus gehen können. Auch sind die Kinder in den Haushalt eingebunden (Spüli aus räumen, Katzenecke sauber halten, eigene Sachen erledigen), aber man muss sie immer noch dazu auffordern und es natürlich auf dem Schirm haben, dass noch das und das zu tun ist - den Kalender im Blick haben und auch mal über die Dinge zuhause nachdenken, auch, wenn man gerade etwas anderes macht. Ich mache das neben meinem JOB!
Im Moment könnte ich echt alles hinwerfen, weil ich so enttäuscht bin. Es wird sich nichts ändern, zumal seine Zeit zuhause nun erst mal "vorbei" ist - leider hat seine Mutter eine ganz furchtbare Diagnose erhalten und ich vermute, dass er sie nun erst mal pflegen wird, in welchem Rahmen, ist noch nicht klar. In der Zeit wird der Haushalt und die Termine Schulsachen der Kinder etc. zum allergrößten Teil wieder mein Ressort sein und dann wird es hier auch morgens Brot geben und der Wäscheberg ist keinen Meter hoch und liegt im Keller auf dem Boden, so dass man gar nicht rüberklettern kann
Aber die erste Zeit wird meine Schwiegermutter erst mal alleine zuhause leben können und er wird nur stundenweise oder mal vormittags/ nachmittags bei ihr sein. Und es gibt auch für ihn noch das Zuhause, und hier ist so viel aufzuarbeiten. Ich mache (leider) im Moment Überstunden in der Schule, die nicht bezahlt sind, weil ich dachte, dass ich Zeit dafür habe. Mich interessiert das Projekt und es macht mir Spaß, aber wenn ich nach Hause komme, und es sieht aus wie Sau, auch wenn er den ganzen Tag zuhause war, dann könnte ich a.) k ... und b.) ärgere ich mich über die Tatsache, dass ich das Projekt begonnen habe. Und ich ärgere mich darüber, dass Mann anscheinend unfähig ist, all seine beruflichen Kompetenzen in die Arbeit zuhause umzusetzen.
Ich verstehe es nicht - in seinem Job organisiert er, hat den Überblick, denkt an alles, auch in die Zukunft, ist gründlich und immer beliebt bei den Mitarbeitern. Zuhause verwandelt er sich in einen unheimlich passiven, bequemen Mann, der sich vor allem vor den unbequemen Dingen drückt
ich frage mich nun, wie es weitergeht. Abgesehen davon, dass ich im Moment schreiend weglaufen möchte und am liebsten eine Auszeit von zuhause hätte, ist da noch die Schwiegermutter, die heute aus dem KH kommt, geht das ja eh nicht, und ich werde - sobald ich Zeit habe - die Bude auf Vordermann bringen.
Er jammert immer, dass er so viel Geld verdienen muss und daher nicht jeder Job für in Frage kommt - ich arbeite ja schließlich "nur" halbe Stelle - da könnte ich PLATZEN - ich habe mit Sicherheit mehr mehr als einen Job, wenn man all das zusammenrechnet, was ich mache!
Ich muss dazu sagen, dass er einiges aufzuarbeiten hat, was auch mit der ganzen Problematik zuhause zu tun hat, und er hat nun eine Therapie begonnen (eine Gesprächstherapie, leider keine Verhaltenstherapie). Und die Krankheit seiner Mutter wird uns sicher alle in eine schwierige Phase stürzen, zumal keine Heilung für sie in Sicht ist, daher werde ich sicher jetzt kein großes Fass aufmachen. Aber wie kann die Zukunft aussehen?
Ich würde sehr gerne mehr arbeiten, ich bin sehr gerne Lehrerin, aber ich sehe da zur Zeit keinerlei Chance.
Wie läuft das bei euch? Hat jemand ähnliche Bedingungen zuhause?