Ich finde, das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich bin mir dessen bewusst, dass man hier sehr leicht urteilt, wenn man nicht selbst betroffen ist.
Ich kenne als Lehrerin ja nun mal sehr viele Kinder, deren Eltern sich getrennt haben. Und selbst, wenn der Vater nur 2 Straßen weiterzieht und es nicht mal eine neue Partnerin gibt, ist das für die meisten Kinder und Jugendlichen ein ganz dickes Ding. Ich habe oft das Gefühl, dass Eltern uns erzählen, das Kind habe die Trennung ja recht gut weggesteckt, und wir uns nur wundern und sagen: Sehen die denn nicht, wie das Kind leidet?
Ich finde deswegen auch, man hat als Eltern eine besondere Verantwortung den Kindern gegenüber, was die Pflege der Beziehung und die Frage nach einer Trennung angeht. Ja, sicher, als Nicht-Betroffene sagt man das leicht, aber ich habe sehr oft das Gefühl, dass Beziehungen behandelt werden wie Restmüll, schnell ab in die Tonne, weg damit, ist nix Wert. Dass auch Erwachsene das für sich selbst schon so sehen, schockiert mich auch oft, aber wenn dann noch Kinder da sind, find ich das ganz übel. Ja, es wird Situationen geben, in denen eine Trennung ganz bestimmt besser ist als Ständiger Krach. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es für Kinder gut ist, mit zwei Menschen aufwachsen, die sich gar nix mehr z sagen haben, die nur noch Verachtung für sich haben. Ich erwarte auch nicht, dass ein Partner, egal ob Männlein oder Weiblein, Monate oder Jahre lang zuguckt, wie er betrogen und verarscht wird, "nur" damit due Kinder keine
Scheidungskinder sind. Aber sowas kommt ja auch oft nicht von heute auf morgen. Ich würde mir heute oft wünschen, dass Eltern immer im Hinterkopf haben, dass ihre Beziehung das ist, was den Kindern auch Halt geben soll, dass es an keinem Kind spurlos vorbeigeht , wenn die Eltern nicht mehr zusammenleben.
Zu mir hat mal ein Kind an der Schwelle zur Pubertät gesagt, die Trennung sei schon so, als wenn jemand gestorben wäre. Man will, dass die Eltern "normal sind", dass die zusammen sind, dass man Mama und Papa hat zuhause, und wenn der Papa wegzieht, ist alles, was vorher war, erstmal kaputt. Das wünscht sich kein Kind. Und wenn ich mir jetzt mal meine Kinder angucke, meine eher sehr sensible Tochter: Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich der erklären sollte, dass der Papa nicht mehr bei uns wohnen wird, dass der sich eine eigene Wohnung nimmt, dass der jetzt nicht mehr die Mama liebt hat, sondern einem andere Frau. Dass wir nie mehr zusammen sonntags da sitzen werden, dass wir nie mehr sonntags zusammen wegfahren, dass es kein Abendessen mehr mit uns 4 geben wird. Da ist doch so viel, was kaputtgeht. Sicher, vielleicht ist der letzte Schritt der bessere, bevor alle über Jahre leiden. Aber ich hab das Gefühl, dass viele Eltern VÖLLIG unterschätzen, was das mit den Kindern macht. Wenn ich meinen Kindern freitags eine Tasche geben müsste und sagen würde, so, ab bis Sonntag zum Papa, Hausaufgabe machen alles da, vertragt euch bitte mit der neuen Freundin, die Kinder wüssten dann auch, dass ich hier alleine bin, also , ich mag mir das nicht vorstellen. Jedes Kind reagiert sicher anders, aber ich bin mir sicher, meine Kinder würde das alles zutiefst seelisch mitnehmen.
Und wenn ein Papa sich schnell aus der Verantwortung stiehlt, weil eine 10 Jahre Jüngere toller ist, weil der Kick für den Augenblick geiler war als die Familie, weil man sich keine Mühe mehr gegeben hat an das zu denken, was man da mal im Standesamt oder in der Kirche gesagt hat, find ich das auch sch..... Bei uns wäre es aber def. auch so, dass die Kinder mehr an mir hängen und dass es die beiden def. mehr treffen würde, wenn ich gehen würde. Und nein, ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen, dass da draußen irgendwas so wichtig sein soll,. dass ich meine Kinder verlasse. Und ja, für mich ist das ein Verlassen. Allein der Gedanke, dass ich hier aus dem Haus gehen würde mit meinen Koffern, unser gemeinsames Leben verlasse, die Kinder mit ihren Gefühlen ja dann doch alleine zurücklasse, nein. Das ist sowas von absurd , ich kann mir keine Situation vorstellen, in der es so weit kommen könnte. Und ja, die eugene Vorstellungskraft ist immer begrenzt, aber aktuell sage ich aus tiefster Überzeugung: Im Leben würde ich meinen Kindern das nicht antun.