Nach Fehlgeburt wird Therapie öfter beendet
Eine kleine Studie mit einem für mich überraschenden Ergebnis: Wenn ein Paar nach einer IVF oder ICSI eine Schwangerschaft erzielt, die dann jedoch in einer Fehlgeburt endet, hätte ich persönlich angenommen, dass dies zwar zunächst einmal niederschmetternd ist, jedoch andererseits zeigt, dass es klappen kann und dadurch zu weiteren Therapien motiviert.
Eine Untersuchung der Behandlungen von 2245 Frauen bestätigte zwar meine Annahme, dass die statistische Wahrscheinlichkeit auf eine weitere Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt ansteigt, jedoch entscheiden sich überraschend mehr Paare gegen weitere Behandlungen nach einem solchen Ereignis.
Eine Studie aus Havard zeigt, dass Frauen, die keinen positiven Schwangerschaftstest hatten oder gar einen Abbruch der Therapie vor dem Transfer sich öfter für weitere IVF-Zyklen entschieden als solche, die eine Fehlgeburt erlitten. Bei denen, die sich weiter behandeln ließen traten nach einer Fehlgeburt in 34% der Fälle eine erneute und fortlaufende Schwangerschaft ein, während die Lebendgeburtenrate bei den Frauen ohne vorherigen Therapieerfolg in der Vorgeschichte nur 21% betrug.
Fehlgeburten…
- Sind oft so traumatisierend, dass keine Fortsetzung der Behandlung mehr erfolgt
- Sind ein gutes Zeichen für das Funktionieren der Therapie als solches und erhöhen die statistische Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg in weiteren Behandlungen
Pearson KR, Hauser R, Cramer DW, Missmer SA
Point of failure as a predictor of in vitro fertilization treatment discontinuation.
Fertil Steril. 2008 Sep 29. [Epub ahead of print]
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Hallo,
das wundert mich jetzt aber auch. Wir hätten nach Immu aufgehört, wenn wir mind. 2x keine Einnistung gehabt hätten. 2 FG sind zwar auch nicht viel besser, aber zumindest wissen wir jetzt, dass ich ss werden kann. Also wird auch weitergemacht! Das hat uns Mut gegeben. Aber vielleicht ist es ja auch ein Unterschied, ob die FG gleich oder erst nach 4,5 Jahren mit 7 iui und 8 TF kommt???
Naja, egal wie, wir sind wohl Statistikbrecher *lol*
LG, silbaerle und silbaermann
Ich denke da spätestens muß der Kiwuarzt eine psychologische /BeratungTherapie verschreiben.
Sie haben Recht in Ihrem Beitrag, aber ich kann verstehen dass es für die Paare ein Leid ist.
Sie verlieren ihren Mut.
Und noch etwas:
Man muß auch erst mal die Gründe der FG klären. Oft ist das aber schwer und ich habe Frauen im Forum gelesen die viele FG hatten und man konnte nicht herausfinden aus welchem Grund.
Also wir sind auch so ein Fall. Haben zwar noch einen letzten Versuch mit unseren noch vorhandenen Kryo-Embryonen gemacht, aber für uns war auch die FG entscheidend aufzuhören.
LG Petra
nach langem kinderwunsch und 3 negativen icsis (+2kryos), haben wir in der 4. icsi endlich ein positiv bekommen. leider fehlgeburt. abgesehen von der schwierigen verarbeitung, kann ich einfach nicht glauben, dass es nochmal klappt und wenn, hätte ich riesiege angst vor einer neuen fehlgeburt.
hätte ich bei der 4. icsi ein negativ gehabt, hätten wir sicher noch einen 5. versuch gemacht.
ich bin wohl ein typischen beispiel für diese studie.
Wir sind auch Statistikbrecher. Auch ich habe leider zwei Fehlgeburten erleben müssen (FJ 2005 und FJ 2007). Mich hat es, nach all der Trauer, jedoch motiviert, es weiter zu versuchen. Nach fast 9 Jahren Kiwu, 6 ICSIs und 8 Kryos hat es dann endlich geklappt.
Bei uns (sechs Schwangerschaften, davon die erste mit Lebendgeburt)ist wahrscheinlich der größte Antrieb, zu wissen, daß es sogar zu einer Geburt kommen kann. Frauen, die schon entbunden haben, sind wohl gar nicht in der Studie mit drin?
Ob ich sonst nach den letzten 5 Fehlschlägen immer noch Behandlungen machen würde, könnte ich gar nicht sagen. Momentan stecken wir im 22. Behandlungszyklus bzw. am Montag ist der 15. Transfer. Damit reihen wir uns auch bei den Statistikbrechern ein 😉
Bestimmt kommt es auch darauf an, wie lange man schon "dabei" ist. Bei uns war der zweite Versuch (ICSI) ein Treffer, der dann aber in einer FG endete. Wir haben es weiter versucht und es hat gleich beim nächsten Versuch geklappt – Junior wurde knapp 1 Jahr nach der FG geboren. Aber ob ich nach vier oder fünf Versuchen noch die Kraft gehabt hätte, weiter zu machen – ich weiß es nicht.
