Niedriger AMH: lohnt sich eine Insemination?
Wie stehen die Chancen bei einer IUI mit niedrigem AMH-Wert?
Das Anti-Müller-Hormon zeigt die Aktivität der Eierstöcke an. Immer wieder wird auch darüber spekuliert, inwieweit die Chancen auf eine Schwangerschaft durch einen niedrigen AMH-Wert beeinträchtigt werden. Sind die Chancen bei IVF und Inseminationen wirklich niedriger, wenn die Eierstöcke schlechter arbeiten?
Es ist schon länger bekannt, dass die Qualität der Eizellen in keinem Zusammenhang mit dem Anti-Müller-Hormon steht. Zumindest bei der IVF gibt es Studien, die das belegen. Allerdings gilt dies nur altersabhängig. Bei Frauen über 40 Jahren sinken die Chancen deutlich, wenn man bei der künstlichen Befruchtung nur wenige Eizellen zur Verfügung hat. Bei der Insemination (IUI) werden nach hormoneller Vorbehandlung der Frau die Spermien zum optimalen Zeitpunkt in den weiblichen Genitaltrakt eingebracht. Dabei benötigt man nicht viele Eizellen. Werden die Chancen auf eine Schwangerschaft bei der IUI durch einen niedrigen AMH-Wert beeinflusst?
Zumindest bei jungen Frauen scheint der AMH-Wert bei der IUI keine Rolle zu spielen
In einer retrospektiven Auswertung untersuchten amerikanische Wissenschaftler die Ergebnisse von 3019 Inseminationsbehandlungen von Frauen unter 35 Jahren1)Tiegs, A. W., Sun, L., Scott Jr, R. T., & Goodman, L. R. (2020). Comparison of pregnancy outcomes following intrauterine insemination in young women with decreased versus normal ovarian reserve. Fertility and Sterility.. Dabei war der AMH bei 370 Frauen unter 1,0 ng/ml – also niedrig. 2649 Frauen hatten einen Wert oberhalb dieser Grenze.
Unter Berücksichtigung von Unterschieden beim Körpergewicht und Zahl der Follikel fand man keinen Unterschied in der Erfolgsrate. Der Anteil von Frauen, die schwanger wurden, war unterhalb und oberhalb des AMH-Grenzwertes gleich.
Zumindest junge Frauen (≤ 35 Jahren) werden auch mit einer eingeschränkten Aktivität der Eierstöcke ebenso häufig schwanger wie Frauen mit höheren AMH-Werten. Es gibt also keinen Grund, bei einem niedrigen AMH-Wert auf eine Insemination zu verzichten.
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Literatur
↑1 | Tiegs, A. W., Sun, L., Scott Jr, R. T., & Goodman, L. R. (2020). Comparison of pregnancy outcomes following intrauterine insemination in young women with decreased versus normal ovarian reserve. Fertility and Sterility. |
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Und wie ist es bei Frauen mit 41 mit einem AMH-Wert von 0,6? Gibt es dann auch keinen Grund auf eine Insemination zu verzichten?