Zitat
CathyNumberTwo
es gibt ja immer noch die Gene etc., aber doch sicherlich zum großen Teil. So, zumindest, dass ich mit mir selbst zufrieden sein kann.
LG Cathy
Ich mag da doch noch was dazu sagen, da du das mit den Genen jetzt nochmals betont hast.
Ich glaube nicht, dass es an den Genen liegt, sondern an den eigenen Erfahrungen. Denn die bestimmen, was man als Normal ansieht. Oft ist man nämlich so geprägt davon, dass man da eigentlich gar nicht raus kann. Allerdings ist es gerade bei Eltern teilweise schwer herauszubekommen, was sie denn in der Vergangenheit so beeinflusst hat, da sie darüber nicht reden.
Lass mich als Beispiel meine Familiensituation nennen: Meine Mutter ist ein Kriegskind und hat ihre Kindheit zuerst in Polen verbracht und später als Flüchtlingskind in Süddeutschland, wo sie zuerst allein im Heim war. Und man merkt ihr noch heute an, dass sie en Leben ohne Vater hatte, viel auf sich allein gestellt und wenig zum reden hatte. Familie war kein wirklicher Zusammenhalt, da sie einfach andere Probleme hatten. Viele Möglichkeiten konnte sie einfach aufgrund ihrer Situation nicht nutzen. Ich weiß darüber nur sehr wenig. Aber man merkte all diese Erfahrungen auch in der Erziehung. Für sie war es normal, dass sich Geschwisterkinder um die Kleinen kümmerten. Bei Berufswunsch konnte sie mir nicht helfen und auch Schule war für sie ein anderer Ort als für mich. Beziehungen spielten eine ganz andere Rolle. In all diesen für mich sehr wichtigen Bereichen konnte sie mir nie helfen und es war für mich schlimm. Ich warf ihr vor, dass sie mich nicht verstand und mich nicht unterstützte. Man könnte es als Desinteresse bezeichnen, das du ja auch empfunden hast.
Ich habe aber durch andere Familien, in denen ich mich aufgehalten habe, gemerkt, wie es anders geht. Habe mich im Studium weiterentwickelt und wusste, wie ich eine Mutter-Kind-Beziehung möchte. Und ich habe, seitdem ich Kinder habe verstärkt, angefangen, dass bei meiner Mutter einzufordern. Ich habe mich so verhalten, wie ich es immer tun wollte und wenn sie mir nichts zurückgeben konnte, dann habe ich das akzeptiert. Sie kann noch immer nicht alles, was ich gern von ihr möchte, aber wir haben zwischenzeitlich ein gutes Verhältnis. Wir freuen uns über die Zeit, die wir zusammenverbringen. Und verglichen mit meiner Pubertät und der Entfernung unserer Wohnorte, ist das viel.
Ich habe daraus gelernt, dass ich nicht immer über meine eigenen Erfahrungen hinwegkomme und das immer mein Verhältnis zu meinen Kindern beeinflussen wird. Aber ich werde immer ein offenes Ohr haben und möchte ihnen das Gefühl geben, dass sie immer zu mir kommen und erzählen können. Und dann werden wir auch mal aneinandergeraten, weil wir andere Vorstellungen haben. Ich werde mich sicherlich öfters entschuldigen müssen, dass ich meine Kinder nicht immer verstanden habe. Aber ich bin eh ein Mensch, der mit seinen Defiziten offen umgeht.
Alles Gute!