Liebe Ilka,
es macht mich ganz traurig, Dich so leiden zu sehen. Es tut mir unendlich leid, dass es nicht geklappt hat. So gerne würde ich Dir etwas Tröstendes und Aufmunterndes schreiben, aber irgendwie fehlen mir die passenden Worte. Vieles hört sich so schal und leer an.
Bitte fühl Dich aus der Ferne ganz feste umarmt und gedrückt.
Wie ich Deiner Signatur entnehme, hast Du die zwei
ICSIs ziemlich schnell hintereinander durchgezogen. Ich möchte Dir auf keinen Fall zu nahe treten, aber ich könnte mir vorstellen, dass die vergangenen Monate sich hauptsächlich um den Kinderwunsch gedreht haben. Vielleicht hast Du Dich auch regelrecht darauf fixiert.
Ich kenne diese Phase und dieses tiefe, dunkle Loch. Ich war selber schon öfter dort unten. Wenn Du mal viel Muße hast, kannst Du ja mal mein Profil lesen. Dann wird Dir auffallen, dass ich des öfteren sehr sehr lange Pausen zwischen den Versuchen gemacht habe. Als ich mein erstes Kind verlor, war ich so tief unten, dass ich dachte, ich könne nie mehr fröhlich sein.
Als der erste Schmerz vorüber war, sagte ich zu meinem Mann, dass ich erst einen neuen Versuch starten würde, wenn ich es geschaffte hätte, mehrere Tage am Stück mal nicht an den Kinderwunsch zu denken. Wenn ich nicht mehr einen Stich verspüre, wenn Schwangere oder junge Familien mit kleinen Kindern um mich rum sind (und davon gibt es viele in unserem Freundeskreis).
Ein ganzes Jahr habe ich gebraucht.
In diesem Jahr habe ich es geschafft, mir bewusst zu machen, dass es mir gut geht. Dass ich gesund bin, einen tollen Ehemann habe und eine gute Ehe führe. Dass ich einen Job habe, der mich fordert und Spaß macht. Dass ich richtig gute Freunde habe. Und Hobbies.
Nur weil uns ein Stück vom Glück fehlt, sollten wir uns nicht davon abhalten lassen, alles andere zu genießen.
Nach einem Jahr hatte ich dann eine andere Einstellung zum Thema eigenes Kind. Ein eigenes Kind wäre für mich jetzt das "Sahnehäubchen" auf mein ansonsten er- und ausfüllendes, zufriedenes und glückliches Leben.
Wir sehen so oft nur dass, was wir nicht haben und vergessen dabei all die schönen Dinge, die wir haben.
Ich weiß nicht, ob Dir diese Zeilen in irgendeiner Weise weiterhelfen. Vielleicht findest Du sie anmaßend. Aber vielleicht regen sie Dich auch zum Nachdenken an.
Gönn Dir eine "schöpferische" Pause. Nicht nur für Deinen Körper, sondern vor allem für Deine Seele.
Von Herzen alles alles Liebe!