Ich bin vor zwei Tagen mit meinem Mann in der
Kinderwunschklinik Dortmund gewesen und ich muss sagen so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Mein Mann ist schon vor zehn Monaten mal bei einem Urologen gewesen und meinte schon damals das das so entwürdigend gewesen sei. Er musste sein Sperma damals vorne in der Forte (!) abgeben. Wir haben uns deshalb für das zweite
Spermiogramm für eine KiWu Klinik entschieden weil wir immer wieder gehört und gelesen hatten dass die darauf spezialisiert sind und damit sicher professioneller umgehen würden. Ich habe mich diesmal auch bewusst dafür entschieden meinen Mann damit nicht allein zu lassen und mit zugehen. Es war furchtbar. Meinem Mann stieß es schon übel auf, dass in der Forte wo wir uns anmelden mussten ausschließlich Frauen saßen. Mit mir als Begleitung ging es meinte er, aber alleine würde er da nicht reingehen. Das kann ich gut verstehen. Ich würde mich auch weigern mich in einer sterilen Klinik selbst zu befriedigen wenn nur Männer anwesend sind. Ich würde nicht einmal zu einem männlichen Gynäkologen gehen um mich untersuchen zu lassen, geschweige denn würde ich mich dort in einen "Wichsraum" führen lassen. Ich bin sehr froh das ich eine nette GynäkoloIN habe.
Das Ambiente ist wie im Krankenhaus. Steril, kalt. Es riecht nach Desinfektionsmitteln. Das
Personal war völlig verkrampft. Alle Angestellten schauten betreten weg, nur eine sprach überhaupt mit uns und beschränkte sich auf die aller notwendigste Kommunikation. Ein Vorgespräch hatten wir auch nicht. Es gab keine Termine. Keine Termine für Vorgespräche, aber es gab viele viele Termine für
Spermiogramme. Wir konnten uns praktisch jeden Termin aussuchen. Jetzt wissen wir auch wieso.
Dann gab es erst die Blutabnahme, dann eine Etage höher zum Samenklo. Anders kann ich diese umfunktionierte Besenkammer nicht nennen. Vorne saß eine ältere Laborangestellte und versuchte ebenfalls ein ausdrucksloses Gesicht zu machen. Wir wurden durch eine Glastür mit komplett durchsichtigem Glas(kein Milchglas oder so) in einen kleinen Gang geführt und dort in die Wichskabine gebracht. So etwas würdeloses habe ich noch nicht erlebt, aber wenigstens war die Tür hier nicht durchsichtig. Aber mehr als eine normale hellhörige Zimmertür war das nicht. Nichts mit Schallschutz oder so. Mein Mann wurde richtig sauer, als die Angestellte uns auch noch "Viel Spaß" wünschte als sie rausging. Wie wir es dann geschafft haben meinen Mann zum Orgasmus zu bringen weiss ich selbst kaum noch und ich möchte da auch nicht mehr drüber nachdenken. Unser Gefühl ist, dass wir uns gegenseitig vergewaltigt haben. Wir fühlen uns dreckig, schäbbig und entwürdigt und wir werden diese Prozedur nie wieder machen. Das möchte ich meinen Mann nie wieder zumuten und ich möchte das auch selbst nie wieder erleben. Ich habe mich gefühlt wie eine billige Straßennutte. Wenn DAS der einzige Weg sein sollte schwanger zu werden möchten wir kein Kind. Mein Mann hat bloß gesagt, dass er ein Kind das er auf so widerwärtige Weise "gezeugt" hätte niemals lieben könnte, weil es ihn allein durch seine schiere Existenz an diese erniedrigende Prozedur erinnern würde. Und wenn ich in der Kummerecke von Frauen lese, die mit ihren ein paar Monate alten Babys allein gelassen werden und die Männer einfach flüchten, dann weiß ich jetzt wieso. Ich kann nur jeder Frau empfehlen zum
Spermiogramm mit zugehen. Sonst kann man sich so etwas gar nicht vorstellen. Mit am Schlimmsten fanden wir den Notfallschalter. Wir haben uns erst gefragt warum gibt es überhaupt einen Notfallschalter in so einem Raum. Wir können uns das nur damit erklären, dass so mancher Mann Drogen und viel Viagra nimmt um seine Vergewaltigung überhaupt irgendwie zu überstehen. Warum kann das nicht etwas würdevoller organisiert werden? Warum nicht eine Art "Hotel" wo man sich einmieten kann und das Wochenende verbringt. Mit einer Art "Essensaufzug" um das Becherchen ins Labor zu befördern. Da hätten wir gerne für bezahlt. Das wird so behandelt, als ginge es um das Abgeben einer Urinprobe und das es sich hier um Sexualität handelt wird völlig ausgeblendet. Das
Personal war in meinen Augen damit auch völlig überfordert. Es gab überhaupt keine lockere Atmosphäre. Es war einfach nur noch widerlich. Und ich lese hier immer wieder wie viel Schwierigkeiten Frauen haben ihre Männer zum
Spermiogramm zu überreden. Das klingt dann etwa so: "Nach drei Jahren hatte ich ihn dann soweit". Kein Wunder das da so manche Beziehung oder Ehe auf der Strecke bleibt. Wenn unsere Männer so behandelt werden (und wir sie auch so behandeln!) wundert mich das nicht.