Ich klage an
Ich stehe hier, Gott, vor dir.
Ich möchte Klage führen.
Ich bin wütend und traurig.
Ich klage dich an,
ich klage das Leben an.
Du enthälst mir vor,
was du anderen selbstverständlich schenkst.
Warum lässt du mich herausfallen
aus dem Kreislauf des Lebens?
Wenn ich sterbe,
wird da kein Kind sein,
in dem ich weiterlebe.
Die Kette des Lebens,
deren Anfang sich in der Urzeit verliert,
die Glied um Glied hervorbrachte,
Mutter und Kind,
Enkel und Urenkel,
die wieder Mütter und Väter wurden,
ungezählte Generationen lang,
führte bis zu mir.
Ich bin ihr letztes Glied.
Mit mir reisst die Kette ab.
Gott, ich frage dich:
Bin ich es nicht wert, weiterzuleben in einem Kind?
Bin ich es nicht wert, das Leben weiterzugeben?
Weiterzugeben was ich bin?
Gibt es etwas in mir, das besser sterben soll,
statt fortzuexistieren in Kindern und Enkeln?
Ich klage dich an, Gott.
Ich will eine Antwort.
Ich stehe hier, Gott, vor dir.
Ich bringe dir meine Traurigkeit.
Ich bringe dir meine Unvollkommenheit.
Ich bringe dir meine Sehnsucht.
Ich bringe dir meine Unfruchtbarkeit.
Ich bringe sie vor dich.