Entwicklung der Kinder nach IVF

Ein Einfluss der IVF auf die kindliche Entwicklung ist nicht anzunehmen.


Die Frage nach der Gesundheit der mit Hilfe der IVF gezeugten Kinder ist so alt wie die künstliche Befruchtung selbst. Eine aktuelle Studie legt Daten zur körperlichen und intellektuellen Entwicklung einer großen Zahl dieser Kinder vor.

Welchen Einfluss hat die künstliche Befruchtung auf die Kinder?

Es gibt zahlreiche Studien zu den Risiken einer IVF oder ICSI für die Gesundheit der auf diesem Weg gezeugten Kinder. Immer wieder gab es Hinweise auf ein gehäuftes Auftreten von Fehlbildungen. Eine der am meisten zitierten Studien1)Davies, M. J., Moore, V. M., Willson, K. J., Van Essen, P., Priest, K., Scott, H., … & Chan, A. (2012). Reproductive technologies and the risk of birth defects. New England Journal of Medicine366(19), 1803-1813. kam zu dem Schluss, dass weniger die IVF selbst die Ursache für angeborene Fehlbildungen war, sondern die Risiken, die durch die Eltern in die Behandlung eingebracht wurde. Zuletzt kamen Hinweise auf, dass erhöhter Blutdruck bei den Kindern häufiger sei als in der Durchschnittbevölkerung. Kurz darauf erschienen jedoch auch bereits andere Artikel, die diese Erkenntnis nicht nachvollziehen konnten.

Australische Studie mit beruhigenden Ergebnissen

Eine Studie aus Australien2)Kennedy, A. L., Vollenhoven, B. J., Hiscock, R. J., Stern, C. J., Walker, S. P., Cheong, J. L., … & Lindquist, A. C. (2023). School-age outcomes among IVF-conceived children: A population-wide cohort study. Plos Medicine20(1), e1004148. untersuchte nun die körperliche und mentale Entwicklung von 400.000 Schulkindern. 11.000 dieser Kinder waren durch eine IVF entstanden. Die Kinder wurden mit in Australien für Schulkinder gebräuchlichen standardisierten Tests untersucht (Australian Early Development Census (AEDC) and the National Assessment Program for Literacy and Numeracy (NAPLAN) ).

Auf der Homepage der Universität Melbourne veröffentlichte die für die Studie verantwortliche Forscherin Amber Kennedy ein zusammenfassendes Statement zu den Ergebnissen dieser Studie:

„Wir fanden keinen Unterschied beim Abschneiden in den Tests, ob die Kinder nun durch eine künstliche Befruchtung entstanden sind oder auf normalem Wege gezeugt wurden. In einigen zuvor erschienen Studien gab es Hinweise auf negative Auswirkungen der IVF auf die Entwicklung der Kinder3)Bay, B., Mortensen, E. L., Hvidtjørn, D., & Kesmodel, U. S. (2013). Fertility treatment and risk of childhood and adolescent mental disorders: register based cohort study. Bmj347.4)Strömberg, B., Dahlquist, G., Ericson, A. F. O. K. M., Finnström, O., Köster, M., & Stjernqvist, K. (2002). Neurological sequelae in children born after in-vitro fertilisation: a population-based study. The Lancet359(9305), 461-465.. Vor allem schlechtere schulische Leistungen wurden bei den „IVF-Kindern“ beobachtet. Die umfassende Analyse unseres großen Datenpools lässt diesen Schluss jedoch nicht mehr zu. Die Ergebnisse unserer Studie sind diesbezüglich sehr beruhigend. Sei es für die Ärztinnen und Ärzte, die Eltern von IVF-Kindern oder jenen, die sich mit der Absicht tragen, diese Methode zu nutzen.“

Ist die IVF über die Jahre sicherer geworden?

Zumindest ist dies eine Begründung für die aktuell beruhigenderen Ergebnisse im Vergleich zu den (oben erwähnten) skandinavischen Studien. Weniger hochdosierte Hormontherapien mit Überstimulation und weniger Mehrlingsschwangerschaften sind möglicherweise von Bedeutung für die Gesundheit der Kinder, die durch IVF gezeugt wurden. Ein weiterer Grund für die besseren Ergebnisse in dieser Studie seien möglicherweise differenziertere statistische Analysen.

Zusammenfassung

  • Es gab Studien, die einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der IVF auf die Kinder annehmen ließen.
  • Diese vorliegende Studie lässt keinen Unterschied im Vergleich zur Entwicklung normal gezeugter Kinder erkennen.
  • Die Ergebnisse gelten nur für die IVF, nicht für die ICSI
  • Die „besseren“ aktuellen Ergebnisse im Vergleich zu älteren Studien sind möglicherweise auf die Verbesserung IVF als Methode zurückzuführen.

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Literatur

Literatur
1 Davies, M. J., Moore, V. M., Willson, K. J., Van Essen, P., Priest, K., Scott, H., … & Chan, A. (2012). Reproductive technologies and the risk of birth defects. New England Journal of Medicine366(19), 1803-1813.
2 Kennedy, A. L., Vollenhoven, B. J., Hiscock, R. J., Stern, C. J., Walker, S. P., Cheong, J. L., … & Lindquist, A. C. (2023). School-age outcomes among IVF-conceived children: A population-wide cohort study. Plos Medicine20(1), e1004148.
3 Bay, B., Mortensen, E. L., Hvidtjørn, D., & Kesmodel, U. S. (2013). Fertility treatment and risk of childhood and adolescent mental disorders: register based cohort study. Bmj347.
4 Strömberg, B., Dahlquist, G., Ericson, A. F. O. K. M., Finnström, O., Köster, M., & Stjernqvist, K. (2002). Neurological sequelae in children born after in-vitro fertilisation: a population-based study. The Lancet359(9305), 461-465.
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