Hallo,
ich gebe es zu: Ich bin schwer erschüttert von Poldis Thread und verfasse unter diesem Eindruck gerade den meinigen hier, von dem ich mir einfach ein paar Tipps und Gedankenanstöße erhoffe um das gigantische Thema der gemeinsamen Finanzen in meinem Kopf etwas ordnen zu können.
Ich bin nach einer erfolgreich gescheiterten Ehe wieder in einer festen Partnerschaft und wohne mit meinem Partner zusammen. Das Haus gehört seinen Eltern, lt. Plan wollen sie ihm dieses überschreiben und dafür lebenslanges Wohnrecht erhalten. Mein Partner wünscht sich Familie und ich bin prinzipiell auch dafür, möchte aber nach dem finanziell und beruflich für mich nicht vorteilhaften Ausgang meiner ersten Ehe diesmal die Verhältnisse zuvor schon vernünftig abgesprochen und geregelt haben (auch wenn es sich schrecklich anfühlt, den Begriff der Familie in Geld und Fakten aufzurechnen). Ganz nach urbayerisch-ländlichem Gusto stellt mein Partner sich das Ganze nach dem traditionellen Prinzip des alleinverdienenden Mannes und der zu Hause bleibenden Frau vor. Da mich Ehe No.1 meine Karriere gekostet hat und ich schon froh bin, aktuell zumindest einen Minijob gefunden zu haben, habe ich schonmal angesprochen, dass ich nicht wieder vollständig zu Hause bleiben möchte. Das findet er zwar kein bisschen gut, aber akzeptiert es. Ich denke und hoffe, dass sich meine geringfügige Tätigkeit auch mit Baby weiterhin ausüben lassen wird. Er ist ferner am Überlegen, sich selbstständig zu machen. Da ich über eine entsprechende Ausbildung verfüge stehe ich als Büroorganisatorin im Raum.
Mir stellen sich folgende Fragen:
- Ich kann mietfrei wohnen und mein Partner ist ein großzügiger Mensch, er meinte er würde alles bezahlen (abgesehen von Haushaltsgeld halb-halb), ich solle mein Geld sparen. Das aber widerstrebt meinem Gerechtigkeitsempfinden und da meine Finanzen eine Mietzahlung leider sowieso nicht zulassen, würde ich zumindest gerne für sonstige Kosten eine angemessene Zuzahlung leisten (Wasser, Strom, Müll...). Da er diese nicht annimmt, macht es Sinn, eine Art Sparkonto anzulegen auf das ich einen entsprechenden Betrag überweise und das ich dann mal zur Bezahlung des Heizöls etc. anbieten kann?
- Ich möchte für den Fall, dass ich zur Kindererziehung zu Hause bleibe, irgendwie abgesichert werden, besonders im Hinblick auf meine Altersvorsorge. Im Zweifelsfall hätte ich für die Elternzeit ja nur das Elterngeld in Höhe des Mindestsatzes, während er weiter Vollzeit arbeiten gehen kann (für ihn kommt Elternzeit absolut nicht in Frage). Gerade dieser Punkt stößt mir sauer auf, weil diese ganze Hausfrau- und Mutter-Tätigkeit in keinster Weise abgegolten wird. Ich verlange kein "Einkommen" von ihm, aber da er momentan noch eher zögerlich auf meine Forderung nach einem gemeinsamen Konto, auf welchem unsere beiden Gehälter gesammelt werden sollen, reagiert, habe ich halt auch keine Lust, daheim das Frauchen zu spielen und mich mit 300 Euro zu begnügen. Getrennte Finanzen finde ich bei einem solchen Familienmodell ohnehin rein vom Empfinden her mehr als ungerecht, er hat aber bislang immer nur für sich gewirtschaftet und würde das nach dem, was ich bislang herausgehört habe, wohl auch gerne so beibehalten. Wie kann ich argumentieren oder eine für alle befriedigende Lösung finden?
- Falls die Überschreibung des Hauses auf meinen Partner in eine etwaige Ehezeit fallen würde, habe ich aus Poldis Thread herausgelesen, dass ich dennoch keine Rechte auf das Haus hätte, ist das richtig? Gibt es irgendeine Möglichkeit, zu verhindern dass ich im Falle einer Trennung ohne Dach über dem Kopf dastehe AUSSER ebenfalls lebenslanges Wohnrecht eintragen zu lassen? Es steht ja wie gesagt die Familienplanung und damit eine weitere Einschränkung meiner Erwerbstätigkeit im Raum und ich habe wirklich Angst vor der Möglichkeit eines Rauswurfs
- Wie könnte eine etwaige Übernahme der Bürotätigkeiten im Falle einer Unternehmensgründung aussehen, sollte ich da auf eine Anstellung bestehen?
- Habe ich noch irgendeinen kritischen Punkt garnicht bedacht?
Ich weiß das alles klingt schrecklich und ich fühle mich auch schlimm bei solchen Gedanken aber ich weiß inzwischen einfach, wovon ich rede und bin in dieser Hinsicht leider nicht mehr so romantisch gepolt wie mein Partner. Dieser ist zwar großzügig aber in finanziellen Dingen zum einen sehr unbeschwert und hat keinen rechten Überblick, zum anderen aber auch zurückhaltend und vorsichtig, er möchte zwar freiwillig geben, sich aber nach ebenfalls schlechten Erfahrungen nicht von anderen die Butter vom Brot nehmen lassen.
Außerdem würde ich gerne mal einen seriösen, vertrauenswürdigen, unabhängigen Finanzberater über meine und evtl. auch seine Finanzen drüberschauen lassen, hat jemand einen Tipp, wo ich einen solchen finden könnte?