Embryonen, gut geschüttelt
Unter den Bedingungen einer natürlichen Schwangerschaft reift das befruchtete Ei während des vier bis fünf Tage dauernden Transports durch den Eileiter heran. Zeitgleich entwickelt sich die Gebärmutterschleimhaut, damit sich der Embryo dort einnisten kann. Bei dem Transport durch den Eileiter mit Hilfe abschnittsweiser Kontraktionen, ist der Embryo konstant Schwingungen von circa 6Hz ausgesetzt, die bis zu 20 Hz ansteigen können, wenn die Eileiterflüssigkeit durch die Bewegung der Flimmerhärchen, die den Eileiter auskleiden, durchmischt wird.
Der Zweck dieser Schwingungen liegt im Transport des Embryos in Richtung Gebärmutter und möglicherweise auch in der Durchmischung von Sekretionsprodukten und Verdünnung von giftigen Stoffwechselprodukten, die der Embryo produziert. Bei der in-vitro Fertilisation erfolgt die Kultivierung der befruchteten Eizelle aber üblicherweise in einem statischen Kultursystem. Damit besteht immer wieder die Gefahr, dass giftige Stoffwechselsubstanzen entstehen, die sich ab einer bestimmten Konzentration nachteilig auf den Embryo auswirken können.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse untersuchte eine Arbeitsgruppe der Sektion für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsfrauenklinik Ulm, inwieweit die Imitation des natürlichen Schwingungsmusters im Rahmen der in-vitro Fertilisation mit Hilfe einer Vibrationsapparatur zu einer Verbesserung der Schwangerschaftsrate führt. Dabei erzeugten sie mit Hilfe eines Vibrationsschüttlers ein Bewegungsmuster für die Embryonen in dem Kulturmedium, wie unter den „echten“ Bedingungen im Eileiter. Das Ergebnis war bemerkenswert. Die Entwicklung des Embryos verbesserte sich deutlich. Beim Transfer eines fünf Tage alten Embryos konnte die Schwangerschaftsrate von 36 Prozent auf 73 Prozent verdoppelt werden.
Isachenko E, Maettner R, Isachenko V, Roth S, Kreienberg R, Sterzik K
Mechanical Agitation During the in vitro Culture of Human Pre-Implantation Embryos Drastically Increases the Pregnancy Rate
Clin. Lab. 2010;56(11-12):569-576.
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Wow, das hört sich ja vielversprechend an. Nur kurz eine Verständnisfrage: ist mit "sie" im letzten Satz die SS-Rate oder die Entwicklung des Embryos oder was gemeint? Falls es die Entwicklung des Embryos sein sollte- wie kann man denn die in Prozent sagen*?*
Auf jeden Fall hört sich’s gut an 🙂
Also wenn ich meinen Kryo eingesetzt bekomme, soll ich dann mit einer Vibrationsapparatur meinen Uterus in "Schwingungen" versetzen 😉
…nicht ganz ernst gemeint… aber vielleicht ein bisschen 😉
LG
Was ist denn bei Dir eine "Vibrationsapparatur"?? 😉
LG
ein 5 tage altes embryo das das licht der welt noch erblickt, hat die ersten 5 tage schon überlebt, logisch, also war es stärker als seine brüder und schwester die auf der strecke gebliben sind ( in der eileiter,schalen oder uterus), hat dementsprechend auch größere schansen sich weiter einzunisten als 3 tage embryos und wie jeder auch weiß ist der uterus am 5 tag auch ideal vorbereitet für die einnistung
aber wieviele embryos werden schon am 5 tag transferiert, die meisten werden,so wie ich es weiß, am 3 tag transferiert. hab mich schon immer gefragt, warum nicht eigentlich alle am 5 tag.
@ mia: Das ist in der Tat eine Frage, die auch hier in den News schon häufig beantwortet wurde: Die Schwangerschaftsraten steigen durch den Blastozystentransfer nicht automatisch.
@stina: Ja, das muss ich wohl klarer formulieren. Gemeint ist die Schwangerschaftsrate.
