Hallo, als Bulimie-Betroffene kann ich von mir reden. Ich war lange in der Bulimie, wusste, dass es falsch war, nahm es aber nicht ernst. Dachte mir,wenn ich will kann ich ja jeder Zeit aufhören, es ist nicht schlimm. Alle anderen Probleme hatten damit natürlich nichts zu tun in meinen Augen oder wurden ausgeblendet. Erst nach 6 Jahren holte ich mir therapeutische Hilfe als die begleitenden Depressionen zu schlimm wurden. Vorher konnte mir keiner Helfen, es wusste da aber auch nur mein Freund davon.
Ich bin nun seit 10 Jahren in mehreren Therapien gewesen, stationär als auch ambulant. Meine Familie und engsten Freunde wissen jetzt auch davon, weil ich es so wollte. Es geht mir schon viel viel besser, aber geheilt bin ich noch nicht.
Ich musste in den Therapien auch viel mit meiner Mutter aufarbeiten. Hatte auch mal gelesen, Anorexie wäre ein "Vaterproblem", Bulimie ein "Mutterproblem". Aber pauschalisieren kann man das nicht. Unser Problem (meiner Mutter und meines) lag übrigens nicht darin, dass sie mich "falsch" erzogen oder behandelt hatte oder die Liebe fehlte. Das sage ich dir, damit du dir kein schlechtes Gewissen machst!
Als Rat kann ich dir nur geben - lass sie. Sei für sie da, hab ein offenes Ohr, aber lass sie ihren Weg gehen. Auch wenn es schwer fällt. Nur so kann der Druck etwas weniger werden, was wichtig ist, damit sie offen wird für die Realität. Wenn man untherapiert mitten drin steckt hat man eine falsche Wahrnehmung von der Realität. Es muss der Punkt kommen, wo man selbst erkennt, so will man nicht weiter machen. Diesen Punkt hat sie scheinbar noch nicht erreicht.
Es gibt Selbsthilfegruppen für Co-Abhängige (egal welche Sucht). Vielleicht kann dir so eine Gruppe helfen, deine Tochter besser zu verstehen und dass du einen Weg findest, damit Leben zu können.
Wünsche euch alles Gute!