Liebe zusammen,
@ Sabrina: Vielen Dank für Deine mitfühlenden Worte.
Wir waren inzwischen in der Entbindungsklinik. Wir hatten einen guten Eindruck und man hat uns auch Mut gemacht und gesagt, dass das kein Grund für einen Abbruch wäre, aber gleichzeitig hat man uns gesagt, dass das Risiko erhöht ist, wohl irgendwo im einstelligen Prozentbereich. Man sagte uns auch, dass man bereits Erfahrungen habe mit Patienten mit der gleichen Erkrankung und es immer gut gegangen sei. Allerdings konnte man uns nicht sagen, ob die anderen Patientinnen auch wirklich mit mir vergleichbar sind bzgl. wichtiger Risikofaktoren. Man würde mich in der Schwangerschaft engmaschig überwachen, aber mein Problem ist, wenn sich tatsächlich eine Verschlechterung ankündigt, dann kann man nicht viel machen, außer das Kind frühzeitig holen und mich operieren. Außerdem kann es auch ohne Vorzeichen einfach so passieren. Man sagte uns auch, es gäbe nur Probleme, wenn keine Überwachung statt fände, aber auch dazu habe ich in der Literatur einen gegenteiligen Fall gefunden.
Ich muss sagen, mich hat das irgendwie irritiert, dass es offenbar als selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass man bereit ist, ein Risiko von 1% bis 9% einfach so in Kauf zu nehmen, dass man eine Schwangerschaft nicht überlebt. Ich denke viel darüber nach, ob ich vielleicht zu egoistisch bin und daher vielleicht gar nicht als Mutter geeignet. "Richtige" Mütter stelle ich mir irgendwie so vor, dass sie um ihr Kind unter allen Umständen kämpfen.
Ich habe nun auch noch eine Literaturstelle gefunden, wonach sogar 2/3 der Frauen mit einem ähnlichen Befund in der Schwangerschaft lebensbedrohliche Komplikationen erlitten haben. Ich denke zwar, dass der Wert etwas überschätzt ist, aber auch wenn es nur zur Hälfte stimmt, ist es einfach wahnsinnig hoch. Die Ärzte, die uns zur Fortsetzung der Schwangerschaft geraten haben, kannten diese Literaturstelle bisher nicht und ich habe auch noch keine Rückmeldung von ihnen dazu bekommen. Eine wichtige Untersuchung, die wir gerne noch hätten machen lassen, um das Risiko noch besser einzuschätzen, können wir vsl. nicht mehr rechtzeitig machen lassen, obwohl wir sehr dafür gekämpft haben (allerdings würde das Ergebnis vsl. auch nichts besser machen, sondern höchstens schlechter). Eine frühzeitige Entbindung per Kaiserschnitt zur Risikoreduktion wurde von der Entbindungsklinik eher abgelehnt, weil auch die letzten Wochen für das Kind wichtig seien.
Leider muss ich sagen, dass unsere Tendenz nun in Richtung Abbruch geht. Zum einen ist da das Risiko, dass ich nicht überlebe. Wie hoch das ist, weiß keiner, aber die Zahlen, die im Raum stehen, sind einfach erschreckend (selbst mit 10% komme ich nicht klar, aber 2/3 ist definitiv zu hoch). Selbst wenn ich überlebe, ich mein Risiko in den nachfolgenden Jahren erhöht. Dazu kommt, dass wir während der Schwangerschaft und auch danach sicherlich eine extrem hohe psychische Belastung hätten, weil wir immer Angst hätten, dass etwas passieren kann. Ich habe den Eindruck, dass wir dem nicht gewachsen sind, v.a. weil wir aufgrund der vorausgegangenen
Fehlgeburten sowieso schon psychisch viel mitmachen mussten und das alles auch noch nicht ganz verarbeitet haben. Ich frage mich auch, wie sich das aufs Kind auswirkt, ob man sein Kind wirklich lieben kann, wenn man immer Angst hat, dass die Schwangerschaft einen umbringt.
Dem steht gegenüber, dass wir uns der psychischen Belastung durch den Abbruch stellen müssen und uns auf ein kinderloses Leben einstellen müssen. Auch nicht einfach, aber im Moment erscheint es uns einfacher.
Gibt es hier jemanden, der einen Schwangerschaftsabbruch hat machen lassen, um eine Gesundheitsgefahr abzuwenden?
Liebe Grüße
osterhase123