Aber ich wollte die Natur entscheiden lassen - entweder es sollte sein und wir sollten im Februar zu 4. sein - oder es sollte nicht sein. Ich wollte nicht wie bei der letzten Schwangerschaft (gefühlt) jeden Tag zum Ultraschall rennen. Wenn das große Wunder endlich einfach so schwanger zu werden einfach so passieren konnte - dann sollte doch eigentlich alles gut ausgehen...
Die Blutungen ließen nach und ich schöpfte erneut Hoffnung. Mein Mann machte mir auch Mut und sagte wir werden ja am Freitag (12 Uhr) sehen, dass alles in Ordnung ist.
Freitag hatte ich dann wieder Blutungen. Ich rief der FA an und sagte den Termin bei der Sprechstundenhilfe aufgrund eingetretener Blutungen ab. Für mich war es klar.
2 sek. später rief die Praxis zurück - "Sie sind doch schwanger, die Ärztin wird das noch mal sehen wollen - kommen sie sofort in die Praxis, sie kommen dann gleich dran..."
Mein Mann konnte auch mitgehen und dann saßen wir minuten später in der Praxis, um 30 min - und 3 Patientinnen später (Grausam geht immer!) endlich dran zu kommen.
Und siehe da - der Emrbyo war gewachsen und fast 2 mm groß. ABER - die Ärztin hat gefühlte 5 Minuten einen Herzschlag gesucht. Von "himmelhochjauchzend" (es ist mehr als ein Windei und er ist gewachsen) wieder zurück zu "zu-Tode-betrübt". Kein Herzschlag erkennbar und immernoch zu klein für 7+0. Sie sprach von einer minimalen Wahrscheinlichkeit, dass der Embryo einfach in der Zeit hintendran ist durch meine Zyklusverschiebung - aber zeigte mir auch die Bereiche der Blutergüsse, wo meine Gebärmutter schon die FG eingeleitet hatte.
Sie gab mir einen weiteren Kontrolltermin Anfang der kd. Woche um zu sehen wie die FG vorangeschritten war und ob eine AS nötig wäre. Zur Sicherheit gab sie mir noch die AnitD(?!) Spritze (wegen Rhesus negativ) und eine Überweisung fürs KH, falls die Blutungen am Wochenende zu stark würden. Na super.
Zumindest hatte ich die Bestätigung für mein ungutes Gefühl und wusste - die FG ist in vollem Gange. Aber was wirklich auf mich zukam wusste ich nicht und ich hatte eine Heidenangst.
Deshalb möchte ich berichten wie meine
Fehlgeburt bei 7+0 mit einem Dottersack von gut 1,2 cm ablief.
Ich konnte mich nach dem FA Termin ausruhen und ins Bett legen. Durch meine erste FG wusste ich, dass ein weißes Kügelchen / Krümel in der Menstruations-Blutung sein wird. Den hatte ich beim ersten mal (Abort in 5. SSW) im Klo versenkt, weil ich dachte da kommt noch mehr. Hinterher ist man schlauer.
Bei der 2.
Fehlgeburt wurde gleich ein Termin zur AS gemacht (am Folgetag). Darüber hatte ich mich damals gefreut, weil ich nicht mit einem toten Kind im Bauch rumlaufen wollte. Die AS im KH war eine Katastrophe. Wir mussten 4h warten, nach der Narkose wachte ich durch ein brüllendes Baby auf das per Not-Kaiserschnitt geholt wurde - und wurde vom frischgebackenen verspäteten Vater mit der frischgebackenen Mutter verwechselt (ich sagte schon - Grausam geht immer!) - und danach wurden wir nach Hause geschickt als wäre nichts gewesen. Aus diesem Abgrund der sich vor mir aufgetan hatte musste ich fast ein Jahr Schritt für Schritt mühsam wieder an die Oberfläche klettern. Selbsthilfegruppe, Psychologe, Freundin die ich fast täglich sah die zur gleichen Zeit schwanger wurde und ihr Kind exakt am ET meiner FG zur Welt brachte...Richtig grausam geht auch immer!
Ich lag nun also vergangen Freitag mit Unterleibsschmerzen im Bett. Kopf tat weh - Herz tat weh, Rücken tat weh und Bauch tat sowieso weh. Mein Mann war liebevoll und wollte mir Tee bringen, eine Bettflasche machen, Schmerzmittel bringen... Aber ich wollte alleine sein. Und ich wollte die Schmerzen bewusst spüren. Ich hatte wenig Ahnung was kommt - keine Vermutung wie viele Tage es dauern würde, keine Ahnung wie schmerzhaft. Von der emotionalen Seite war ich eher gefasst, weil ich ja seit Dienstag mental darauf eingestellt war. Durch die Überweisung fürs KH ("falls die Blutungen zu stark würden") hatte ich mehr Panik als mir lieb war. Ich ging zwischendurch immer wieder aufs Klo und bin lange sitzen geblieben. Zur Sicherheit legte ich einige Lagen Klopapier aufs Wasser, damit unser "Wunder-Krümel" nicht in die Kanalisation gespült wird. Danach wieder ins Bett. Als wieder ein "leichter!" Schwall Blut kam wieder aufs Klo. Es kam einiges an dunkelrotem Schleimhautgewebe, aber erst mal nichts weißes. Wieder ins Bett. Wieder Bauchkrämpfe. Wieder aufs Klo, gegen 17h war er dann da. Unser Wunderkrümel. Beim Abwischen lag er auf dem Klopapier. Man konnte das Weiße gut erkennen. Es war die weiße Fruchthöhle von etwas über 1 cm Durchmesser. Die Blutungen hielten sich ansonsten in Grenzen. Ich nahm unseren Krümel und wusch die restliche blutige Schleimhaut ab. Danach legte ich ihn auf weiche Wattepads. Ich fand noch eine Armband-Schatulle, in die ich ihn reinlegen konnte.
