Mehr Fehlbildungen bei IVF und Insemination
Dies ist aber wahrscheinlich nicht auf die Behandlung zurückzuführen
Das Deutsche Ärzteblatt berichtet über eine Studie, welche in Fertility Sterility veröffentlich wurde. Es handelt sich dabei um eine retrospektive Studie, in welcher eine erhöhte Rate von Schweren Geburtsdefekten nach einer IVF und ICSI aber auch nach Inseminationen festgestellt wurde.
Das Iowa Registry for Congenital and Inherited Disorders, eines der führenden US-amerikanischen Register auf diesem Gebiet, erfasste zwischen 1989 und 2002 insgesamt 90 Fehlbildungen bei Kindern, die nach einer IVF geboren wurden. Bei 1 462 Kindern ergibt dies eine Rate von 6,2 Prozent. Sie lag deutlich über der Fehlbildungsrate bei natürlich gezeugten Kindern von 4,4 Prozent. Dies ergibt eine relative Risikoerhöhung von 30 Prozent. Dabei bestand kein Unterschied zwischen der konventionellen IVF mit “frisch†befruchteten Eizellen oder der Übertragung von kryokonservierten Embryonen. Auch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) fiel nicht aus dem Rahmen, wobei die Fallzahlen für eine differenzierte Analyse zu gering waren.
Darüber hinaus zeigte sich nach Inseminationsbehandlungen eine Fehlbildungsrate von 5%. Dies ist gegenüber der Vergleichsgruppe ebenfalls erhöht, jedoch ist der Unterschied nicht statistisch signifikant.
Die erhöhte Fehlbildungsrate bei der IUI ist für Brad Van Voorhis von der Universität von Iowa in Iowa City, Leiter der Studiengruppe, deshalb ein Hinweis darauf, dass die häufigeren Fehlbildungen vermutlich nicht Folge der repromedizinischen Behandlung sind.
Auch in anderen Studien wurde bereits herausgefunden, dass weniger die Behandlung als solche, sondern die Behandelten Paare das Risiko erhöhen für Fehlbildungen und auffällige Schwangerschaftsverläufe. So ist das durchschnittliche Alter von Kinderwunsch-Paaren bei Eintritt einer Schwangerschaft höher als im Bevölkerungsdurchschnitt und Kinder von Patientinnen mit einem PCO-Syndrom weisen ein geringeres Geburtsgewicht auf. In einer kürzlich erschienenen Studie wurden Einlingsschwangerschaften nach Kinderwunsch-Behandlung mit auf natürlichem Weg gezeugten verglichen. Hier ließ sich kein gehäuftes Auftreten von Fehlbildungen nachweisen. In Anbetracht der deutlich höheren Fallzahl dieser letztgenannten Studie liegt der Schluss nahe, dass die Ergebnisse auch entsprechend valider sind.
Auch im Hinblick auf die Einlingsschwangerschaften kommt die aktuelle Studie zu einem anderen Ergebnis. Obwohl einige Kliniken in Iowa sind dazu übergegangen sind, nur noch einzelne Embryonen zu transferieren, konnte die rate von Fehlbildungen nicht gesenkt werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass retrospektive Untersuchungen immer den Makel unzuverlässiger Ergebnisse aufweisen und eine abschließende Beantwortung der Frage, ob Fehlbildungen nach einer reproduktionsmedizinischen Maßnahme häufiger auftreten, nicht sicher zu lassen. Wenn man jedoch die Ergebnisse der beiden hier genannten Studien zusammenfasst, dann lässt sich sagen, dass
- Fehlbildungen nach einer Kinderwunschbehandlung häufiger sind als bei natürlicher Konzeption
- Diese Fehlbildungen wahrscheinlich in vielen Fällen nicht durch die Behandlung bewirkt werden, sondern ein Risiko des behandelten Paares darstellen, unabhängig von der Art des Entstehens der Schwangerschaft
- Da die IVF oder ICSI und auch die Kryo-Transfers kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen gegenüber der Insemination aufweisen, ist davon auszugehen, dass die Manipulation der Eizellen im „Reagenzglas“ nicht die primäre Ursache für Fehlbildungen sind
- Die Fehlbildungsrate ist nicht abhängig von der erhöhten Zahl der Mehrlingsschwangerschaften
- Unklar bleibt, wie hoch der Anteil der durch die Eltern bedingten Risiken ist, der dann auch zu Fehlbildungen führen kann. Diese Frage wird sicherlich auch weiterhin Gegenstand z. T. idiologisch motivierter Diskussionen sein
Olson CK, Keppler-Noreuil KM, Romitti PA, Budelier WT, Ryan G, Sparks AET, Van Voorhis BJ
In vitro fertilization is associated with an increase in major birth defects
Fertility Sterility 84 (5) 2005. 1308-1315
Shevell T., Malone F. D., Vidaver J., Porter T. F., Luthy D. A., Comstock C. H., Hankins G. D., Eddleman K., Dolan S., Dugoff L., Craigo S., Timor I. E., Carr S. R., Wolfe H. M., Bianchi D. W., D’Alton M. E.
Use of assisted reproductive technology, either in vitro fertilization or ovulation induction, is associated with a significant risk of adverse pregnancy outcome in singleton pregnancies.
Obstet Gynecol 2005 106: 1039-1045
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