Ziutka, Dir alles Gute für die weitere Schwangerschaft. Das ist toll, dass Du bei der 4.
ICSI intakt schwanger wurdest.
Trotzdem bitte bei aller Euphorie nicht vergessen, dass man nicht von seiner eigenen Geschichte auf andere schließen kann. Mir stellen sich bei der Beschreibung von Deiner KiWu und dem Vorgehen sogar die Haare auf.
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Ziutka1977
Der erste Satz meiner Kiwu Ärztin als sie unsere Befunde sah war: SIE! Machen wir aber mit Sicherheit schwanger
Hört sich für die Patientin zwar toll an, solche Aussagen finde ich aber trotzdem oder gerade daher daneben, da total unrealistisch. Nach solchen Heilsversprechen hätte ich mir bereits überlegt den Arzt zu wechseln. Eine Glaskugel hat niemand. Wahrscheinlichkeiten aufzeigen Daumen hoch, aber versprechen, was niemand versprechen kann, Daumen runter.
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Ziutka1977
Ich wurde im neuen Kiwu Zentrum volle Kanone stimuliert und hatte kurz vor der Punktion Östradiol ca 9000 was den Transfer ausschließt.
Bewusst volle Kanone bis zu einem Östradiol von 9000 zu stimulieren, da fehlen mir fast die Worte. Es gibt genug Frauen, die nach der PU mit so einem Wert im Krankenhaus liegen.
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Ziutka1977
Sofort kam Letrozol zum Einsatz. Merkt Euch den Namen ganz gut! Ist ein Krebsmedikament zur Senkung von Östradioll bei brustkrebspatientinnen. Der Transfer am 5 Tag fand statt. Die ÜS blieb komplett aus. Und das bei 30 eibläschen.
Da hast Du insgesamt Glück gehabt. 30 Eibläschen würde meine Klinik als ungewollten Unfall bezeichnen. Angestrebt werden hier bei einer voll stimulierten
ICSI maximal 10 Eizellen. Mein Arzt meint, mehr bringt nichts und geht nur auf Kosten der Frau.
Letrozol kenne ich bei einer Kinderwunschbehandlung nicht zum Zweck der Östradiolsenkung. Ganz im Gegenteil. Ich habe mehrmals mit Letrozol stimuliert. Das Ziel war das Follikelwachstum und damit verbunden ein Östrogenanstieg. Das Medikament ist eine Alternative zu
Clomifen und in Deutschland nicht unbekannt.
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Ziutka1977
Ein zu niedriger Östradiolwert ist häufig die Ursache für unreife Eizellen, die in ihrer Entwicklung stehen bleiben. Die oberste Priorität deutscher Kliniken ist aber, die überstimulation zu vermeiden.
Und DAS könnte die mangelnde einnistung in der Gebärmutter erklären, würde mir gesagt.
Ein niedriger Östradiolwert ist nicht die Ursache für unreife Eizellen, sondern lediglich ein Indikator für die Follikelreife und ggf. -anzahl. Das wäre so ähnlich als würde man sagen, ein niedriger
HCG-Wert verursacht
Fehlgeburten, dabei zeigt ein niedriger Wert und ein langsamer Anstieg lediglich an, dass mit der Entwicklung der Schwangerschaft häufig etwas nicht stimmt. Das Östradiol steigt mit der Anzahl und der Reifung der Follikel automatisch an, aber es verursacht keine unreifen Eizellen. Steigt das Östradiol nicht adäquat an lässt das den Schluss auf eine Störung der Eizellreifung zu. In der Folge können Eizellen auch unreif sein. Eine unreife Eizelle lässt sich nicht befruchten und nistet sich natürlich nicht ein. Eine Kontrolle der Blutwerte während der Stimulation ist auch in deutschen Kliniken nicht unüblich. Und man muss als Arzt kein Prophet sein, um Östradiolwerte im Zusammenhang mit Ultraschallbefunden interpretieren zu können.
Es wird übrigens vermutet, dass stimulationsbedingte hohe Östradiolwerte die Aufnahmefähigkeit der Gebärmutterschleimhaut für einen Embryo negativ beeinflussen können. Es gibt sogar Frauen, bei denen es mit hohen Östradiolwerten nicht funktioniert hat und die nur bei Kryo-Versuchen schwanger wurden.
Gott sei Dank hat die Vermeidung einer Überstimulation hohe Priorität in deutschen Kliniken. Alles andere fände ich fahrlässig.
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Ziutka1977
Das mit schwachen unbeweglichen Spermien, das sei normal bei Eltern jenseits von 40, sagten die Ärzte. Das lässt sich heutzutage mit modernster Technik alles regeln.
Die Spermienqualität ist zwar nicht völlig losgelöst vom Alter des Mannes, es spielt aber längst nicht die große Rolle wie bei der Frau. Mein Mann ist zwischenzeitlich auch über 40. Einen Unterschied zu den
Spermiogrammen von vor 5 oder mehr Jahren konnte ich bislang nicht feststellen. Ich glaube nicht, dass ein eingeschränktes
Spermiogramm jenseits der 40 normal ist. Und wenn sich das heutzutage mit modernster Technik alles regeln lassen würde wäre es ein Traum, von dem wir aber leider noch weit entfernt sind.
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Ziutka1977
Daher nicht aufgeben sondern recherchieren und Mut zum Risiko haben. Dies wird zum Schluss belohnt.
Oder auch nicht. Nicht jeder Kampf wird belohnt. Das kann einem leider niemand vorher sagen. Ich halte es für vernünftig, sich umfassend über die Möglichkeiten die es gibt zu informieren und sich nicht zu scheuen, eine Zweit- oder Drittmeinung in einer anderen Klinik einzuholen. Vieles ist Versuch und Irrtum, da auch Ärzte nicht vorhersagen können, wie der Körper auf diese oder jene Behandlungsmethode reagiert. Am Ende gehört einfach auch viel Glück dazu.