Wenige Eizellen und Alter über 40: Lohnt sich eine Stimulation für IVF?

Wenige Eizellen bedeutet weniger Auswahl und weniger Erfolg bei IVF und ICSI


Frauen, deren Eierstöcke nur schlecht auf eine hormonelle Stimulation ansprechen, nennt man „low responder“ oder „poor responder“. Da man dann nur wenige Eizellen zur Verfügung hat, sind die Erfolgschancen bei der künstlichen Befruchtung meist niedrig. Sind niedrige oder höhere Hormondosen in solchen Fällen besser?

Zunächst an dieser Stelle der Hinweis auf unseren Theorie-Teil. Hier haben wir das das Kapitel über low responder erweitert und vor allem aktualisiert.

In diesen Fällen stehen also nur wenige Eizellen zur Verfügung als üblich. Da die Chancen bei einer IVF oder ICSI auch von der Zahl der Eizellen abhängt, stellt sich die Frage, wie man stimulieren muss, um die Chancen möglichst zu erhöhen. Spontan würde man ja denken, dass eine hochdosierte Stimulation hilfreich sein könnte. So einfach scheint es jedoch nicht zu sein, wie man auch im Theorie-Teil nachlesen kann.

In einigen dort zitierten Vergleichsstudien zeigt sich, dass eine niedrig dosierte Behandlung zumindest keine schlechteren Erfolgsraten nach sich zieht. Eine niedrig dosierte Stimulation führt ebenso oft zu einer Schwangerschaft wie die deutlich belastendere hochdosierte Hormontherapie.

Natürlicher Zyklus besser bei low respondern?

Man kann das Ganze natürlich noch auf die Spitze treiben und gar keine Hormone geben. Oder fast keine. Denn bei der IVF im natürlichen Zyklus („Natural cycle IVF“ „IVF naturelle“) wird man natürlich dennoch den Eisprung unterdrücken und später auslösen, um reife Eizellen zu bekommen. Allerdings sind die Chancen auf eine Schwangerschaft bei einer künstlichen Befruchtung ohne Hormone eher gering. Hier mehr zu diesem Thema.

Dennoch stellt sich die Frage, ob es nicht besser ist, auf Hormone zu verzichten, wenn die Eierstöcke ohnehin kaum darauf ansprechen. Zu diesem Thema hat eine Arbeitsgruppe unter Federführung der Universität Brüssel zwei verschiedene Vorgehensweisen untersucht. Sie verglich die Ergebnisse zweier Stimulationsprotokolle bei low respondern: Das normal dosierte (bis zu 450 IE /Internationale Einheiten) und das „modified natural cycle ivf“ Protokoll (MNC-IVF). Dabei handelt es sich um einen modifizierten Natürlichen Zyklus, gelegentlich- nicht immer – mit einer niedrigen Stimulation.

Wenige Eizellen sind besser als nur eine Eizelle

Von den 476 in die Studie aufgenommenen Frauen wurden 189 mit einer MBC-IVF behandelt und 287 mit einem konventionellen und hochdosierten Protokoll. Aus Sicht der Freunde des natürlichen Zyklus die gute Nachricht zuerst: Konnte ein guter Embryo transferiert werden, dann waren die Chancen auf eine Schwangerschaft in beiden Gruppen gleich.

Es gab aber leider auch eine schlechte Nachricht, die leider überwiegt. Die Zahl intakter Schwangerschaften pro Patient war nach Stimulation 10,1% (29 von 287) und nach der MNC-IVF 2,6%. Das spiegelt wider, dass es  im natürlichen Zyklus häufiger nicht zum Transfer kommt und eine Auswahl der besten Embryonen nicht möglich ist.

Die Autoren der Studie ziehen aus den Ergebnissen den Schluss, dass Frauen über 40 und mit wenigen Eizellen von einer IVF ohne Hormone profitieren könnten. Sicherlich ist der Aufwand durch den Wegfall der Stimulation geringer. Aber jede Eizelle zusätzlich erhöht andererseits die Chancen. Meine Schlussfolgerung in Anbetracht der Ergebnisse wäre eher, dass eine (milde) Stimulation auch bei low respondern die Chancen – auf niedrigem Nivau – deutlich verbessern kann.

 


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