Zitat
-Bellissima-
Hey Juna!
Wie schön, dass gerade du geantwortet hast!!
Diejenige, die mir ja bereits schonmal mit ihrer Kompetenz maßgeblich weiter geholfen hat, wo es um den FTMV selbst ging!!!
Ich weiß was du meinst und ich muss echt sagen, dass ich nicht komplett von einer natürlichen Geburt abgeneigt bin, gerade weil ich um die Vorteile in psychischer und immunologischer Hinsicht Bescheid weiß.
Allerdings habe ich beim Versuch einer natürlichen Geburt trotzdem keine Garantie, dass es Gesetz dem Fall von Komplikationen nicht doch zu einer Sectio bzw. Notsectio kommen kann. Das Problem an der Sache ist, dass ich es mir nicht verzeihen könnte, wenn durch die natürliche Geburt noch etwas schief gehen würde. Und noch ein größeres Problem ist, dass ich mir selbst nicht über den Weg traue. Heißt, wenn ich merken würde, dass etwas nicht stimmt oder problematisch werden würde, weiß ich nicht, ob ich in komplette Panik verfalle, was jetzt auch nicht sonderlich von Vorteil für einen natürlichen Geburtsverlauf sein würde.
Ich bin total hin und her gerissen😩
Ich hab einfach so Angst mein Kind doch noch zu verlieren…
Ich weiß so gut, was du meinst. Genau so dachte und fühlte ich auch.
Wenn ich wüsste, es geht gut, ja dann würde natürlich die natürliche Geburt der Wunsch sein, nur man weiß es vorher eben nicht.
Deshalb habe ich wieder in der Klinik die weiteren Kinder geboren, in der auch schon unsere Töchter geboren wurden. Ein Level 1 Haus mit viel Erfahrung mit allerlei komplizierten Verhältnissen und auf alle möglichen Notsituationen eingestellt und eingespielt.
Dazu kommt, dass einige Notsituationen ja bereits ausgeschlossen werden konnten, da die erste Tochter schon vaginal geboren wurde. Dein Körper weiß, wie es geht. Auch wenn es immer wieder Ärzte und Hebammen gab, die mir erklären wollten, dass eine so frühe (22. Woche) und eine späte Geburt nicht vergleichbar wären, habe ich da selbst die gegenteilige Erfahrung gemacht. Alle meine Geburten liefen exakt gleich ab, jede Geburtsphase fühlte sich genau gleich an lediglich die Dauer variierte zwischen knapp 1 Stunde und 4 Stunden.
Im Geburtsplanungsgespräch mit der OÄ meiner Klinik konnte ich damals alle meine Ängste und Sorgen los werden und detailliert besprechen. Das ist wichtig. Viele Vorstellungen, die ich hatte nahm sie sehr ernst, konnte sie aber "entkräften", weil sie nicht realistisch waren.
Außerdem hat es mir geholfen einige Eventualitäten durchzusprechen. Was genau passiert bei sekundärer Sectio oder gar Notsectio? Ich wusste z. B. nicht, dass es einen Notfallknopf gibt, der innerhalb weniger Minuten noch im Kreißsaal eine Notsectio möglich macht. Natürlich eine schrecklich Vorstellung, eröffneten mir aber die Gedanken, dass es auch im Notfall gut gehen kann.
Auch die Angst vor der Panik hatte ich auch. Ja, dann kommt es zu einem Geburtsstillstand und eine sekundäre Sectio ist oft nicht vermeidbar. Aber, wäre das schlimm, wenn doch die Alternative sowieso die Sectio ist?
Meine liebe OÄ in der Klinik hatte dazu folgende Gedankenanstöße für mich.
1. Sekundäre Sectio ist ein Weg, kein Versagen!
2. Wer es nicht versucht, wird es nicht herausfinden.
3. Viele Frauen (war bei mir auch so) sind im Geburtsmodus gar nicht zu Panik fähig, weil durch z. B. Hormone der Tunnelblick auf das, was wichtig ist, so stark ist.
4. Wenn man bis kurz vor der Geburt das Gefühl behält, man möchte einfach nicht, dann wird es eben doch die Sectio. Dann hattest du alle Gelegenheiten und weißt ganz sicher, dass das dein Weg ist.
5. Kommt es zur sekundären Sectio, weißt du, dass deine Tochter selbst den Zeitpunkt für die Geburt bestimmt hat. Ihr beide seid dann reif gewesen und physisch und psychisch ist der beste Zeitpunkt für die Geburt da gewesen.
Wenn du hin und her gerissen bist, erlaube dir diesen Zustand! Du musst erst gaaaaanz am Ende wirklich wissen, was du möchtest. Das ist noch eine lange Zeit. Bis dahin darfst du jeden Tag eine andere Idee haben, was für euch die beste, sicherste, schönste Geburt sein wird. Setz dich nicht damit unter Druck, dass du endlich Gewißheit brauchst. Die brauchst du erst am Ende und die wird ganz von alleine kommen, wenn ihr beide so weit seid.
Die Angst, dass es wieder passiert, wird dich weiter begleiten. Auch wenn nach dem Zeitpunkt dass es schief ging alles neu ist, haben wir durch den Tod unserer ersten Kinder unsere gesunde Naivität ebenso eingebüßt wie die Unbeschwertheit und Unwissenheit. Das kommt nicht zurück. Wir wissen durch die Trauerarbeit auch um so viele weitere Gefahren, die zu lauern scheinen.
Aber bei all diesen Gedanken können wir eins tun: Wann immer diese quälende Angst uns überfällt und droht übermächtig zu werden, können wir ganz bewusst den Gedanken dagegen setzen, dass es auch gut enden kann. Es ist nicht vorherbestimmt, dass es wieder schief geht und das bedingt, dass es Hoffnung gibt.
Am Ende war es bei mir so, dass der Tunnelblick hin auf die Geburt und alles, was ich zu tun hatte, mir mein Bauchgefühl zurückgab. Seit dieser Geburt kann ich das Wort Instinkt mit erlebten Gefühlen verknüpfen.
Die Hebammen rechneten nicht mit einer so zügigen Geburt. Aber ich wusste es.
Wenn du magst, ich habe alle Geburtsberichte in meiner Signatur verlinkt.
Ich hatte damals sogar noch bis 41+0 übertragen, womit ich nie nie nie gerechnet hätte das auszuhalten. Aber die innere Gewissheit, dass es so richtig ist, war überwältigend groß.
Du darfst mich gern jeder Zeit per PN anschreiben, wenn du noch Fragen hast oder dir emotionale Unterstützung wünschst. Manchmal hilft es auch, etwas noch ein 25. Mal durchzusprechen, wenn alle Verwandten und Freunde schon die Augen verdrehen, weil sie das schon so oft gehört haben
Ich wünsche dir, dass du den aktuellen Zustand des Ungewissen und des Schwankens annehmen kannst. Dass du ruhiger werden kannst und am Ende die für euch richtige Entscheidung mit der gleichen Sicherheit und Klarheit treffen kannst, wie ich es konnte, unabhängig von der Wahl des Weges.
Juna