Hallo,
ich möchte mal ganz kurz meine Lage beschreiben. Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mit eine Idee geben, die ich noch nicht hatte.
Ich bin 40 und alleinerziehend mit einer 10-jährigen Tochter. Ihren Vater habe ich verlassen, als sie 6 Wochen als war, weil er pflegeintensiver war als unserer Baby.....und mich bestohlen hat.....und mich belogen hat.........
Seitdem wechsel ich in seiner Gunst zwischen zwei Rollen. Ab und zu mache ich alles richtig und ich soll mich gut um unsere Tochter kümmern. In diesen Momenten habe ich das Gefühl, dass mich und seine erste Familie sogar zurück haben möchte (er hat inzwischen ein zweites Kind mit einer anderen Frau).
In anderen Momenten (z.B. wenn ich ihm durch eine Mutter-Kind-Kur ein Wochenende wegnehme, unsere Tochter ohne ihn vorher zu fragen mit in eine andere Stadt nehme, nicht zustimme, wenn er spontan mit ihr Umgang haben möchte oder mich auf die Seite unserer Tochter stelle, wenn sie bedingt durch aktuelle (unsachliche) Auseinandersetzungen gerade nicht mehr über das Wochenende zu ihrem Vater möchte, ich sie nicht jeden morgen dusche, ich nicht seinen Anweisungen als Kindsvater folge) und vor allem, wenn er mit seiner neuen Lebensgefährtin mal nicht streitet irgendetwas zwischen einer schlechten Mutter und dem Teufel persönlich.
Er hat in der Vergangenheit nicht davor zurückgeschreckt, unsere Tochter nach einem kurzen Umgang einfach nicht mehr zurückzugeben und mich in ihrer Gegenwart als Hure, Nutte, Schlampe, krank und vergleichbares zu beleidigen. Seine Neue macht das meistens alles mit und wartet geduldig, bis er sich wieder abgeregt hat und unterstützt ihn in seinem Anspruchsdenken.
Er versucht mir vorzuschreiben, wie ich als Mutter unserer Tochter zu leben habe.
Er ruft, wenn ich das Gespräch in ähnlichen Situation verweigere regelmäßig meinen Vater an, beschwert sich bei ihm oder quatscht ihm auf die Mailbox, dass er jetzt alles über unsere Familie wisse und wie schlecht wir wären.
Er sagt unserer Tochter, dass weder ich noch mein Vater sie wirklich lieben würden und wir sie nur ausnützen würden.
Alles, was ich tun würde, wäre um ihn zu ärgern und ich hätte ihn damals nur genommen, um ein Kind mit ihm zu bekommen.....
Meine Tochter ihrerseits reagiert inzwischen auch mit Kontaktreduktion zu ihm, wenn er mal wieder "neben sich steht". So hat sie sogar darauf verzichtet, zu seinem Geburtstag bei ihm zu sein oder ihn zum Vatertag anzurufen (wir sind gerade in Kur). Sie sagt zu anderen Müttern offen, dass ihr Vater sagt, dass ich als Mutter sie nicht lieben würde, so klar ist für uns diese Realität. Bei unserem Umfeld stößt das entsprechend abwechselnd auf Mitleid und auf Irritation.
Meine Hauptangst ist, dass unsere Tochter in dieser Situation überfordert ist (sie hat bis 6,5 Jahre jede Nacht in die Windeln gemacht, legt sich bis heute mit ihren Lehrerinnen an, anstatt deren Hilfe anzunehmen und ist aktuell fast in der Versetzung gefährdet.
Bedingt durch meine 30-Stundenstelle und die Eigenschaft als Alleinerziehende habe ich (gefühlt) oft nicht genug Möglichkeiten das zu kompensieren und ausreichend für sie da zu sein.
Corona und das homeschooling macht die Situation nicht leichter.
Ich bin vor etwa 2 Monaten dazu übergegangen, nur noch den schriftlichen Weg der Kommunikation zu suchen, als es vor Ostern noch einmal richtig eskaliert ist (er meint, er kann sie jederzeit und von jedem Ort abholen, ohne es mit mir abzusprechen). Da er auf SMS kaum reagiert, keine Email hat und das persönliche Einwerfen von Briefen (wir wohnen in der selben Stadt) als Belästigung empfindet und ansonsten im Zweifel nicht genug deutsch kann, um deutsch zu schreiben ist das recht schwierig. Im Moment versuche ich eine feste Ferien- und Wochenendregelung über das Jugendamt zu bekommen (erste Hälfte er, zweite ich, ...) um zumindest darüber nicht mehr kommunizieren zu müssen.
Eine Vermittlung, die ich auf Anraten des Jugendamtes eingeleitet habe vom Kinderschutzbund hat er vor 3 Wochen abgelehnt.
.....so versuche ich gerade über eine Mutter-Kind-Kur wieder Energie zu tanken und einfach einmal durchzuatmen.
Mein Ex schießt wirklich nur gegen mich, hat ein ziemlich großes Ego und wünscht seiner Tochter alles Gute und zumindest zeitweise mir alles schlechte.
Er stellt nicht genug, an, dass ich das gemeinsame Sorgerecht anfechten könnte und macht mir so das Leben ziemlich schwer.
vielleicht kann mich hier jemand verstehen und kann so eine Situation schon aus der Vergangenheit heraus betrachten und mir ein paar Ratschläge geben.
Carina