Hallo "Sorgenvoll",
manches an deiner Geschichte (dieses qualvolle Auflehnen gegen das Schicksal) erinnert an mich... Nur dass ich - nach ganzen 15 Jahren Kinderwunsch - mit "nur" einem einzigen Kind da stehe. Wir sind jeden Tag froh und dankbar für unseren wunderbaren kleinen Jungen! Bei uns wird es aber definitiv bei dem einen Kind bleiben. Auch ich habe sehr damit gekämpft, bei der Familiengründung "auf halbem Wege steckengeblieben" zu sein, denn ich (und auch mein Mann) wollte unbedingt mindestens zwei Kinder, ganz ursprünglich wollte ich sogar VIER.
Aber, ich muss dir leider berichten, die bereits o.g. negativen Szenarien (Fehlgeburt/en, Negativ/s nach
IVF) sind nicht mal das Schlimmste, was dir passieren könnte, wenn du den KiWu weiter verfolgst... Überleg dir daher gut, ob du dich weiterhin auf ein mögliches 3. Kind fixierst (so wie ich es mit meinem Wunsch nach einem 2. Kind getan habe)... Denn das Schicksal ist leider sehr unberechenbar... Und manchmal echt gemein... Hier kommt meine eigene kleine KiWu-Geschichte...
Erste Partnerschaft (ich 22-26 Jahre): Ich mit Kinderwunsch, er 11 Jahre älter, aber bindungsunfähig und total unentschieden. Erst als er fremdging und eine andere schwängerte, wurde mir klar, dass ich mich von ihm lösen muss. Zweite Partnerschaft (ich 27-30 Jahre, er fünf Jahre älter): Ich mit noch viel mehr Kinderwunsch, aber auch dieser Mann wollte irgendwie nicht so recht, alles irgendwie unharmonisch, also noch eine Trennung durchgezogen. Dritte Partnerschaft (ab 31 Jahre, er vier Jahre älter): Diesmal alles gut, spontan schwanger mit 32, aber leider
Fehlgeburt kurz vor unserer Hochzeit, schrecklich.
Und danach wurde ich einfach nicht mehr schwanger... Ein Jahr später KiWu-Diagnostik. Schock: Mein Mann und ich beide mit schlechten Werten! Noch größerer Schock: Ich war schon in den vorzeitigen Wechseljahren! Mit 33! Die Münchner KiWu-Klinik war sehr skeptisch, wir ließen daher die
ICSI in Salzburg durchführen. Dort brachte ich es mit 33 Jahren - mit FÜNFMAL so hoher Hormondosis wie in Deutschland - immerhin noch auf 4 Eizellen, davon aber zwei unbrauchbar. Die anderen beiden konnten befruchtet werden, also
Zwillinge transferiert bekommen, einer der beiden verschwand während der ersten Wochen. Der andere wurde unser prächtiger Sohn, der inzwischen 6 Jahre alt und unser täglicher Sonnenschein ist.
So. Damals, nach seiner Geburt in 2012, ich war 34 Jahre alt, haben mein Mann und ich 1.000 mal überlegt und diskutiert, was nun mit unserem Wunsch nach einem 2. Kind werden soll, vielleicht irgendwann - wenn wir alle dazu bereit sein sollten - ein Adoptiv- oder Pflegekind aufnehmen? Aufgrund meiner vorzeitigen Wechseljahre und seiner schlechten
Spermiogramme, weswegen wir ja die
ICSI hatten, glaubten wir ja nicht mehr an ein 2. leibliches Kind. Wir waren daher SEHR überrascht, als ich mit 37 Jahren nochmal spontan schwanger wurde! Also genau in dem Alter, in dem du jetzt bist!
Da aber sowohl unser Sohn als auch ich mit diversen gesundheitlichen Baustellen zu kämpfen haben (er: Immun-Probleme und hochgradige Fehlsichtigkeit, ich: Rheuma, Autoimmun-Krankheiten und ebenfalls hochgradige Fehlsichtigkeit), hatten mein Mann und ich große Panik: Wie sollen wir das nun bloß mit zwei kleinen Kindern schaffen?? Wie gesagt, Baby Nr. 4 war ja total überraschend entstanden, trotz aufrichtigen Kinderwunsches war es ja überhaupt nicht geplant!
Wir hatten sooo viel Angst, wie wir das schaffen sollten mit unseren gesundheitlichen Problemen... Ich war am Ende meiner Kräfte... Unser Sohn, ehemaliges Schreikind, immer schon ein sehr schlechter Schläfer, war damals zwei Jahre alt und noch nicht mal abgestillt (sehr oft hohes Fieber, konnte dann nur Muttermilch zu sich nehmen). Ich war unendlich erschöpft... Seit Jahren jede Nacht zu wenig geschlafen... Was wäre bloß, wenn unser zweites Kind jetzt auch noch gesundheitliche Probleme hätte?? Zusätzlich zu denen bei 2 von aktuell 3 Familienmitgliedern? Nur mein Mann war und ist ja einigermaßen fit, als einziger von unserer kleinen Familie!
So kam es, dass wir diesmal - anders als in der 1. und 2. Schwangerschaft - unbedingt so genau wie möglich wissen wollten, ob unser Baby gesund ist. Tja, und nun schlug das Schicksal zu.... freie Trisomie 21, Down-Syndrom... Obwohl (oder gerade weil?) ich als Sonderpädagogin Erfahrung habe mit behinderten Kindern, haben wir uns diese große Aufgabe schlicht und ergreifend nicht zugetraut...
Wir haben unser jüngstes Baby also sehr schweren Herzens direkt zum lieben Gott zurückgeschickt...
Man sollte halt immer vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünschst, nicht wahr? Wäre ich damals mit 37 Jahren nicht zum 3. Mal bzw. mit unserem 4. Baby schwanger geworden, würde es mir jetzt definitiv viel besser gehen! So aber muss ich wohl mein Leben lang nicht nur mit der Trauer um meine drei ungeborenen Babys, sondern auch mit den SCHULDGEFÜHLEN wegen unseres letzten Kindes leben...
Mein Rat: Schau deine beiden (hoffentlich kerngesunden) Kinder und deinen (hoffentlich sehr netten) Mann an! Bedenke immer, was für ein RIESIGES Glück du schon mit deinen drei Schätzen hast! Vergiss nie, was alles Schlimmes passieren kann im Falle eines Kinderwunsches! Übrigens gibt es auch Mütter, die Schwangerschaften / Geburten nicht überleben... In Deutschland jedes Jahr ein paar Dutzend... Das darf man leider auch nie komplett außer Acht lassen...
Alles Gute euch ZU VIERT und liebe Grüße!
Thustra