Meine Frau und ich sind seit 10 Jahren zusammen, seit 7 Jahren verheiratet und seit 5 Jahren Eltern.
Was als große Liebe begann ist durch das Traumkind schwierig geworden.
Wir sind beide ohne Vater aufgewachsen und haben uns besonders viel vorgenommen die bestmöglichen Eltern zu sein.
Das hat schnell dazu geführt, dass wir in Erziehungsfragen sehr empfindlich reagiert haben.
Ich kam mir nicht gewertschätzt vor, obwohl ich mich nach der Geburt wie eine zweite Mutter um das Kind gekümmert habe und die ersten drei Jahre fast komplett zu Hause war.
Ich habe mich zwei Tage die Woche um das Kind gekümmert, als meine Frau wieder arbeiten ging und habe dann nachts die verlorene Arbeitszeit nachgeholt.
Ich habe das gern gemacht. Allerdings haben die Streits zugenommen.
Ich bin sehr schnell beleidigt, diskutiere emotional und rede dann lauter.
Meine Frau emfindet das dann als Schreien.
Das kommt daher, dass ich mich unverstanden und hilflos fühle.
Sie hat mir oft die Autorität entzogen, in dem sie eingegriffen hat, wenn ich mein Kind geschimpft habe.
Daraus entstand das Gefühl, dass meine Meinung weder bei Frau noch Kind wichtig ist.
Mir ist klar, dass ich aufbrausend bin, wenn ich gestresst bin. Hinzu kommt eine Depression, deswegen habe ich vor einem halben Jahr eine Therapie angefangen und ein besserer Vater, Ehemann und Mensch zu sein.
Ich weiß, dass ich das eigentlich bin, aber nicht immer zeigen kann und schnell überfordert bin mit Selbständigkeit, hohen Lebenskosten und anspruchsvoller Familie.
Ich denke zwar, dass ich mich im Griff habe, aber bei kleinen Meinungsverschiedenheiten artet es immer aus, so dass ich verletztende Dinge zu ihr gesagt habe und mir jedes Mal vorstelle abzuhauen.
Heute habe ich meine Sachen gepackt.
Mein Kind wollte nicht in den Kindergarten und ist meiner Frau davongelaufen und hat geweint und geschrien.
Ich habe es wieder ins Haus getragen und mich auf Augenhöhe gekniet und lauter mit ihm gesprochen.
Weil es mich nicht angesehen hat, habe ich sein Gesicht in meine Richtung gedreht und gesagt: schau mich Mal an.
Ich wollte es so beruhigen und habe aus meiner Sicht nicht laut gesprochen.
Meine Frau hat sich dazwischen gedrängt und mir vorgeworfen, dass ich handgreiflich geworden bin.
Ich habe weder ihr noch meinem Kind jemals ein Haar gekrümmt, finde auch, dass ich nicht laut werden muss, habe das aber mit Plan gemacht und nicht, weil ich ausgeflippt bin.
In dem sie sich eingemischt hat, obwohl sie sich vorher vom Kind auf der Nase rumtanzen ließ, gab sie mir gar nicht die Möglichkeit die Situation zu lösen.
So eine Situation gab es schon oft. Immer mit dem gleichen Muster.
Das Kind macht nicht das, was wir erwarten (Überraschung!)
Meine Frau versucht es lange mit Geduld (vergeblich).
Ich rede lauter, um dem Kind Grenzen zu setzen. (Als Gegenpol zur Mutter)
Ich halte es dabei auch fest und will, dass es mich anschaut um sich zu beruhigen.
Meine Frau erträgt keine Lautstärke und empfindet es als Schreien und gewalttätig.
Sie will ihr Kind beschützen und drängt mich weg.
Ich gebe nach und sie bringt es in den Kindergarten.
Sie kommen aber nach wenigen Minuten wieder, weil sich das Kind nach wie vor weigert in den Kindergarten zu gehen.
Ich nehme mein Kind in den Arm und sage, dass es ok ist und ich nicht laut werden wollte. Für mich ist die Sache erledigt.
Meine Frau sieht die Sache aber wieder viel dramatischer.
Sie meint, ich hätte die Beherrschung verloren.
Dabei war ich nur lauter und klarer in meinem Vorgehen.
Sie wirft mir vor, dass ich gewaltätig war.
Ich bin einfach stärker und finde, dass Kinder auch Mal eine Grenze brauchen, in dem man sie beim Toben festhält.
Dass das nicht die beste Wahl ist, ist mir auch klar.
Nichtsdestotrotz eskaliert die Situation nur weil die Mutter sich wie eine Furie einmischt und mich dastehen lässt, als wäre ich wirklich ein schreiender Gewalttäter.
Ich sehe meine Fehler und würde auch lieber Buddha-mäßig auf alles reagieren. Denke aber auch, dass ein strenger Ton und ein kurzes festhalten von 3 Sekunden keine Bedrohung sind und mir das als Erziehungsperson zusteht.
Ich will das gar nicht rechtfertigen, fühle mich elendig schlecht und arbeite seit Jahren an mir und meinem Verhalten.
Meine Frau reagiert dennoch, als wäre ich eine Gefahr für das Kind und nur ihre Art der antiauthoritären Laissez-Fair-Diskussion ist genau richtig.
Ich finde das ja gut und halte sie für eine überragende Mutter.
Allerdings leidet auch das Kind darunter, da es keine Frusttoleranz entwickelt, ihre Mutter vergöttert und sich schwer tut mit anderen Kindern in Kontakt zu treten.
Meine Frau steht jetzt wieder als verständnisvolle Freundin da, während ich der böse Vater bin, der laut und grob ist.
Meine Teil akzeptiere ich. Das ist keine gute Art und habe ich selbst zu verschulden.
Das Verhalten meiner Frau sowie ihr empfindliches Intervenieren in alltäglichen Konfliken stellt mich als Alleinschukdigen hin.
Ich bin ratlos.
Ich denke, sie wird sich nie ändern und mir nie vertrauen, dass ich als Vater Konflikte auf meine Art ebenfalls lösen kann, ohne, dass das Kind Schaden nimmt.
Ich sitze auf gepackten Sachen und Frage mich, was man noch retten kann?