Meinem Mann ist Karriere völlig egal, war ihm eigentlich noch nie wichtig. Er wünscht sich aber für mich, dass ich auf jeden Fall auch arbeiten kann. Ich bin kein Karrieremensch, aber da ich meine Arbeit sehr mag, möchte ich schon wenigstens halbtags arbeiten gehen.
Meinem Mann würde es auch nix ausmachen Hausmann zu werden. Er hat bei unserer Tochter fast ein halbes Jahr alleine Elternzeit genommen und hatte damals die Zeit richtig genossen. Aber leider ist man ja heutzutage meistens auf zwei Gehälter angewiesen.
Wir wollen noch nicht sofort aufgeben. Sobald ich eine Arbeit habe und er kürzer treten muss und es dann garnicht klappt, müssen wir uns was einfallen lassen. Also, dann wird er sich was neues suchen. Aber sofort zu kündigen ist sicherlich auch nicht richtig und sieht ziemlich scheiße im Lebenslauf aus.
Da wir von einem Ende von Deutschland zum anderen ziehen (6-7 Autostunden), ist mein Mann ersteinmal vorgegangen um dort eine Wohnung zu suchen. Wir kommen demnächst nach - d.h. jetzt kann er noch nicht sagen, dass er unsere Tochter abholen muss.
Allerdings wird er versuchen seine Überstunden an Freitagen oder Montagen abzubummeln um uns mal besuchen zu kommen. Wir haben die neue Wohnung leider erst ab Juni, das ja schon eine recht lange Zeit ist.
Man lebt nur ein einziges Mal und ich und mein Mann wollen nicht irgendwann alt sein und nur geschuftet haben.
Wie wichtig es ist sich Zeit für schöne Dinge im Leben zu nehmen, ist mir klar geworden als ich mit Anfang 20 auf einer Intensivstation aufgewacht bin. Damals hatte ich ziemlich viel Stress im Studium und die Wochen bevor ich ins Krankenhaus kam, habe ich mir praktisch keine Zeit für mein Hobby genommen.
Ich habe mir damals geschworen alles lieber etwas langsamer zu machen und das Leben mehr zu genießen, denn wer weiß wann es vorbei ist. Manchmal geht es schneller als man denkt. Ich war Anfang 20, völlig gesund, verliebt, am Anfang meines Studiums und gerade von zu hause ausgezogen. Und dann wacht man plötzlich auf der Intensiv auf und wird gefragt ob man weiß wer man ist und ob man weiß wo man ist und es wird einem erklärt, was genau passiert ist und dass man wahnsinniges Glück hatte. Ich habe damals nur immer wieder "scheiße, scheiße, scheiße" gedacht.
Ich habe dann, nachdem ich wieder fit war, wieder sehr viel mehr Zeit in mein wichtigstes Hobby gesteckt und dadurch auch fast ein Jahr länger fürs Studium gebraucht. Aber ich beräue nix-die Zeit und die Erinnerungen kann mir keiner mehr nehmen!
Was ich euch mit dieser persönlichen Geschichte sagen möchte: Für einige bedeutet Lebensfreude vielleicht nen dickes Auto fahren, nen großes Haus zu haben und viel zu arbeiten. Aber für mich und für meinen Mann ganz bestimmt nicht. Ich will Zeit für mein Hobby haben, will meine Kinder aufwachsen sehen und nicht nur gestresst sein und so viel arbeiten.
Wir werden sicherlich unseren Weg gehen. Wie er aussehen wird und wie viele Steine da sein werden, weiß ich nicht. Aber ich weiß eines: Wenn es sein muss werden wir kürzer treten. Aber wir wollen Zeit miteinander und füreinander haben!