"ich hab was gesagt"
über den Satz musste ich jetzt nachdenken. generell gehöre ich zu den Menschen, die der Meinung sind, dass es ein ganzes Dorf zum Erziehen eines Kindes geben kann. es ist mMn gut, wenn das Kind immer wieder mit Ansichten und Grenzen anderer konfrontiert wird, denn ich denke, dadurch lernt es Aufmerksamkeit und Empathie gegenüber der Umwelt.
aber ich denke, es geht nicht nur um endlich mal "was" sagen, sondern auch um das "wie" und "warum". spreche ich die Sache an oder meine Emotionen aus. will ich etwas verändern (und erklären) oder etwas beenden.
Kinder, insbesondere Kleinkinder, sind mMn sehr eng in ihrer Wahrnehmung. sie haben ein Ziel und denken nicht daran, was für Auswirkungen es haben kann. ich finde, das merkt man immer gut daran, wenn ein Kind von A nach B will. es nimmt immer den kürzesten Weg, quetscht sich durch, denkt nicht, dass es in der Menge verloren gehen kann und vergisst auch, dass man schon tausend Mal gesagt hat, dass es das aus dem und dem Grund nicht tun soll oder dass man gleich mitgeht, wenn man mit dem anderen Kind fertig ist... ich finde, man merkt an diesem Beispiel, wenn kein anderer involviert ist, dass das Kind eben nur an den Moment denkt und nicht mal an die Konsequenzen für sich - wie dann an die Konsequenzen für andere?
es hilft da halt immer wieder reden und erklären und Situationen beenden, wenn es nicht klappt. aber da hab ich einfach das Gefühl, dass man irgendwann müde ist zum Erklären. dass man der Meinung ist, dass es doch endlich Verstanden sein muss, weil man es von einem bestimmten Alter erwartet, weil es das eigenen Kind schon kann, weil es doch sooo offensichtlich ist. aber jedes Kind ist da eben anders.
und dieses Reden wird erleichtert, wenn es um die Sache geht und man eben auch erklärt und nicht nur was sagt. ich bin der festen Überzeugung, dass es dann auch oft eher angenommen wird, dass man sich sozusagen in die Erziehung eines anderen eingemischt hat. wenn man Sorge und Empathie anstatt Angst und Wut zeigt, vermeidet man es, Schuld zuzuweisen. wer Schuld hat, wird blocken und kann sich nicht ändern. mir ist sowas mal beim Einkaufen passiert: während ich mit dem einen Kind noch beschäftigt war, ist das andere schon vor. ich war bemüht, dass das eine Kind fertig wird, um dem anderen hinterher zu kommen; das andere Kind hat sich in eine Situation begeben, wo es für sich und andere eine Gefahr hätte sein können. ich war innerlich zerissen, hatte Angst, mich zu was zu entscheiden, damit mir das andere nicht entgleitet. auch wegen der Distanz bin ich laut geworden. gebracht hat es nichts. aber ein Mann hat mir dann gesagt, dass ich so nicht mit Kindern umgehen kann. er hatte keine Kinder. aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass er stolz auf sich war und Zivilcourage gezeigt hat. an meinem Problem hat es nichts geändert (er hat es auch erst gesagt, als ich dann doch wieder beide Kinder zusammen hatte), stattdessen war ich nun auch wütend auf dem Mann, denn ich hatte ja noch immer keine Lösung für das nächste Mal. für mich wäre es besser gewesen, er etwas gemacht anstatt nur gesagt. und es hätte Möglichkeiten gegeben. witzigerweise erlebe ich sowas dann oft mit älteren Menschen. klar machen die das nicht immer geschickt und oft auch nach alten Muster, aber sie helfen trotzdem, die Situation aufzulösen und zeigen dann, dass was man anders machen kann. also irgendwie Lösungen anstatt Probleme und wenn sie nur den Moment zum kurz durchatmen schaffen, damit man selber wieder mit den Kindern reden kann, nachdem man aus der Schockstarre, aus der Gewohnheitsschleife rausgekommen ist. denn oft wissen die Eltern doch auch nicht, wo das Problem ist, weil sie denken, alles versucht zu haben oder es gar nicht mehr richtig bemerken, weil es zwischenzeitlich normal erscheint.
so, etwas kryptisch vielleicht, aber ich denke halt immer, es lassen sich viele Probleme vermeiden, wenn man sich in den anderen hineinversetzt und so...