Nach langem überlegen, habe ich mich dazu entschlossen doch einen Geburtstbericht zu schreiben. Dabei geht es wahrscheinlich mehr um den psychologischen Effekt für mich selbst.
Den hässlichen Teil, der nach der Entbindung passierte, lasse ich einfach weg und hoffe so, die schöne Entbindung mehr in meinen Fokus rücken zu können.
Vorgeschichte:
Ich lag schon sei 38+0 im KH wegen dem Verdacht auf Gestose.
Blutdruck war extrem hoch und meine Beine hatten innerhalb kürzester Zeit elefantöse Ausmaße angenommen. Das CTG war zwar 1A, aber im US sah man das die Plazenta schon leicht anfing zu altern. Ich sollte einen Tag bleiben und den 24h-Eiweißtest machen.
Am nächsten Morgen kam ein Arzt und sagte mir, das jetzt eingeleitet würde. Ich lehnte ab und zeigte dem guten Mann den Vogel. Solange mir keiner sagt, das Kind sei gefährdet, wird hier gar nichts eingeleitet. Meine Hebamme war zum Glück auf meiner Seite. Die Eiweißtestergebnisse ließen auf sich warten und kamen erst nach dem Wochenende, war ja klar. Aber es war deutlich zuviel Eiweiß im Urin. Also durfte ich nicht, wie erhofft, nach hause gehen. Es wurden jeden Tag 3 CTG´s geschrieben, die weiterhin absolut unauffällig waren, trotzdem musste ich mich jeden Tag rechtfertigen,weshalb ich nicht einleiten lasse.
Als dann aber klar war, das ich nicht mehr gehen darf, entschied ich mit meiner Hebamme, das wir am 01.10. einen einzigen Einleitungsversuch starten. Denn ich hatte absolut keine Lust auf diese 5 Tage-Einleitungs-Horrorwehen-Geschichte.
Geburtstag:
Morgens um 8:30Uhr trafen meine Hebamme und ich uns ziemlich verschlafen und jeder mit einer Tasse Kaffe in der Hand im Kreißsaal zum CTG. Alles sah gut aus, also legte sie mir das Gel vor den bereits 3cm geöffneten MuMu. Ich hatte also schon gut vorgearbeitet, wusste aber nicht, ob wir es tatsächlich an diesem Tag schaffen würden.
Ich bekam sofort Wehen, aber es war alles gut auszuhalten.
Um 10:30Uhr war der MuMu schon bei 6cm, trotzdem kam ich noch gut klar. Gegen 11Uhr rief ich meinen Mann an, das er vielleicht doch mal so langsam vorbei schauen könnte. Er kam dann auch und wir gingen auf mein Zimmer, wo er erst mal mein Mittagessen verspeißte. Zu dem Zeitpunkt ging es mir schon echt übel, ich wusste aber komischerweise immer noch nicht, ob heute die Geburt tatsächlich stattfindet, denn man hört ja so viel über eingeleitete Geburten.
Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.
Wieder im Kreißsaal angekommen, stand meine Hebamme (und gute Freundin) nur da und sah mich an. Ich schrie sie an: wehe wenn das nur Phantomschmerzen sind und diese verdammten eingeleiteten Wehen bewirken nichts. Sie grinste nur und sagte, dass das für sie nicht aussähe wie Phantomschmerz. Als ich mich in einer Wehenpause im Kreißsaal umsah, bemerkte ich, dass sie in unserer Abwesenheit bereits alles für das Baby vorbereitet hatte. Handtücher, Kleidung, Nabelklemme usw.
OH YES BABY er würde heute wirklich noch kommen und sie hat es die ganze Zeit gewusst.
Kurz darauf ließ ich mir die PDA legen, der Schmerz wurde zu krass für mich. Sie lag perfekt und ich merkte absolut nichts mehr, rein gar nichts. Nur der Blick auf das CTG verriet mir, das da Mega-Wehen waren.
Mein Mann wurde frech, es hätte ihm besser gefallen als noch mehr Action war, weil ich vor Schmerz fluchte. Blödmann... der hat leicht reden
Plötzlich tat sich aber nichts mehr, der MuMu öffnete sich nicht weiter und meine Hebamme war nicht so glücklich damit. Dafür das wir so flott begonnen hatten und es das zweite Kind ist, war ihr da zu wenig Druck unter den Wehen. Wir warteten noch eine Weile und dann holte sie die Stationsärztin dazu. Auch sie war nicht glücklich mit der Situation und sagte uns, sie gibt uns noch eine Stunde (es war ca. 17Uhr), wenn sich dann nichts getan hat, sehen wir uns im OP.
Na ganz toll. Ich ließ meinem Unmut freien lauf und sie sagte daraufhin, das sie höchstens noch versuchen könnte die Blase zu öffnen. Aber ich sah in ihrem Gesicht, das sie sich nicht viel davon versprach. Der Kopf hatte guten Bezug zum Becken und es stand sogut wie kein Wasser davor, was den fehlenden Druck hätte erklären können. Als sie endlich schaffte die Blase aufzustechen, kamen nur ein paar Dröppel Fruchtwasser und sie sah mich enttäuscht an. Mist, dachte ich, es wird wohl doch ein KS.
Hebamme und Ärztin gingen ins Büro. Wir blieben allein zurück und plötzlich, mit einem Schlag, war ich wie in Trance. Ich hörte nur noch das mein Mann aufstand, ins Büro ging und sagte: ich glaube, das geht jetzt los hier.
Meine Hebamme sagte: ich weiß, ich habe es schon gehört...
DANN MACH GANZ FLOTT DAS DU HERKOMMST schrie ich.
Nur 20 Minuten und dreieinhalb Presswehen später war Jonah geboren (18:01Uhr)
Es war überwältigend. Ich spürte genau mit was für einer Gewalt er sich durch mein Becken schob. Mit jeder Wehe machte der kleine Mann Meter. Das war neu für mich, lag ich doch mit meiner Tochter ewig lange in den Presswehen. Bei ihr musste ich mir jeden mm erkämpfen und ich spürte gar nicht ob es Sinn macht und ob es die richtige Richtung ist in die ich da mitschiebe. Bei Jonah war alles anders und ich gebar Kopf und Körper in einer Wehe.
Er hatte die Nabelschnur wie den Träger eines Rucksacks um die Schulter geschlungen, dadurch war er etwas blau, war aber sofort hellwach und erholte sich.
Es war wundervoll und ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes um einige Kilo erleichtert
Danke fürs Zuhören und den restlichen Oktobären alles Gute, ich drücke euch.
2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.10.14 08:47 von Baby 2Punkt0.