Wow, das klingt ja wirklich (erstmal) viel. Mich würde dann auch interessieren, ob sich die Geburtenrate auch verbesserte. Da bleibt wohl eine Folgestudie abzuwarten.(?) Die nächste Frage ist, wie schnell so etwas wohl in der Praxis routinemäßig angewandt wird.
Alle Achtung! Wünschen wir diesem Verfahren weiterhin hohe Erfolge, denn das Schütteln müsste ja mit relativ einfachen Mitteln zu bewerkstelligen sein.
Und dann noch wann es zu den KK-Leistungen gezählt würde… Ach…
@EB: Mich würde ja noch eine Quellenangabe brennend interessieren.
In biotechnologischen Laboren eigentlich eine etablierte Technik – schütteln und temperieren. siehe z.B. hier:
http://www.labmarket.com/Products/Schuettelinkubatoren.aspx
@Babytrail: Die Mehrkosten dafür sind wohl eher vernachlässigbar. Vielleicht einmalige Investitionskosten der Praxis von ein paar hundert Euro mehr als die klassischen Geräte. – Ob das die Kasse zahlt oder nicht wäre mir egal. Die paar Euro mehr, die dann wohl pro Patient entstehen, würde ich gerne aufbringen!
Die Mehrkosten wären mir auch egal. Zur Not würde ich auch selber schütteln. Hauptsache es hilft.
Hier ist die Quelle: http://www.clin-lab-publications.com/authors/2731.html
Ist aber zu bezahlen. Eventuell gibt es Zugang über Universitätsbibliotheken, die das Journal abonniert haben.
@ kleinkrümel: Danke für die Recherche, ich hatte das nämlich nicht gefunden, sondern nur die Pressemitteilung
Gern geschehen. Falls Sie irgendwann dazu kommen, würde mich auch Ihre professionelle Einschätzung dazu interessieren.
yep, das klingt toll. Wissen Sie, ob schon irgendwelche Kliniken in Deutschland das Verfahren anwenden? Dafür würde ich fast überall hinreisen!
Hallo
hört sich logisch an, umso näher an der Natur umso besser.
Bei uns ist Transfer an PU + 2, wenn schütteln gut ist setz ich mich nun regelmässig beim Schleuderprogramm auf die Waschmaschine… wenns hilft, müsste nur wissen wieviel umdrehungen 6Hz bzw 20 Hz ist.
Halt so lange bis es bei uns in der Kiwu angeboten wird.
Toller Ansatz, sollte auf jeden fall weiter verfolgt werden !
Ganz liebe Grüße
Manu
Für diejenigen, die es interessiert. die Praxisklinik in Ulm (Prof Sterzik) hat das Verfahren getestet und wendet das nun in der Klinik an.
Ich werde das im nächsten Versuch testen und hoffe,dass es bei mir endlich erfolgreich ist…
lg
Stimmt nicht.ist in der studienphase und wird noch nicht angewendet!!!
Vielen Dank für die Info! Hoffentlich führen dann ganz schnell die Kliniken in Deutschland die Schütteltechnik ein!
Hallo Herr Dr. Breitenbach,
haben Sie was neues von dem Schüttler gehör? Man ließt so wenig davon. Irgendwie schade.
Grüssle
aleachim
Einsehen kann man das Paper hier:
http://www.xceltis.de/specs/Isachenko_Clinical_Laboratory56-11-12-_2010.pdf
und man sollte es genau lesen, um zu sehen, dass mehr versprochen wird ohne dass es beschrieben wird, ansonsten wäre es wohl nicht im Clinical Lab. erschienen´, sondern woanders.
mfg Rodion
@ Rodion: Danke für den Link.
[…] Man bezieht sich dabei auf Studien, bei denen diese Bewegungen mit anderen Mitteln erzeugt wurden, ich hatte vor einiger Zeit darüber berichtet. Auch die damaligen Studienergebnisse führten ein eher unbeachtetes und kurzes Leben in der […]