ICSI bei normalem Spermiogramm: Nicht sinnvoll
Ist die ICSI immer besser als die IVF? Eher nicht.
Oft wird auch bei normalen Spermien eine ICSI durchgeführt. Das scheint keine Vorteile gegenüber der konventionellen IVF zu haben.
Bei der Intracytoplasmatischen Spermieninjektion werden die Spermien direkt in die Eizelle gespritzt. Ist die Spermienqualität schlecht, dann ist dies sehr hilfreich, da sonst die Befruchtung ganz ausbliebe. Bei normaler männlicher Fruchtbarkeit wird die ICSI jedoch auch oft durchgeführt, um die Befruchtung sicherzustellen und dadurch die Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern.
Unlängst hatten wir hier schon mal einen Artikel eingestellt, der sich mit dieser Frage beschäftigte. Die Schlussfoolgerung war recht eindeutig:
Wenige Eizellen: Lieber ICSI?
Dazu untersuchte man die Daten, die in den Jahren 1996 bis 2016 an die HEFA gemeldet wurden. Dieses Institut führt in Großbritannien eine landesweite Statistik, ähnlich wie das DIR in Deutschland. In diesem Zeitraum wurden bei Frauen mit einer eingeschränkten Aktivität der Eierstöcke (poor responder) insgesamt 62.641 künstliche Befruchtungen durchgeführt: 33.436 (53,4%) IVF-Zyklen und 29.205 (46,6%) ICSI-Zyklen. In allen Fällen war die Spermienqualität normal.
In der Gruppe der Patientinnen mit weniger als 5 Eizellen war die Zahl der lebend geborenen Kinder nach ICSI nicht höher als nach einer IVF.
Auch wenn die Zahl der befruchteten Eizellen nach ICSI mit 67,2% etwas höher war als nach IVF (64,7%), machte dies bei der Geburtenrate keinen Unterschied.
Befruchtungsversagen nach ICSI seltener?
Dennoch werden nun die Verfechter die ICSI bei wenigen Eizellen sagen, dass aber doch zumindest die Zahl der Behandlungen, bei denen die Befruchtung gänzlich ausblieb, niedriger sein muss, wenn eine ICSI durchgeführt wurde. Es ist naheliegend, aber der Studie zufolge nicht richtig.
Der Anteil von Zyklen mit Befruchtungsversagen betrug nach IVF 17,3%. Wurde eine ICSI durchgeführt, lag dieser Prozentsatz bei 17,0. Dieser UNterschied ist statistisch nicht signifikant.
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Literatur
↑1 | Supramaniam, P. R., Granne, I., Ohuma, E. O., Lim, L. N., McVeigh, E., Venkatakrishnan, R., … & Mittal, M. (2020). ICSI does not improve reproductive outcomes in autologous ovarian response cycles with non-male factor subfertility. Human Reproduction. |
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Sehr geehrter Herr Dr. Breitbach,
mich würde interessieren, ob es dabei einen Unterschied macht, ob es sich um frisches oder Kryo-Sperma handelt?
Vielen Dank & freundliche Grüße