Hi,
tut mir leid, euch damit zu nerven. Das ist jetzt schon der dritte Versuch, euch einen Beitrag zu posten, mal schauen, ob ich es jetzt durchziehe. Muss leider anonym sein

Ich bin mittlerweile knapp 20 Jahre mit meinem Mann zusammen und wir haben zwei tolle Kinder. Vor gut zwei Jahren hatten wir eine sehr große Krise, wo ich auch deutlich geäußert hab, dass ich mir überlege, mich von ihm zu trennen. Es wäre damals aber sehr schwierig gewesen, so dass ich mich durchgebissen habe und es folgte dann auch knapp ein Jahr lang eine "ruhige" Phase, wo es absolut ok war. Mein Mann bemüht sich etwas mehr, nicht in allen Dingen so wie ich es mir wünschen würde, aber man merkt einfach, dass er sich tatsächlich bemüht. Als Eltern, bzw. in Summe als Familie funktionieren wir auch absolut gut, wir sind uns in vielem sehr ähnlich (alle zusammen), so dass das Familienleben tatsächlich sehr überwiegend total harmonisch ist.
Vor knapp einem Jahr habe ich dann jemanden aus meiner Kindheit (also tatsächlich Kindheit, keine Jugendliebe o. ä.) getroffen, der zufällig in unsere Stadt gezogen ist. Das Treffen war unfassbar, es war unglaublich offen und vertraut. Wir hatten rund 30 Jahre keinen Kontakt und wann immer wir uns in den Jahren dazwischen getroffen hätten, hätten wir absolut nichts gemeinsam gehabt, weil sich die Leben dermaßen unterschiedlich entwickelt hatten. Jetzt aber saßen wir da, nach ein paar Jahren persönlicher Entwicklung, die unglaublich ähnlich verlaufen ist und wo sehr ähnliche Prioritäten und Glaubensansätze entwickelt wurden. Wir haben bereits beim ersten Treffen sprichwörtlich (nicht wortwörtlich!!!) die Hosen runtergelassen mit allem, was wirklich mies in unseren Leben gelaufen ist - ohne irgendwo vor zurück zu schrecken, irgendetwas zu beschönigen oder was auch immer - weil irgendwie nach fast Sekunden klar war, dass das nicht nötig ist bei uns. Es gab dann alle paar Monate ein Treffen, bei dem sich der erste, sehr "innige" Eindruck verstärkt hat - noch immer gibt im Gespräch Momente, in denen wir mit Erstaunen feststellen, wie ähnlich wir uns tatsächlich sind - das fängt bei vollkommen absurden und unwichtigen Dingen wie Tintenfarbe beim Füller und / oder die absolut selbe Kaffeemaschine, die sonst vermutlich keiner in unserem Ort hat weil einfach überhaupt nicht bekannte Marke, zumindest nicht in Deutschland, an. Aber es geht hin bis zu mittlerweile tief verankerten Lebenseinstellungen.
Beim letzten Treffen gab es schon den Moment, dass er erwähnt hat, dass wir uns offensichtlich sehr mögen - und ich hätte weder widersprechen wollen noch können. Es folgten ein paar Monate, in denen wir nur Chatkontakt (und das auch nicht regelmäßig) hatten, dazu muss ich erwähnen, dass auch er seit 7 Jahren in einer glücklichen Beziehung lebt. Nun gab es wieder ein Treffen und in dem Moment, in dem wir uns wiedergesehen haben (also tatsächlich noch bevor wir uns wirklich Hallo gesagt haben), hat er mich geküsst. Bzw. wir haben uns geküsst, ich will mich da nicht besser reden wie ich bin. Mitten auf der Straße, vollkommen unmöglich eigentlich wenn man unserer beider Situation bedenkt. Nach etlichen Minuten (keine Ahnung wie viele) sind wir dann zu ihm. Es ist nichts weiter passiert, wir standen eher vollkommen ratlos herum, und er hat dann irgendwann gesagt, dass er auch auf keinen Fall möchte, dass jetzt schon mehr passiert, dafür ist ihm das alles zu wertvoll und er hätte ohnehin nie damit gerechnet, dass das jetzt schon passiert, aber es erschien ihm in den Moment als das einzig richtige. Gefühlt sehe ich das genauso - leider

Unter´m Strich weiß nun keiner von uns beiden, was wir tun sollen. Ich erst Recht nicht. Vieles aus seiner Vergangenheit macht mir Angst, dazu kommt, dass er aus sehr bewussten Gründen keine Kinder wollte / möchte - ich hab aber meine Zwei und die werden immer im mein Leben eingebunden bleiben. In wie weit er dann damit klar käme - keine Ahnung. Und trotz aller Ähnlichkeiten gibt es unglaublich viele Dinge, die wir überhaupt nicht voneinander kennen / wissen - d.h. eigentlich mit klarem Kopf würde ich denken, dass jetzt alle Schritte in irgendeine Richtung vollkommen übereilt wären. Was aber bleibt, ist das Gefühl, dass ich meinen Mann "betrüge". Abgesehen vom Küssen nicht körperlich, aber innerlich halt doch irgendwie. Zumal - würde ich ihn näher kennen lernen wollen, käme dies eigentlich einer Affäre gleich - egal, ob wir Sex haben oder nicht - die Gefühle und alle Absichten dahinter sind ja ganz offensichtlich beidseitig da. Wenn ich ihn nicht näher kennen lerne, würde ich mich vermutlich immer fragen, was es geworden wäre, denn ganz ehrlich - in jedem Hollywoodfilm würde ich den kompletten Verlauf dieser Geschichte für vollkommen absurd erachten.
Ich weiß gar nicht, was ich von euch erwarte. Denn wirklich helfen kann mir ja auch keiner. Vielleicht am ehesten noch die Frage beantworten, wie es euch anstelle des Partners gehen würde? Soll ich jetzt schauen, wohin es führt, in der Hoffnung, mich dann bewusst für meinen Mann zu entscheiden? Könnte er das verzeihen, sollte es an irgendeinem Punkt "rauskommen"? Und wäre es dann Betrug, wenn wir auf Körperlichkeiten verzichten? Oder jetzt mit offenen Karten spielen, aber riskieren, dass es in beiden Fällen schief geht und es ausschließlich "unnötig" Verletzte gibt?
Ach Mensch... Irgendwie habe ich seit dem ersten Treffen immer wieder die Gedanken, was wäre wenn und wie arg / unwirklich das ist mit uns etc. - aber jetzt, wo es auf einmal Realität ist, sind da sooo viele Gefühle. Und ihm geht es ganz offensichtlich ja ebenso... mh...

Danke für´s Lesen auf jeden Fall. Ich denke, dass es jetzt endlich mal eine so sortierte Sache ist, dass ich sie zumindest abschicken kann... Daher... euch allen einen schönen Abend!