Liebe Pmami,
lass dich mal ganz fest drücken! Herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter! Natürlich bist du jetzt traurig, auch wenn der Tod nicht unerwartet kam und letztlich so, wie ihn sich deine Mutter gewünscht hat. Später, wenn du mit deiner Trauerarbeit erst mal weiter bist, wirst du daraus, dass deine Mutter nicht lange leiden musste, Trost ziehen, das kannst und musst du jetzt noch nicht, jetzt ist erst mal alles frisch und das darf auch so sein.
Zu der Wohnungsauflösung hast du ja schon viele Tipps bekommen. Eine karitative Einrichtung wäre auch meine Idee gewesen, in unserer Stadt werden auch ganze Zimmereinrichtungen abgeholt (Küche, Wohnzimmer usw.) und dann an bedürftige Menschen weitergegeben. Dort wird auch Kleidung gerne genommen und wir haben schon viel dort abgegeben und abholen lassen.
Vielleicht gibt es ja doch die Mögilchkeit sich etwas Zeit zu nehmen und die Wohnung erst einen Monat später an den Vermieter abzugeben, diesen einen Monat Miete werdet ihr doch sicher stemmen können. Einfach, damit du nicht das Gefühl hast, alles ginge im Galopp, damit du überlegen kannst, wie du es gerne hättest, Alternativen ausloten kannst und auch vielleicht einfach mal ruhig in der Wohnung sitzen kannst, um auch so Abschied zu nehmen. Ein Todesfall verursacht jede Menge Hektik, Arbeit, Organisation, Absprachen usw. und oft nimmt man sich nicht die Zeit, um der eigenen Seele auch mal die Möglichkeit zu geben, Abschied zu nehmen und sich mit der Situation zu arrangieren. Vielleicht stellt sich dann ja heraus, dass ein Entrümpler wirklich die einzige, die beste Alternative ist, aber dann bist du dir SICHER und nicht zu etwas gedrängt.
Wenn die Trauerfeier nun schon am Mittwoch ist, scheint es mir aus der Ferne unrealistisch zu sein, den alten Pfarrer zu fragen, ob er die Beerdigung macht, einfach aus Zeitgründen, auch wenn das auch meine erste Idee gewesen wäre. Außerdem habt ihr das Gespräch ja schon mit der anderen Pastorin geführt.
Gehen wir also davon aus, dass die "fremde" Pastorin die Trauerfeier gestalten wird. Dennoch wird sie, wenn sie gut ist, was ich hoffe, ALLES mitgenommen haben, was ihr von deiner Mutter im Gespräch erzählt habt. Auch wenn sie sie nicht persönlich gekannt hat, wird sie aus euren Erzählungen, von den Fotos, die ihr gezeigt habt, den wichtigsten Teil eurer Mutter kennengelernt haben. Da ist es nicht so wichtig, ob sie sie nun selbst im Chor erlebt hat.
Als mein Vater letztes Jahr starb, wurde die Beerdigung auch von einem Pastoralreferenten gestaltet, der ihn nicht kannte. Er sprach mit meiner Mutter und mit mir und er hörte sehr gut und aufmerksam zu, stellte die richtigen Fragen und gestaltete eine wunderbare Beerdigung, traf genau den richtigen Ton und hat GENAU die Eigenschaften meines Vaters herausgestellt, die ihn besonders ausmachten. Dazu gehörte z.B. eine ganz besondere Kinderliebe, er konnte immer mit allen Kindenr wunderschön spielen und tat es auch mit großer Phantasie und Freude, das war nicht nur für mich, sondern für all meine (zahlreichen) Cousinen und Cousins wirklich bedeutend und prägend in der Kindheit und für mein Kind war er der beste Opa, den man sich vorstellen konnte. Und genau davon hat der Pastoralreferent (u.a.) erzählt und all meine Cousinen und Cousins sagten zu mir nach der Trauerfeier: "Genau das war er, der Onkel. Wie toll hat der Pfarrer das nur gemacht!"
Und das ist es ja, deine Mutter lebt in euren Erinnerungen und Erzählungen weiter, die schönen Moment in all den gemeinsamen Jahren verschwinden ja nicht, ihr erzählt davon und ihr habt der Pastorin davon erzählt und selbst wenn die Pastorin (wider Erwarten) diese "Schwingungen" nicht aufgenommen hat, werden sich viele Menschen (an der Beerdigung oder auch ohne Besuch der Beerdigung) genau so an deine Mutter erinnern, wie sie war, an das, was sie ausgemacht hat.
Zum Thema Gäste an der Beerdigung. Mein Vater wurde auch an einem Mittwoch beerdigt. Unser Verwandtschaft verteilt sich wirklich über GANZ Deutschland, von Hamburg bis an die Schweizer Grenze und unfassbar viele Cousinen und Cousins haben sich Urlaub genommen, natürlich nicht alle, es geht ja auch nicht immer, aber darauf kam es gar nicht an. Auch die, die nicht kommen konnten, haben an meinen Vater gedacht und haben uns das wissen lassen, DARUM geht es doch, nicht so sehr um die Anwesenheit bei der Beerdigung, die ist sowieso eher für die Hinterbliebenen gedacht, finde ich.
Und wenn deine Mutter so aktiv in der Gemeinde und im Chor usw. war, werden wahrscheinlich auch viele andere Menschen, die nicht mit ihr verwandt waren, zur Beerdigung kommen.
Manche Familien (bzw. die Verstorbenen bestimmen dies zu Lebzeiten) gestalten Beerdigungen im kleinen Kreis und erzählen allen anderen erst nach der Beerdigung von dem Todesfall. In so kleinem Kreis (5 Beerdigungsgäste) wurde meine Schwiegermutter letztes Jahr beerdigt und in dem Fall war es auch völlig stimmig und richtig.
Was ich damit sagen will: egal wer kommt oder wer nicht kommen kann, das, was deine Mutter ausgemacht hat, wird nicht von der Zahl der Gäste zu ihrer Beerdigung ausgemacht. Das ist und das bleibt, völlig unabhängig von der Beerdigung.
Du bist jetzt zwar ohne Eltern auf der Welt, aber du bist sicher nicht "alleine". Deine Eltern haben dich begleitet bis du groß und selbständig geworden bist, du hast nun eine eigene Familie, einen Mann, Söhne, Freunde, Cousinen, Cousins.... Ohne Eltern ja, aber nicht alleine.
Dass das Verhältnis zu deinen Brüdern nicht so ist, wie du es dir wünschst, ist natürlich schade, vielleicht lässt sich daran ja noch etwas ändern. Vielleicht lädst du sie mal ein oder machst sonst ein Kontaktangebot. Das Verhältnis zu anderen Menschen ist ja nicht in Stein gemeißelt, es kann sich durchaus auch zum Positiven verändern. Das müssen natürlich alle Beteiligten wollen, aber ein Versuch wäre es wert. Doch selbst wenn dieser Versuch scheitern sollte bist du nicht alleine, das halte ich für einen wichtigen Punkt.
Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft und dass du merkst, dass du alles andere als alleine bist!
Viele liebe Grüße,
Blüte