Kinderwunsch und Faktor Zeit
Kluge Frauen machen alles perfekt und am besten nacheinander. Das heißt, zuerst ein paar Jahre Karriere machen, währenddessen den richtigen Partner finden und dann Kinder bekommen. Doch Frauen, die so denken, ist meist nicht bewußt, daß sie in diesem Spiel auf Zeit etwas Entscheidendes verlieren könnten: ihre Fruchtbarkeit. So glaubte in einer Studie der Universität Leipzig rund ein Drittel der Befragten, eine Schwangerschaft bis 45 Jahre sei kein Problem. Ein verhängnisvoller Irrtum, warnen Experten wie Professor Thomas Katzorke vom Essener Zentrum für Reproduktionsmedizin: „Das ideale Alter für eine Schwangerschaft liegt zwischen 20 und 30 Jahren. Das durchschnittliche Gebäralter der deutschen Frauen ist mit fast 30 Jahren sehr spät.“
[Via: Berliner Morgenpost]
Schuld daran sind die Eizellen: „Mit den Jahren nimmt die Zahl und die Qualität der Eizellen ab“, erläutert der Berliner Fortpflanzungsmediziner Heribert Kentenich. „Bei der Geburt verfügt eine Frau noch über etwa eine Million unreifer Eizellen, mit 40 Jahren sind nur noch einige Tausend übrig.“ Bei den verbleibenden Eizellen mehren sich Schäden an den Chromosomen, da sie Belastungen durch Umweltgifte und Strahlung länger ausgesetzt waren.
Männer haben es da leichter. Dennoch sollten auch sie sich nicht allzulange Zeit lassen. Die männliche Fruchtbarkeit bleibe zwar bis zum Alter von 35 Jahren konstant, sinke dann aber bis 40 um rund 40 Prozent ab, berichtete David Dunson vom National Institute of Environmental Health Sciences in North Carolina im April 2002 in „Human Reproduction“.
Viele Paare landen schließlich in den Praxen der Fortpflanzungsmediziner. Hierzulande suchen nach Angaben des Vereins Wunschkind e.V. jährlich rund 200 000 Paare eine Beratung. „Frauen bis 42 können behandelt werden“, sagt Reproduktionsmediziner Katzorke.
Eine Chance für ältere Frauen wäre die Eizellenspende, die aber in Deutschland im Gegensatz zur Samenspende verboten ist. „Dabei kann eine Frau mit fremden Eizellen sogar mit 50 noch ein Kind bekommen“, sagt Katzorke.
Doch auch wer weder Strapazen noch Kosten scheut, hat noch lange keine Erfolgsgarantie: Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts liegt die Geburtenrate nach Fruchtbarkeitsbehandlungen deutlich unter 20 Prozent.
Ist die Befruchtung geglückt, drohen den Frauen jenseits des idealen Gebäralters weitere Komplikationen. „Das Risiko einer Fehlgeburt steigt mit dem Alter drastisch an“, warnt Professor Bernd Hinney, ärztlicher Leiter der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Georg-August-Universität Göttingen. Bei Frauen bis 30 liege die Fehlgeburtenrate bei 15 bis 20 Prozent, bei den 40jährigen schon bei 43 Prozent. Von den wenigen Frauen, die mit Mitte 40 noch schwanger würden, erlitten gar 60 Prozent eine Fehlgeburt.
Mit dem Alter der Mutter steigt auch das Risiko, daß das Kind mit einer Behinderung, am häufigsten mit dem Downsyndrom, zur Welt kommt. „Bei den Müttern über 35 ist eines von 350 Kindern behindert“, sagt Hinney. Bei 25jährigen Müttern sei dies nur bei einer von 1000 Geburten der Fall.
Als Lösung schlägt Hinney vor, daß Frauen mit 20 ihre Eizellen einfrieren und später wieder auftauen lassen. Diese ursprünglich für Krebspatientinnen entwickelte Technik belastet den Körper zwar kurzzeitig stark, könnte aber Frauen ermöglichen, ihre biologische Uhr einzufrieren.
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sehr interessanter Bericht. Da ich 21 bin und mein Mann schon 36 ist es wohl sinnvoll langsam an unseren Kinderwunsch zu arbeiten obwohl wir damit eigentlich noch warten wollten !!
Ich finde es furchtbar, wie pauschal Frauen hier entmutigt werden, die im höheren Alter noch ein Kind bekommen wollen. Fehlgeburtsraten von bis zu 60 % sind ja wohl Horrorzahlen, die keiner Überprüfung stand halten. Die Autoren sollten sich mal das Buch "Ein Kind mit 40?" der beiden Gynäkologen Christine Biermann und Ralph Raben zu Gemüte führen.
nein. Die Fehlgeburtsraten mit Mitte 40 sind leider so hoch, ich gebe Ihnen jedoch recht: es sind Horrorzahlen. Es ist nicht dieser Artikel, der entmutigt, es ist leider die Natur selbst, die dies tut.
"Ein Kind mit 40" ist übrigens etwas völlig anderes als mit 45.
Lieber Dr.
bin selber Kollegin und gehöre zu der o.g.Gruppe.
Habe mein 2. Kind mit 40 nach einma FSH gesund bekommen und Danke dem lieben Gotte dafür.
Leider reicht es seither trotz erneut FSH Stimulation für ein 3. Kind nicht. Bin jetzt schon 41, gebe aber dennoch nicht auf.
Ich findes es gut daß Sie die Mädchen und Frauen wach rütteln, daß die Medizin nicht alles kann. Die meisten jungen Frauen denken nur daran zu verhüten und wissen nicht, wie schwer es sein kann schwanger zu werden.
Ich bin jetzt mit 45 Jahren auf natürlichem Wege schwanger geworden. Vor 3 Jahren war ich schon einmal schwanger und bei der Fruchtwasseruntersuchung wurde Trisonomie21 festgestellt. Wir haben uns gegen das Kind entschieden. Vor 2 Jahren habe ich einen Embryo in der & Woche verloren.
Inzwischen bin ich wieder schwanger in der 10. Woche. Ich hoffe, es geht diesmal gut!
Wenn ich allerdings diese Horrorgeschichten lese, wird mir ganz anders! Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Man darf die Hoffnung nur nicht aufgeben.
Ich denke, wenn der Körper einer Frau noch so "jung" ist, ein Baby zu empfangen, wird er auch noch dafür konzipiert sein, ihn ordentlich austragen zu können.
Ein genetischer Defekt ist von dieser Theorie natürlich ausgeschlossen. Der erhöht sich natürlich mit dem Alter.
Und trotzdem gibt so viele Frauen die über 40 Kinder bekommen und zwar gesund und ohne Probleme.
Auf der anderen Seite gibt es auch junge Frauen die unfruchtbar sind (schlechte Eizellen) oder behinderte Kinder bekommen.
Wo ist die Erklärung? Man sagte mir einmal es wären im ersten Fall nur Ausnahmen, aber es werden immer mehr davon und zwar positive SS, sogar mit Zwillis.
Man kann nicht verallgemeinen, es hängt von dem Körper jdere Frau und jeden Mann ab.
Selbstverständlich würde es gut sein ein Kind früher zu kriegen, aber es gibt auch Fälle wo man das nicht kann.
Wegen Eizellen einfrieren: aber man sagt ja Eizellen halten nicht beim auftauen, nur Embryos kann man frieren. Was nun? Oh Gott, diese Studien!Verstehe einer sie!