Hallo,
Ich möchte euch mit meiner/unserer Geschichte ein wenig Mut machen und euch die Sicht eines Mannes erzählen
Meine Partnerin und ich sind seit ca. 11 Jahren zusammen und planen seit ca. 9 Jahren ein gemeinsames Kind. Nach den ersten beiden Jahren, in denen es nicht geklappt hat, wurden bei meiner Freundin verklebte
Eileiter festgestellt, somit wurde uns zu einer künstlichen Befruchtung geraten.
Am Anfang klang das Ganze für uns nicht schlimm, zum Glück wussten wir nicht, was für ein langer Weg vor uns steht.
Beim ersten Versuch verlief alles recht gut, ca. 17 Eier ein befruchtete, leider hat sich nur eines nach 5 Tagen weiterentwickelt, dies wurde eingesetzt und hat sich auch eingenistet –
Schwangerschaftstest nach 14 Tagen positiv. Wir waren voller Vorfreude und ein wenig zu euphorisch und haben die positive Nachricht an unsere Eltern etc. weitererzählt, die Ernüchterung kam bei der ersten Frauenarztuntersuchung nach 6 Wochen, der Embryo hat sich nicht weiterentwickelt die Schwangerschaft wurde mittels Medikamenten abgebrochen.
Wir hatten noch 2 weitere künstliche Befruchtungen ohne Erfolg, anschließend eine
Eileiterschwangerschaft, woraufhin beide
Eileiter entfernt wurden.
Anschließend machten wir die 4. künstliche Befruchtung welche wieder ohne Erfolg blieb. Bei diesem Versuch konnten wir jedoch das erste Mal ein befruchtetes Ei einfrieren, dies haben wir dann vor Weihnachten eingesetzt, der Test war das erste Mal wieder positiv und wir sind voller Hoffnung in das neue Jahr gegangen, leider hat meine Freundin Ende Jänner (kurz vor dem Frauenarztbesuch) eine Blutung bekommen, nach dem Krankenhausbesuch musst eine Curettage durchgeführt werden.
Wir haben anschließend beschlossen für das laufende Jahr keine weiteren Versuche mehr zu machen.
Als Mann fühlt man sich in der gesamten Zeit der künstlichen Befruchtung sehr hilflos, die Frau muss alles über sich ergehen lassen, die vielen Untersuchungen, die täglichen Spritzen, die Hormone schlucken, die körperlichen Veränderungen und Nebenwirkungen durch die Hormone etc.
Nach diesen Versuchen haben wir die Klinik gewechselt und hatten in ca. 1,5 Jahren 3 weitere Versuche ohne Einnistung. Daraufhin haben wir ein letztes Mal die Klinik gewechselt.
In der letzten Klinik waren wir bei einer Ärztin, die sehr direkt war und uns gefragt hat ob wir sicher sind, dass wir das ganze weiter führen wollen, wir waren uns sicher und entschlossen weiter zu machen, lange Rede kurzer Sinn der Versuch hat nicht geklappt.
Trotz des weiteren Misserfolges fühlten wir uns in dieser Klinik am wohlsten, somit haben wir uns entschlossen einen weiteren Versuch zu wagen.
Wir hatten schon die Medikamente gekauft und das Protokoll geplant, als meine Freundin einen Bandscheibenvorfall bekommen hat inkl. OP und Infusionstherapie.
OP inkl. Therapie hat ca. 1 Jahr gedauert, in der Zeit haben wir uns viele Gedanken über ein Kind gemacht und haben auch darüber gesprochen ein Kind zu adoptieren bzw. ein Pflegekind bei uns aufzunehmen.
Nachdem der Rücken meiner Freundin wieder in Ordnung war, die Medikamente in ein paar Monaten abgelaufen wären und wir das Geld für die Klinik schon „daheim“ liegen hatten, haben wir beschlossen noch einen allerletzten
IVF-Versuch zu starten.
Sollte dieser Versuch nicht klappen, wären wir bereit gewesen einen anderen Weg gemeinsam einzuschlagen.
In der Privatklinik kamen wir zufällig zu einem anderen Arzt, der Arzt war relativ jung und war erst seit kurzem in der Klinik eingestellt.