Mein Mann kam und ich zeigte Ihm unseren Krümel - wir umarmten uns lang und innig. Es tat furchtbar weh aber auch gut, zu sehen dass der Krümel da war, dass es kein Traum war, dass wir was haben, was wir (wenn der Grabstein der Schwiegereltern in einigen Wochen gesetzt ist) auf dem Friedhof begraben können und uns daran erinnern können.
Ich bin unendlich traurig, dass dieses Wunder uns getroffen hat, um uns nur 17 Tage mach dem
Schwangerschaftstest wieder zu verlassen. Er hat uns 17 Tage Höhen und Tiefen geschenkt. Wir waren glücklich und haben Pläne geschmiedet. Wir waren überfordert und haben unsere Hausplanung auf den Kopf gestellt (da eigentlich kein 2.tes Kinderzimmer vorhanden ist). Wir hatten große Sorgen wie alles klappen könnte und haben uns unendlich gefreut einfach so schwanger geworden zu sein.
Durch meinen früheren Austausch mit anderen Betroffenen in der Selbsthilfegruppe kenne ich Neid, Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung, Sarkasmus. Alles ist da. Alles darf sein. Ich bin auf das was jetzt kommt vorbereitet.
Ich bin aber sehr sehr froh, dass ich diese
Fehlgeburt miterleben durfte und nicht eine weitere Ausschabung habe machen lassen. Nach der man sich fragt ob es wirklich wahr war. Nach der man sich fragt wo der Embryo eigentlich hingekommen ist (ich hatte damals Albträume von KH-Abfallbehältern und Körperteil-Bergen) Die Sammelbestattung (von der ich erst über die Selbsthilfegruppe erfahren habe!) hat mir Halt gegeben und ein Ort an dem ich um mein Kind Trauern konnte...
Jetzt liegt unser Wunder-Krümel in der "Erinnerungen-Box" von unserer 2. FG in der ich damals den Mutterpass und einige Dinge gesammelt habe. Er ist da. Er ist real. Er hat uns verlassen um als Sternschnuppe den Himmel zu erleuchten.
Ich weiß nicht wie es bei uns weitergehen wird. Ob wir jetzt doch die Kryos noch einsetzen lassen. Ob mein Mann möchte dass ich künftig verhüte. Ob wir der Natur freien lauf lassen. Es ist alles noch zu frisch... Und es gibt noch viel Klärungsbedarf.
Ich wollte diesen Bericht einfach schreiben weil ich das Bedürfnis hatte meine Geschichte zu erzählen. Weil ich mich auch in der schrecklichen Zeit des unerfüllten Kinderwunsches und der ersten
Fehlgeburten durch dieses Forum gelesen habe. Es hat mir halt gegeben. Es hat mir das Gefühl gegeben mit meiner Verzweiflung nicht allein zu sein sondern nur eine von Vielen unglücklichen Betroffenen in diesem Kinderwunsch-Universum - das die nahestehenden Personen aus dem persönlichen Umfeld meist nicht verstehen.
Seit der
Fehlgeburt am Freitag habe ich ganz normale Unterleibsschmerzen. Nachdem der Krümel da war habe ich auch gleich 2 Tabletten zur Schmerzlinderung genommen. Die Blutungen sind normal (bis weniger) als bei einer gewöhnlichen Menstruationsblutung. Ich weiß nicht wie lange sie dauern wird und ich habe auch keine Kontrolle über den HCG wert. Den möchte ich kd. Woche auch nicht haben, weil wir ja eigentlich aktuell keinen Kinderwunsch haben.
Die Gedanken sind da, ob wir wie bei der 3. erfolgreichen Schwangerschaft von beginn an Medikamente (
Utrogest? glaub ich und Heparin) hätten nehmen sollen, aber es war ja eine spontane Schwangerschaft und keine Kryo/Icsi!... Aber hätte-wäre-wenn. Die Natur hat entschieden.
Hätte ich das Glas eine letzte Glas Sekt nicht trinken sollen... Hätte ich die knapp 14 kg schwere Tochter nicht tragen dürfen (andere Hochschwangere Mütter tragen ihre schwereren Kinder auch)... Hätte ich mich mehr schonen sollen... Es macht keinen Sinn darüber zu grübeln weil man es nicht mehr ändern kann!
Was ich bei den letzten
Fehlgeburten gelernt habe - auf das "Warum?!" gibt es keine Antwort. Man kann das Rad nicht zurückdrehen um Dinge anders zu machen. Man kann sie nur annehmen, aushalten, und vielleicht irgendwann akzeptieren. Ich habe nach meinen
Fehlgeburten schöne Erlebnisse gehabt, von denen ich zehre und die mir sagen: "Es ist viel Gutes danach passiert. So schlimm das Erlebnis auch war, das Gute hätte ich nicht gesehen, wenn ich diese Erfahrung nicht gemacht hätte."
Deshalb freue ich mich über das Glück, das wir 17 Tage fühlen durften. Über unsere Tochter, die wir in den Arm nehmen dürfen, über meinen Mann, der dieses Abenteuer mitgegangen wäre, und über dieses Forum, dem ich mich anvertrauen darf.
Eine gute Zeit euch in die Nacht da draußen,
Elke
4 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.06.16 09:54 von Amberette.