Ich hatte am 10.08.2006 erfahren, daß ich durch die 1. ICSI schwanger bin. Leider habe ich den Zwerg in der 8. SSW verloren.
Für mich war es natürlich auch einfach nur furchtbar. Allerdings war die Motivation weiter zu machen größer.
Das Glück hatte es gut mit uns gemeint und ich wurde auch durch die 2. ICSI schwanger. Der errechnete Geburtstermin war der 10.08.2007. Das fand ich schon sehr erstaunlich! Aber daß unser Sohn auch tatsächlich am 10.08.2007 (spontan) geboren wird …
Unglaublich!
Für mich war die FG das Traurigste, was ich je erlebt habe und Grund aufzuhören.
auch für uns war die fehlgeburt ein nicht unentscheidender grund aufzuhören. ich konnte mit dem "wenigstens weißt Du, dass Du schwanger werden kannst" für mich nicht wirklich was anfangen. Und ja, ich war nie trauriger als nach der FG.
..wo hört einnistungsversagen auf und wo fängt fehlgeburt an?
würden diese zusammenhänge (nahezu identisch gründe für einnistungsversagen und fehlgeburt bis zur 12.woche) besser untersucht und erklärt, dann hätten wahrscheinlich auch weniger frauen angst vor weiterer IVF-therapie nach fehlversuchen bzw. fehlgeburten.
in deutland muss man als kassenpatientin 3 fehlgeburten haben bevor die gründe für die fehlgeburten untersucht werden.
das ist meiner meinung nach skandalös.
frauen wird dadurch, völlig zu unrecht, eine art "fertilisationsversagen" suggeriert; nicht nur den frauen, die IVF etc nutzen müssen, sondern allen frauen.
das gehört geändert.
je mehr also die zusammenhänge (nichteinnistung/fehlgeburt) erforscht werden, öffentlich dargestellt werden und auch thematisiert werden, desto größer ist (auch im einzelfall) die chance bei eingetretener frühschwangerschaft erhaltende maßnahmen einzuleiten (hormonsubstitution, gerinnungsoptimierung etc.)
nur muss man um diese zusammenhänge auch WISSEN 😉
Reaba hat Recht!
Ich kann gut nachvollziehen, dass eine FG so ein traumatisches Erlebnis sein kann, dass sich viele dieses nicht ein zweites Mal zu muten wollen. Trotzdem erstaunt mich das Ergebnis der Studie auch. Wohlmöglich führt es bei manchen Paaren dazu, ihre Entscheidung zu überdenken.
Lg, tintenklecks
Zitat: "Eine Studie aus Havard zeigt, dass Frauen, die keinen positiven Schwangerschaftstest hatten oder gar einen Abbruch der Therapie vor dem Transfer sich öfter für weitere IVF-Zyklen entschieden als solche, die eine Fehlgeburt erlitten."
Wie viel häufiger denn? Das geht nicht aus dem Text hervor.
Man sollte auch bedenken, dass es hier wohl um eine Studie irgendwo im Ausland geht. Da gibt es u.U. andere Umgebungsbedingungen. Z.B. zahlen ja die Kassen bei uns nach einer FG 3 weitere Versuche anteilig, was im Ausland sich nicht regulierend auf eine Entscheidung auswirken wird.
Ich muss Reaba auch Recht geben! Diese Ungewissheit, was genau zu meinen zwei Missed Abortions geführt hat, und die Frage, ob ich nicht irgend etwas anders machen könnte, das ist und war für mich das größte Problem. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Gendefekte handelte, ist groß. Aber ob es nicht doch einen anderen Grund gab, wissen wir nicht. Meine erste MA war das schlimmste, was mir im Leben passiert ist. Ich weiß selbst nicht, wie ich mich zu weiteren Versuchen aufraffen konnte.
http://humrep.oxfordjournals.org/cgi/content/abstract/18/9/1948?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT=1&andorexacttitle=and&andorexacttitleabs=and&fulltext=MTHFR&andorexactfulltext=and&searchid=1&FIRSTINDEX=0&sortspec=relevance&resourcetype=HWCIT
http://humrep.oxfordjournals.org/cgi/content/abstract/19/1/191?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT=1&andorexacttitle=and&andorexacttitleabs=and&fulltext=PAI1&andorexactfulltext=and&searchid=1&FIRSTINDEX=0&sortspec=relevance&resourcetype=HWCIT
das sind nur 2 studien, von sehr vielen zum thema fehlgeburt.
das wird in unseren breitengraden leider wirklich wenig beforscht 🙁
ein grund mehr, das hier mal als zarten ansatz zu zeigen: anderswo wirds beforscht und auch eher therapiert.
es besteht allerdings auch hier die möglichkeit abortives marterial pathologisch untersuchen zu lassen…das klingt schlimm, das weiß ich. aber manchmal ist es wirklich, neben der eigenen abklärung der möglichen einnistungsstörungen, die einzige möglichkeit dem "fehler" auf die spur zu kommen.
die beiden oben genannten studien habe ich ausgewählt, weil ich von beiden störungen selbst betroffen bin und weil es mit recht schlichten medikamenten möglich war, eine schwangerschaft zu erhalten (gerinnungsoptimierende präparate in meinem fall).
ich möchte den frauen, die trotz fehlgeburt doch noch weiter am kinderwusch festhalten, einfach nur nahelegen ärzte zu finden, die sensibel und aufgeschlossen für diese art der untersuchungen sind.
