Und ich möchte als Mutter einer mittlerweile in allen Belangen vollkommen Pubertierenden noch ein paar Sätze dem bereits Gesagten hinzufügen:
Toll, wenn du dich mit dir selber beschäftigst. Versuch doch auch einmal deine eigene Pubertät zu reflektieren. Was war dir wichtig? Was war unwichtig? Was hat dich genervt? Wovon hast du viel gebraucht? Mir hat das unheimlich weitergeholfen sie zu verstehen und zu verstehen, dass ich als Mama nun einfach einen anderen Platz einnehmen muss. Der ist eigentlich auch nicht schlecht, nur ganz woanders. Eine sehr gute Psychologin hat mir dazu gesagt:
"Die Erziehung ist zu Ende, nun ist es Zeit eure BEziehung zu gestalten" <3
Und tatsächlich, auch wenn man oft Angst hat und sich denkt: "WAS? Hast du eigentlich alle Hoflichkeitsformen vergessen, die ich dir in den letzten 10 Jahren versucht habe einzutrichtern???".... Nein, haben sie nicht. Bei uns half hier mal ein gaaanz langer Spaziergang in der ich ihr sehr klare Regeln aufgestellt habe. Wenige aber eisern durchgesetzt. (da kann man noch froh sein, wenn sie erst 11 oder 12 sind, wenn sie beginnen zu pubertieren. Da entscheide nämlich wohl noch ICH, ob man Handyzeit hat oder ausgehen darf

) Dazu zählt die Beschimpfung der Schwester oder auch körperliche Übergriffe (tja.... glaub mir, damit ist man tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme, kann jemand jetzt sagen was er will - versucht das ein Pubertier nicht zumindest, ist es keins

).
Vielleicht noch was zum Lachen (das braucht man in dieser Zeit besonders!

): zum erwähnten Spaziergang musste ich sie zwingen, weil sie ihre Pubertierhöhle "sicher nicht(!!!!!!!!)" wegen mir verlässt. Ich bin da aber recht schmerzbefreit und hab mich in den Garten gestellt und - nach Vorwarnung an sie - tatsächlich rumgebrüllt bis sie rauskam. Das war ihr so peinlich, dass sie erstmal 5m hinter mit mitgegangen ist. Dann hab ich ihr erklärt, wir würden uns so lange vom Haus entfernen, bis sie neben mir geht und vernünftig mit mir ein Gespräch führt. Ich hatte schon ein wenig Angst, dass wir uns ev. wo ein Zimmer nehmen würden müssen, aber so nach 3 km ging sie tatsächlich neben mir (dazwischen Drohungen von ihr "Ich geh wieder nach Hause!! ich drauf "Dann beginn ich wieder zu Brüllen!!!" usw...) und hat mir zugehört. So sind wir dann zurück spaziert

ich hab ihr sonnenklar gemacht, dass Beleidigungen und Schubsen/Zwicken/Haareziehen bei der Schwester ein absolutes Nogo sind und ab sofort ohne Vorwarnung Konsequenzen haben wird, ich aber auch verstehe, dass sich ihr Leben grad sehr ändert und sie auch von mir verlangen darf, dass ich sie nicht mehr so behandle wie ein kleines Mädchen

. Manche Regeln müssen natürlich neu überdacht werden und manche Dinge muss man einfach hinnehmen, weil sie den Kampf nicht wert sind (zum Beispiel Chaos im Zimmer... seufz). War am Ende richtig gut und ich hatte das Gefühl durchgedrungen zu sein.
Mein Gott, es ist eben ein Auf und Ab, aber wir haben wirklich gute Phasen und seit diesem Gespräch läuft es meistens ziemlich schnell wieder in der richtigen Bahn, wenns mal eskaliert.
Ich glaube übrigens auch, dass Kinder mit einer frühtraumatischen Erfahrung anders pubertieren, aber dazu darf man wiederum nicht nur Adoptivkinder zählen. Auch andere Kinder haben mitunter sehr frühe Traumata (die zudem oft vom Umfeld unbemerkt bleiben). Und innerhalb dieser frühkindlichen traumatischen Erfahrungen pubertieren Kinder wiederum aus den unterschiedlichsten Gründen unterschiedlich stark. Während die einen von Grund auf resilienter durchs Leben gehen, müssen sich das andere erst hart erarbeiten oder erlangen diese Resilienz nur in zu geringem Ausmaß um gut durch die Pubertät zu kommen. Es ist wie es ist. Ja, für Adoptiv- und Pflegekinder birgt die Pubertät sicher größere Risiken für eine Eskalation, aber wir dürfen auch sicher sein, dass es hier Abstufungen gibt.
Und eins noch: besorg dir was pflanzliches für die Nerven. Alkohol birgt zu große Risiken.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.01.22 11:00 von Ella Propella.