Hallo ihr Lieben,
freue mich sehr, dass ich hier eine Community gefunden habe. Entschuldigt, wenn mein Text sehr lang wird! (Meine Fragen sind am Ende des Textes 😊 )
Ich lese auch seit etwa dieser Zeit immer still die Beiträge in diesem Forum (und habe schon viele Antworten auf meine Fragen gefunden). Immer wieder merke ich, wie einzigartig jede einzelne Kinderwuschsituation ist und dass es eigentlich nie die „richtige“ Standardlösung gibt. Trotzdem finde ich es schön, die vielen Geschichten zu lesen, die einem manchmal richtig Hoffnung machen können, und sich nicht allein zu fühlen, wenn um einen herum scheinbar alle anderen mühelos ein Kind nach dem anderen bekommen und man selbst immer wieder versucht, die Tränen runterzuschlucken und sich nichts anmerken zu lassen. Ich möchte endlich gern auch meine Geschichte hier veröffentlichen und hoffe natürlich, dass es vielleicht jemanden gibt, der selbst ähnliche Erfahrungen gemacht oder davon gehört/gelesen hat, die uns vielleicht helfen können.
Wir wünschen uns nun schon länger ein Kind. Vor etwa 1,5 Jahren haben wir dann beschlossen, in ein Kinderwunschzentrum zu gehen, und wie ihr sicher ahnt, ist alles nicht so einfach. Meine Vorstellung war damals, wir gehen im August dort hin, und im Dezember habe ich vielleicht schon ein Baby im Bauch. Damals habe ich schon nach Babykleidung gegoogelt, Namen ausgesucht und überlegt, ob wir es so früh schon meinen Eltern sagen können. Ich dachte schon, dass ich sicher wieder zu optimistisch bin (eine meiner Charaktereigenschaften) – heute weiß ich, dass ich nicht optimistisch, sondern einfach furchtbar naiv war. Unser erster KiWuZ- Termin war zur Diagnostik.
Ich war 27 Jahre alt und habe zu der Zeit schon gewusst, dass ich auf jeden Fall eine medizinische Unterstützung brauche, um schwanger zu werden. Damals hatte ich die Diagnosen „Diabetes mellitus Typ 1“, „Schilddrüsenunterfunktion“ und „Primärer Hypogonadismus“. Letztere bedeutete, dass ich noch nie (!) eine Periode oder ähnliches hatte. Mein Körper war gewissermaßen der eines jungen Mädchens. Eine Mini-Brust habe ich erst vor etwa drei Jahren bekommen, als meine Frauenärztin mir Gynokadin-Gel (Östrogen) verschrieb (normalerweise bekommen das Frauen in den Wechseljahren). Da hat sich auch meine Gebärmutter entwickelt und wurde normal groß. Eine Periode hatte ich allerding nicht.
Also gut, dachte ich. Diabetiker bin ich schon, Hormonspritzen sind also kein Problem. Beim Diagnostiktermin wurde noch mein
AMH bestimmt, das lag bei etwa 1,0 (gerade ganz knapp an der unteren Grenze). Das machte mir schon ein bisschen Sorgen… Ich kam gar nicht auf die Idee, dass es noch andere Probleme geben könnte, bis die Ärztin mit ernstem Blick das SG meines Mannes auswertete.
OAT III. Das hat mir erstmal den Boden unter den Füßen weggezogen. Er hat mich dann nach dem Termin gar nicht angesehen, und als ich ihn weinend umarmt habe, hat er nur gesagt „Na und, dann machen wir eben eine künstliche Befruchtung. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist.“ -Wumm. Ich habe mich wie in einem Alptraum gefühlt. Einige Tage und ein tränenreiches Gespräch später wusste ich, dass er von dem SG genau so schockiert war wie ich, damit aber gar nicht umgehen konnte. Seine Reaktion war ein Selbstschutz. Allerdings war eine künstliche Befruchtung zu dem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit. Wir haben uns trotzdem entschieden, ein paar Monate zu warten und ein zweites SG anfertigen zu lassen, das hoffentlich für eine
IUI ausreichend wäre.
Mein Mann hat in unserer Geschichte auch eine Vorgeschichte. Er leidet seit seiner Kindheit an Depressionen, zu dem Zeitpunkt nahm er Medikamente ein. Da es ihm oft richtig schlecht ging, hat er sehr viel Alkohol getrunken (5 Bier täglich), was für das SG natürlich nicht optimal war. Es hat lange gedauert, aber drei Monate später hat er schließlich aufgehört, Alkohol zu trinken- und 6 Monate durchgehalten! Ich bin ihm immer noch unglaublich dankbar, dass er das für mich gemacht hat. Eigentlich ist sein Kinderwunsch nämlich nicht so groß, er wäre auch ohne Kinder glücklich 8und ist überzeugt, dass sie ohne ihn als depressiven Vater besser dran wären).
Nach 6 Monaten war das SG leider genau dasselbe. Ihr könnt euch unsere Enttäuschung vorstellen. Wir haben uns mit dem Gedanken angefreundet, eine
ICSI zu machen. Im Vorfeld stand noch die andrologische Untersuchung an (alles i.O.) und die genetische Untersuchung (auch alles o.k.- das Warten auf das Ergebnis hat mich zu einem nervlichen Wrack werden lassen, so große Angst hatte ich, dass uns ein auffälliges Ergebnis jede Hoffnung nimmt). In der Zwischenzeit wurden meine Freundin, meine Schwägerin zweimal, meine Schwester und meine Cousine mit 17 Jahren (!) schwanger. Es war jedes Mal ein emotionales Chaos, und ich zog mich mehr und mehr zurück. Wir hatten entschlossen, der Familie nichts von unserem Kinderwunsch zu erzählen, aber ich denke, sie hätten es mir angesehen.
