Ich bin im moralischen Dilemma, aus den
ICSIs noch befruchtete Eizellen überzuhaben, aber beim besten Willen keine Kinder mehr bekommen zu wollen – und zwar aus ganz verschiedenen Gründen:
Zunächst einmal haben wir der Natur zwei Kinder abtrotzen können, die sehr liebenswürdig aber auch sehr anstrengend sein können. Ich bekomme wenig tatkräftige Unterstützung durch meinen Mann und musste in den letzten Jahren häufig weit über meine Belastungsgrenze hinausgehen. Allein, wenn ich an das letzte Jahr denke: Da war ich mit dem Jüngsten schwanger, habe in Vollzeit gearbeitet und drumherum den (renitenten) Dreijährigen gehütet. Das war sehr anstrengend.
Bei der Vorstellung, noch mal schwanger zu sein und die Nummer dann mit zwei (renitenten) Kindern zu machen, wird mir ganz anders.
Ich hatte im letzten Jahr kaum einen Tag „für mich“ und als dann endlich, kurz vorm Mutterschutz, mein Vertrag auslief und ich mal etwas zur Ruhe kommen konnte, fühlte ich mich auf einmal sehr malad und hatte, wie sich dann herausstellte, eine schwere Präeklampsie entwickelt. Na super! Daraufhin musste ich den Jüngsten etliche Wochen zu früh entbinden.
Aufgrund der Präeklampsie und einem gewissen Wiederholungsrisiko wäre eine weitere Schwangerschaft eh etwas, was man sich vielleicht ganz genau überlegen sollte. Wir hatten zwar Glück im Unglück und alles verlief ohne Komplikationen, aber allein der Gedanke, dass so etwas noch mal – und vielleicht viel früher! – passieren könnte, verleidet mir jeden Gedanken an ein weiteres Kind.
Zudem haben wir uns kürzlich eine Wohnung gekauft, die genau zwei Kinderzimmer hat. Sicherlich, hätten wir
Zwillinge bekommen oder würde ich mal „einfach so“ schwanger, könnte man zunächst näher zusammenrücken und ferner dann auch umziehen… aber das will ich eigentlich nicht.
Nicht zu vergessen die berufliche Situation, die mit der Anzahl der Kinder (und entsprechender Auszeiten, kurzfristig wie langfristig) nicht unbedingt besser wird.
Ich war zwar immer ganz gerne schwanger, aber ich musste schon feststellen, dass Schwangerschaften mit dem Alter nicht einfacher werden. Ehe ich nach Kaiserschnitt usw. wieder dürfte, wäre ich wohl 36 Jahre alt. (Ja, das ist nicht zu alt – aber in meinem Fall vielleicht schon.) Jede Schwangerschaft ist auch körperlich für mich eine regelrechte Weltreise, ich nehme immer viel zu und noch mehr wieder ab – ich fühle mich ausgelaugt und alle, was aber auch einfach eine Korrelation mit dem Älterwerden sein kann.

Kurzum: Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr.
Aber was tun mit den fünf befruchteten Eizellen? Ich bin mir recht sicher, dass es sich um Ausschuss handelt und keine
Kryo war jemals bei mir erfolgreich. Und dennoch tue ich mich sehr schwer damit, das Depot einfach aufzulösen. Ich kann das nicht.
Spenden möchte ich auch nicht, zumal das hier ja eh nicht so einfach ist.
Eigentlich denke ich, dass mir kaum etwas anderes übrig bleibt, als alle fünf aufzutauen und das, was vielleicht an Tag 5 noch lebt, einzusetzen. In der stillen Hoffnung, dass es nichts wird. Aber was, wenn es dann doch klappt?
Mein Mann ist sehr pragmatisch und hat kein Problem damit, die Eizellen einfach zu verwerfen. Ich denke nicht, dass er ein unüberwindbares Problem mit einem dritten Kind hätte, aber sein Wunsch ist es nicht.

Egal wie ich’s drehe und wende, ich finde keine Lösung. Zumindest keine schöne.
Wer von Euch war in ähnlicher Misere und wie seid Ihr damit umgegangen?
