ASS kann Fehlgeburten verhindern


Die Gabe von Aspirin soll die Schwangerschaftsraten bei der künstlichen Befruchtung verbessern und die Zahl von Fehlgeburten vermindern. Das ist zumindest die immer wieder optimistisch geäußerte Hypothese von Studien zu diesem Thema. Bedauerlicherweise wird das Medikament diesen Ansprüchen nicht gerecht, wenn man es daraufhin untersucht.

Über Studien zu ASS und wiederholten Fehlgeburten wurden hier bereits ebenso zahlreich berichtet wie über jene zur besseren Einnistung bei IVF.

Warum dann noch eine Studie?

Nun erschien eine neue Studie, die den Einfluss von ASS auf den Schwangerschaftsverlauf bei Fehlgeburten in der Vorgeschichte untersuchte. Angesichts der vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema, die letztlich ohne klare Aussage sind, liest man nur deswegen nicht darüber hinweg, weil diese Studien in „The Lancet“ veröffentlicht wurde, eine der renommiertesten medizinischen Fachpublikationen.

tabletten
Soll helfen bei Kinderwunsch: Aspirin. Die Wirkung bleibt jedoch umstritten

Bild: Katharina Bregulla / pixelio.deDr. Enrique Schisterman und seine Kollegen rekrutierten 1228 Frauen mit Kinderwunsch. Eingeschlossen wurden Patientinnen mit Fehlgeburten und/oder Totgeburten in der Vorgeschichte. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine erhielt 81 mg ASS und Folsäure, die Kontrollgruppe Plazebo und ebenfalls Folsäure (doppelblinde Studie). während sie versuchten, auf natürlichem Wege schwanger zu werden

Enttäuschend: Wieder kein Unterschied

Es zeigte sich – wie so oft – kein Unterschied. Die Schwangerschaftsrate (innerhalb von sechs Zyklen) betrug 58% in der ASS-Gruppe und 53% in der Kontrolle. Der Anteil der Fehlgeburten unterschied sich ebenfalls nicht: 12% bzw. 13%. Die Aussage der Forscher dazu war daher auch grundsätzlich klar: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aspirin zur Vermeidung von Fehlgeburten bei den meisten Frauen nicht hilft“,so Dr. Schisterman.

Untergruppe könnte profitieren

Untersuchte man jedoch nur die Ergebnisse von Frauen, die eine frühe Fehlgeburt erlitten hatten (vor der 20. Schwangerschaftswoche im Verlaufe des Jahres vor der Studie), dann zeigte sich eine Effekt durch die Gabe von ASS: In dieser Untergruppe trat bei 78% der Frauen unter ASS-Therapie eine Schwangerschaft ein (gegenüber 66% mit Plazeba) sowie 62% Lebendgeburten (53%).

Diese Unterschiede waren statistisch signifikant. Hat eine Frau also eine Fehlgeburt in früheren Schwangerschaftswochen, könnte Aspirin hilfreich sein. Eine generelle Gabe des Medikaments zur Vermeidung von Fehlgeburten wird jedoch nicht empfohlen.

Keine Vergleichbarkeit mit anderen Studien

Leider ist die Studie praktisch mit keiner ihrer Vorgängerinnen vergleichbar. Zwar ist der untersuchte Endpunkt (Lebendgeburt) sinnvoll. Und auch die Patientinnen bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft zu rekrutieren und zu behandeln ist ein guter Ansatz. Jedoch waren die einbezogenen Patientinnen völlig anders selektiert. Eine Fehlgeburt oder auch Totgeburt (hier können sehr unterschiedliche Ursachen zhugrunde liegen) in der Vorgeschichte reichte, um in die Studie aufgenommen zu werden, obgleich man von einer krankhaften Neigung zu Fehlgeburten erst ab einer Zahl von drei spricht, selbst wenn einige Untersuchungen bereits zwei Fehlgeburten „für ausreichend“ erachteten.

Auch erfolgte keine spezifische Diagnostik, so dass wir nicht wissen, bei wievielen Frauen später noch Störungen des Gerinnungs- oder Immunsystems gefunden wurden oder gar Fehlbildungen der Gebärmutter.

Es bleibt also auch nach dieser Studie dabei: ASS kann man geben, da das Nebenwirkungsspektrum nicht groß ist. Aber man darf sich nicht zuviel davon erwarten und muss weiterhin – auch nach dieser Publikation – davon ausgehen, dass es sich hierbei nur um einen Versuch handelt, dessen Wirksamkeit nicht erwiesen ist. Zumindest nicht, wenn die Patienten wie hier nicht ausreichend durchuntersucht wurden.

Schisterman EF, Silver RM, Lesher LL, Faraggi D, Wactawski-Wende J, Townsend JM5 Lynch AM, Perkins NJ, Mumford SL, Galai N
Preconception low-dose aspirin and pregnancy outcomes: results from the EAGeR randomised trial.Lancet. 2014 Apr 1. pii: S0140-6736(14)60157-4. doi: 10.1016/S0140-6736(14)60157-4. [Epub ahead of print]


Noch Fragen?

Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über zahlreiche andere Foren von wunschkinder.net.
Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.
Das könnte Sie auch interessieren
Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

3 Kommentare
  1. Greta
    Greta schreibt

    super. aber irgendwie war uns das vor 10 jahren schon klar, uns hobbygerinnungsspezialisten 🙂 unser WIKI 🙂 sag ich nur. ohne diese erkenntnisse und die immudiagnostik wäre ich kinderlos geblieben…

  2. Greta
    Greta schreibt

    hups – hier gibt es keine automatische WIKIverlinkung, schade!

  3. […] Zu dem Zusammenhang zwischen am häufigsten verwendeten Schmerzmittel, nämlich Aspirin, und dem Eintritt von Fehlgeburten, haben wir ja vor kurzem über beruhigende Daten berichten können. […]

Dies schließt sich in 0Sekunden