Da wir aus mehreren gründen unzufrieden mit dem ersten KiWuZ waren, haben wir uns Anfang dieses Jahres entschlossen, in ein anderes KiWuZ zu wechseln (wir haben zum Glück zwei gleich vor der Haustür 😊 ). Ich bin also zu unserem ersten KiWuZ gegangen, um meine Befunde abzuholen. Beiläufig gab mir die Schwester auch den Ausdruck der letzten Blutentnahme mit, die wir noch gar nicht ausgewertet hatten (die Ärztin hatte den Termin dafür zweimal verschoben). Ich las die Hormonwerte, die mir inzwischen sehr vertraut waren, und konnte es nicht glauben: auf einmal waren da normale FSH/LH-Werte, wo früher nur >0.03 zu lesen war. Bitte was? Meine Hypophyse hatte still und heimlich zu arbeiten begonnen und die Ärzte hatten es nicht bemerkt. In diesem Moment fühlte ich mich wie im siebten Himmel, denn das bedeutete, dass theoretisch ein
Eisprung stattfand und ich eigentlich problemlos schwanger werden konnte. Oder nicht? War das vielleicht ein Fehler? Im neuen KiWuZ wurden meine Werte noch zweimal geprüft und es stellte sich heraus, dass es stimmte. Mein Hormonsystem funktionierte, ich produzierte Eizellen und hatte plötzlich eine ganz normale Periode. Natürlich setzte ich die Östrogenmedikamente sofort ab und beobachte derzeit sehr aufmerksam meinen Zyklus mittels NFP. Aufgrund von Basaltemperatur und
Zervixschleimbestimmung weiß ich, dass ich jeden Monat (!) einen
Eisprung habe. Mein Zyklus ist etwa 33 Tage lang, meine 2. Zyklushälfte dauerte am Anfang nur 6 Tage, verlängerte sich in den letzten 6 Monaten dann aber bis auf 10 Tage. Seit drei Monaten nehme ich MöPf, und in diesem Zyklus hatte ich eine Gelbkörperphase von sage und schreibe 14 Tagen. Das war so ungewöhnlich, dass ich fest davon überzeugt war, schwanger zu sein. Leider war das natürlich wieder mein Optimismus (oder die Naivität), und heute Morgen überraschten mich heftige UL-Schmerzen und im tagesverlauf meine Periode. Aber was habe ich auch erwartet, das SG ist ja nicht wirklich vielversprechend. Im Juli wurde noch eins erstellt, damals war die Beweglichkeit super (sogar 10 % A-Spermien, die wir vorher noch nie hatten), aber leider war die Anzahl mit 3 mio/ml viel zu wenig.
Unsere Kinderwunschbehandlung haben wir derzeit auf Eis gelegt. Mein Mann hat wieder eine schwer depressive Phase, trinkt täglich etwa 3 Bier und hat keine Kraft dafür. Manchmal habe ich Angst, dass er irgendwann sagt, er möchte kein Kind. Ich kann es gut verstehen; es fällt ihm oft schwer, mit sich selbst zurecht zu kommen, und er hat dann Angst, dass unser Kind ihn hassen könnte. Außerdem ist er im Moment nach seinem Bachelorabschluss arbeitslos. Ich habe im Oktober mein Masterstudium begonnen, in wenigen Wochen wollen wir in eine andere Stadt ziehen - unsere Situation ist also auch ohne Kinderwunschbehandlung schon kräftezehrend genug. Allerdings hoffe ich in jedem Zyklus, dass es vielleicht einfach so klappt… Ob das jetzt Optimismus ist, oder wieder Naivität?
Vielen Dank, wenn ihr bis jetzt durchgehalten habt! Ich werde natürlich weiter schreiben, wie es bei uns weitergeht. Momentan haben wir geplant, nach meinem Studium die Kinderwunschbehandlung neu anzugehen. Ich mache mir große Sorgen, dass meine fruchtbare Phase vielleicht nur von kurzer Dauer ist, oder dass ich dann schon in die Wechseljahre komme, oder dass es aus irgendeinem anderen Grund dann unmöglich ist, für uns ein Kind zu bekommen. Mein
AMH ist ja auch recht niedrig. Darum jetzt meine Fragen an euch:
- Ist ein
AMH von 1,0 mit 28 Jahren bedenklich? Komme ich vielleicht früher in die Wechseljahre? Oder spielt das keine große Rolle?
- Ist jemand von euch mit schlechtem SG (zu wenige bzw. zu langsame Spermien) natürlich schwanger geworden, und wie lange hat es gedauert?
- Macht es Sinn, öfter vor ES GV zu haben, damit sich die
Spermien quasi aufsummieren und eine größere Menge zusammenkommt?
- Ist jemand von euch dabei, dessen Partner auch depressiv ist, und der weiß, wie sich das auf den Kinderwunsch und die
Spermien auswirkt?
- …oder dessen Partner regelmäßig Alkohol trinkt?
- Hat jemand auch so spät erst seine erste Regelblutung bekommen, oder nach langer Blutungspause wieder (z.B. durch Krankheiten oder Magersucht) und möchte sich austauschen?
Ich freue mich schon sehr auf eure Antworten!
Ganz liebe Grüße
Monsterzwerg