Wir waren von Anfang an „begeistert“ von dem Arzt, obwohl wir schon ein paar
IVFs hinter uns hatten, kam er mit ein paar für uns neuen Ideen und einer anderen Herangehensweise als die Ärzte davor (meine Freundin bekam zB. das erstemal eine Inralipid-Infsionen, die Schilddrüse wurde genauer angeschaut und medikamentös eingestellt etc.). Wir haben bei diesem Versuch das lange Protokoll gewählt Bei der Spritzenkur gab es keine Probleme, es haben sich 8 Eier befruchtet, davon haben sich 2 sehr gut weiterentwickelt.
Am Tag vor dem Einsetzen musste meine Freundin wegen einer Überstimmulation (wie schon beim Versuch davor) ins Spital.
Wir haben am nächsten Tag sehr darauf gedrängt die beide Embryonen trotzdem einzusetzen. Im Gegensatz zur Ärztin beim Versuch davor, weigerte sich der Arzt die Embryonen nach einer Überstimmulation einzusetzen. Die Embryonen wurden eingefroren.
Beim nächsten Zyklus wurden die gefrorenen Embryonen aufgetaut und eingesetzt.
Ich durfte beim Einsetzen das erste Mal dabei sein, natürlich ist beim Einsetzen auch nicht alles glattgegangen, die Embryonen wurden genommen und sollten in die Gebärmutter eingesetzt werden, jedoch kam der Arzt nicht durch und die Embryonen wurden 2 mal wieder abgelegt, beim 3 mal hat es geklappt.
Für uns begann wiedermal die Zeit des Wartens, der Ungeduld, der Unsicherheit und der Hoffnung. Trotzdem war es bei diesem Versuch anders als bei allen anderen Versuchen davor.
Nach 10 Tagen hatten wir einen positiven
Schwangerschaftstest.
Nach 6 Wochen hatten wir einen positiven Herzschlag und in 2 Wochen ist unser errechneter Geburtstermin, wir wissen bis jetzt das Geschlecht nicht und wollen uns bis zur Geburt überraschen lassen, die Vorfreude ist riesig.
Wir haben oft mit dem Schicksal gehadert und wurden immer wieder durch Enttäuschungen zurückgeworfen.
Im Laufe der Versuche hat meine Partnerin nach dem Einsetzen alles mögliche versucht: alles „normal“ weiterlaufen zu lassen, fast nur zu liegen, schonen, weniger schonen.
Im Endeffekt bin ich der Meinung das man das Schicksal kaum beeinflussen kann, wenn es klappen und „picken“ bleiben soll, dann wird es das auch, beim jetzigen Versuch geht meine Freundin seit dem Tag 1 bis jetzt 2 mal die Woche ins Fitnessstudio.
Im Nachhinein haben sich alle Strapazen, alle Ängste, alle Enttäuschungen ausgezahlt.
Bis auf den ersten Versuch haben wir kaum mit Freuden darüber gesprochen haben, die Fragen und mitleidenden Blicke nach einem Fehlversuch wollten wir uns selbst nicht antun.
Die Zeit nach einem missglückten Versuch war immer die Schlimmste, aber in dieser Zeit war es für uns noch wichtiger sich keine Vorwürfe zu machen und weiterhin zusammen zu halten und nach ein „paar“ Tagen wieder nach vorne zuschauen.
Zum Abschluss möchte ich euch noch um ein wenig Verständnis für uns Männer bitten, ihr macht das wirklich toll und wir würden gern viel mehr machen als nur zuzuschauen und am Schluss den Samen abzugeben (nein das ist nicht unbedingt Vergnügen)

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Deshalb ertragt unsere lästigen Fragen ab dem Zeitpunkt des Einsetzens: zb.: wie es euch geht, wie es sich anfühlt, ob ihr Anzeichen einer Schwangerschaft habt etc.
Es ist euer Körper und wir sind nur Zuschauer obwohl es uns genauso wichtig ist wie euch.
Meine Partnerin und ich haben durch die vielen Geschichten in diversen Foren immer wieder Hoffnung gefunden, und ich hoffe durch unsere Geschichte schaffe ich es dem ein oder anderen auch Hoffnung in einer schwierigen Situation zu geben.
Die ersten 4 geförderten Versuchen haben wir in einer Privatklinik gemacht.
Anschließend waren wir in einem öffentlichen Spital welches
IVF anbietet.
Bei den letzten beiden Versuchen waren wir in einer anderen Privatklink.
Über die Kosten haben wir am Anfang noch Buch geführt aber nach den ersten 4 geförderten Versuchen und 2 Versuchen als Privatkunde haben wir es gelassen.
Wir hatten in ca. 9 Jahren 11
IVFS bzw.
ICSI (inkl. einsetzen der eingefrorenen Embryonen)