Hallo Reaba,
leider zahlen die Kassen nach FG nur noch einen Versuch anteilig, das Gesetz wurde geändert. Das könnte ich mir auch als Grund vorstellen. Ich brauche ständig IVIG und z.ZT. jeden 2. Tag Granocyte- wenn ich nun auch noch Vollzahler werde wirds richtig eng 🙁
und leider werden die medis ja auch nicht in der ss erstattet….
ansonsten geb ich Dir voll und ganz recht. wie immer 🙂
bussi, silbaerle
Im Dezember 2008 starb unser Sohn in der 14. SSW an den Folgen einer Megazystis und ich habe ihn drei Tage später still geboren. Es war unsere 2. ICSI und meine erste Schwangerschaft. Mit ansehen zu müssen, wie sich der Körper unseres Kindes nach Entdeckung der Fehlbildung im Laufe von drei Wochen immer mehr deformiert hat, ohne dass wir ihm helfen konnten, war die schrecklichste Erfahrung meines Lebens. Neben der Trauer um unseren Sohn quält mich jetzt vor allem die Frage, ob ihm sein Schicksal nicht erspart geblieben wäre, wenn wir dieses Leben nicht erzwungen hätten. Immerhin bringen wir als Paar mit eingeschränkter Fruchtbarkeit ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko für unser Kind mit. Und kann man bei einer IVF zumindest noch halbwegs von einer natürlichen Selektion sprechen, so ist das bei einer ICSI nicht mehr der Fall. Wann aber beginnt die Verantwortung, die wir als Eltern für das Wohl unserer Kinder tragen – schon mit der Zeugung oder erst mit ihrer Geburt? Ich glaube, dass nach einer Fehl- oder Totgeburt (neben der Angst, das gleiche noch einmal erleben zu müssen) auch diese Frage bei vielen Paaren mit darüber entscheidet, ob sie eine weitere Behandlung wagen oder nicht…
Hallo crimsonpink,
erstmal mein großes Mitgefühl, dass ihr sowas erleben musstet. Das ist ja eine Horrorvorstellung!
Ich möchte euch sagen, dass ihr euch keine Vorwürfe machen müsst. Studien, die ja hier auch veröffentlicht wurden, haben gezeigt, dass das Fehlbildungsrisiko nach einer ICSI nur so minimal erhöht ist, dass sich sogar vermuten läßt, diese Erhöhung ist auf das höhere Durchschnittsalter der Patienten zurück zu führen. Passieren kann sowas allen werdenden Eltern. Egal, ob nun so oder so gezeugt. Ihr habt das Beste für euer Kind getan. Befreit euch von den Selbstvorwürfen!
Gerade bin ich wieder auf diesen Artikel gestossen und muss dazu nochmal etwas sagen:
Nach der Fehlgeburt unseres Sohnes haben wir lange gebraucht, uns an einen neuen Versuch zu wagen. Im August war es dann soweit – und ich wurde wieder schwanger. Auch dieses Kind haben wir jetzt durch eine MA in der 8. SSW verloren.Bei beiden Schwangerschaften gab es zusätzliche Komplikationen: Blutungen durch eine Gelbkörperschwäche und viel liegen bei der ersten, ein Hämatom in der Gebärmutter und ein längerer Krankenhausaufenthalt bei der zweiten.
Diese Erfahrungen haben beide Schwangerschaften zu angsterfüllten Zitterpartien werden lassen. Ausserdem wurden sie zu einem existentiellen Problem, da es für Selbständige nicht gerade optimal ist, wegen Schwangerschaftskomplikationen oder Trauersituationen ständig auszufallen. Ein negativer Test ist schon schlimm genug. Aber er kostet nicht annähernd so viel Kraft, wie ein Kind zu verlieren, für das man schon so lange und hart gekämpft hat.
Nach 2 Jahren, diversen Eingriffen, einem Haufen Geld und zwei toten Kindern ist es wahrscheinlich eher gesund, sich auch mal zu fragen, ob der Preis für den Wunsch nach einem eigenen Kind langsam nicht doch zu hoch wird. Das Problem ist nicht die Hoffnung. Das Problem ist die psychische Belastung. Und die fällt eben je nach Zeitpunkt und Art der Fehlgeburt und weiteren persönlichen Lebensumständen ganz unterschiedlich aus.
Aus meiner ganz persönlichen Erfahrungen kann ich also kein bisschen verstehen, was an den Ergebnissen dieser Studie "überraschend" sein soll.