Hallo zusammen,
Ich möchte gern etwas Input zu diesem Thema, Denkanstöße, Lösungsansätze. Ich habe zwar im Freundeskreis schon einiges besprochen und natürlich auch mit meinem Partner, aber aktuell ist die Stimmung diesbezüglich wirklich eher trüb.
Der Hintergrund: Wir leben als Patchworkfamilie, allerdings nur teilweise zusammen. Beide haben wir ein Kind aus einer anderen Partnerschaft, wobei nur meins bei uns lebt und das andere in einer anderen Stadt, wobei es häufige Besuche gibt. Er ist sehr darauf bedacht, sein Kind so oft wie möglich zu sehen (und zu betreuen). Mein Kind lebt hälftig bei mir und dem Vater, der in der selben Stadt wohnt.
Mein Kind trägt meinen Nachnamen, sein Kind trägt den der Mutter. Wir erwarten nun unser erstes und sicher letztes gemeinsames Kind (bin schon älter).
Nun ist es so, dass wir beim Nachnamen auf keinen grünen Zweig kommen. Er beharrt darauf, dass er nun auch gern mal ein Kind hätte, was seinen Namen trägt und ist der Meinung, dass sein Kind sich ausgeschlossen fühlen würde, würde das dritte Kind meinen Namen erhalten. Bekäme das neue Kind seinen Namen, hätten wir drei Kinder mit drei unterschiedlichen Nachnamen, wobei „nur“ zwei dauerhaft bei uns leben würden.
Ich für meinen Teil hätte ungern zwei Kinder mit zwei unterschiedlichen Nachnamen. Ich bin selbst als Kind einer Alleinerziehenden aufgewachsenen und spüre heute noch zuweilen das Stigma, was damit verbunden ist, wenn man Leuten erzählt, dass man nicht den gleichen Vater hat wie die Geschwister. Hier hält er entgegen, dass er ja auch zwei Kinder mit zwei unterschiedlichen Müttern hat und das Argument demnach für beide gilt. Ich sehe das insofern anders, als dass - meiner Erfahrung nach - Frauen mit Kindern unterschiedlicher Väter eher mitleidig und Väter mit zwei Kindern unterschiedlicher Mütter eher als engagiert wahrgenommen werden, insofern sie sich kümmern. Googelt man „zwei Kinder von zwei unterschiedlichen Vätern“ vs. „zwei Kinder von zwei unterschiedlichen Müttern“ bestätigt sich mein Gefühl. Während zur Mutter meist Themen wie alleinerziehend, benachteiligt und Stigma auftauchen, sind es beim Vater dann lediglich Regenbogenfamilien. Das ist sicher kein Beweis, bekräftigt aber etwas mein Gefühl.
Dazu kommt, dass ich nicht komplett nachvollziehen kann, wie sein Nachname für das dritte Kind sich direkt positiv auf das vorhandene auswirken würde. Sie hießen dann beide weiterhin anders und das neue Kind trüge sogar SEINEN Namen, so als ob es quasi sein einzig echtes Kind wäre. Daraus könnte man nun auch schließen, dass eben dieses Kind sich (also wenn wir schon von Ausgeschlossenheit sprechen) auch ausgeschlossen fühlen könnte - z.B. von dem Geschwisterkind, das bei ihm leben wird, während das andere (im Übrigen 11 Jahre älter), nur ca. aller zwei Wochen bei uns ist und dann ja immer noch einen anderen Namen hat. Diesen Umstand werden wir leider nie ändern können.
Mein Vorschlag war nun, dass wir das neue Kind auch nach mir benennen und bei einer Heirat auf einen blöden Doppelnamen zurückgreifen, wonach er dann meinen und seinen und den Namen des neuen Kindes tragen würde - somit wäre zumindest ihm geholfen. Eine andere Idee war, dass er meinen Namen komplett annimmt und wir dann eben zu viert so heißen. Das Alles lehnt er ab, weil es sein Kind wiederum noch mehr ausschließen würde.
Ich halte dem entgegen, dass wir alles dafür tun müssen, dass sich genau dieses Gefühl bei dem Kind nicht einstellt , aber der Name sicherlich nicht ausreicht, um die räumliche Distanz zu kitten. Das Kind wünscht sich, wie die meisten von uns, sehnlichst eine komplette Familie. Insofern sehe ich hier eher den Ansatzpunkt, es noch stärker zu integrieren. Es war zB seit Bekanntgabe meiner Schwangerschaft kurbedingt leider noch nicht hier, auch ist mein Partner jetzt 2 Wochen beruflich unterwegs und danach kann es uns auch nicht besuchen, weil die Mutter Pläne mit dem Kind hat. Ich würde beide Kinder gern mit zum Ultraschall nehmen, überlege jetzt aber, dann nicht mal meins mitzunehmen, weil es sein Kind benachteiligen würde. Das nur als Beispiel.
Wie würdet Ihr hier verfahren? Mediator? Losentscheid? Diskussion? Mir gehen nun langsam auch die Argumente aus.
Er ist verfahren.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.10.19 02:49 von Bette.