Mythen und Fakten: Was kann man für bessere Spermien tun?

Elf Maßnahmen, die erwiesenermaßen helfen können, die Spermienqualität zu verbessern


Die natürliche Befruchtung einer Eizelle setzt voraus, dass genügend bewegliche und normal geformte Spermien vorhanden sind. Bei Einschränkung der Qualität der Spermien ist eine normale Empfängnis zwar durchaus auch noch möglich, die Wahrscheinlichkeit sinkt jedoch. Was kann man tun, um die Spermien zu verbessern?

Spermien flotter machen: Die Fakten

Wird festgestellt, dass die Kinderlosigkeit eines Paares vor allem durch eine schlechte Spermienqualität bedingt ist, dann stellt sich die Frage nach den Verbesserungsmöglichkeiten. Finden sich konkrete Ursachen für die eingeschränkte männliche Fruchtbarkeit, dann lässt sich dies gelegentlich medizinisch behandeln, die Frage nach Möglichkeiten als Mann selbst etwas zur Verbesserung beizutragen, bleibt jedoch auch in diesen Fällen bestehen.

Es gibt viele Ratschläge mit deren Hilfe die Spermienproduktion verbessert werden soll. Einige sind gut und wichtig, andere eher den Mythen zuzuordnen, wenngleich sie in der Laienpresse oder Internetforen immer wieder als faktisch richtig aufgezählt werden. Hier soll nun mal die die Spreu vom Weizen getrennt werden. Wir fangen an mit dem, was belegt ist. Alle „Behauptungen“ sind belegt durch Links auf Studien, denen bei Interesse oder im Zweifel zu folgen ist. Und wem das alles zu lang und ausführlich ist: Am Ende des Textes finden Sie einen Kasten „Zusammenfassung“.

Rauchen

Der negative Einfluss des Nikotin auf die männliche Fruchtbarkeit konnte in vielen Studien nachgewiesen werden. Exemplarisch sei daher hier auf eine Studie aus dem vorletzten Jahr verwiesen. Die Auswirkungen sind immer deutlich dramatischer als es jeder Raucher vielleicht wahrhaben möchte.

Anzahl und Konzentration der Spermien werden durch den Nikotinkonsum vermindert, die Beweglichkeit und die Funktionsfähigkeit der Spermien leiden ebenfalls. Auch die Zusammensetzung des sogenannten Seminalplasmas, also der Flüssigkeit, in der die Spermien schwimmen, ändert sich. Professor Wolfgang Schulze, Androloge am Uniklinikum Hamburg sagt daher auch: „Das Rauchen aufzugeben erhöht die Chance, ein Kind zu zeugen, um 30 Prozent“.

Es sei auch erwähnt, dass die mitrauchende Partnerin in ihrer Fruchtbarkeit beeinträchtigt wird, wodurch sich der Effekt noch verstärkt. Und um das Thema Rauchen im weitesten Sinne abzuhaken: Cannabis zu rauchen macht es nicht besser.

Ernährung

Die Empfehlung zu einer gesunden Ernährungssweise ist banal, aber extrem wichtig. Das beginnt schon damit, dass man(n) auf sein Körpergewicht achten sollte, da Übergewicht einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben kann.

Bekannt ist auch, dass viele Sojaprodukte östrogenähnliche Substanzen enthalten, die einen negativen Einfluss auf die Spermienproduktion haben können. Diese negative Wirkung bestätigt auch eine irische Studie des Royal Victoria Hospital in Belfast. Die Wissenschaftler raten zu weniger Soja, wenn Männer bezüglich ihrer Spermaqualität Probleme haben. Die Aufnahme dieser Sojaprodukte muss nicht immer bewusst erfolgen, sondern kann auch geschehen, wenn man Lebensmittel zu sich nimmt, in dem das billige Soja als Fleischersatz (z. B. Tiefkühlpizza) beigemengt ist.

Wo wir gerade bei der Qualität der Nahrung sind: Obst ist zwar aufgrund der darin enthaltenen Vitamine immer empfehlenswert, jedoch sollte es unbelastet von Pestiziden sein. Das gleiche gilt auch für viele Fruchtbarkeitstees aus unkontrolliertem Anbau.

Spermien und Bier
Ein hartes Stück Arbeit. Aber wenn es der Fruchtbarkeit dient…
Foto von davejdoe

Einem gelegentlichen und maßvollen Alkoholkonsum wird sogar eine positive Wirkung bescheinigt, ab 40 Gramm Alkohol pro Tag (etwa 1 Liter Bier oder 0,5 Liter Wein) ist allerdings mit negativen Folgen zu rechnen. Bei dem Konsum von Kaffee gibt es unterschiedliche Aussagen, bis zu zwei Tassen am Tag scheinen jedoch keinen negativen EInfluss zu haben.

Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel

Es gibt aber auch mögliche positive nahrungsbedingte Einflüsse auf die Spermienqualität, hier sind vor allem die bestimmte Vitamine zu nennen. Die antioxidativ wirkenden Vitamine C und E sollen sich in hochdosierter Form positiv auf die Fruchtbarkeit des Mannes des Mannes auswirken. Gleiches gilt für die Folsäure, die Vitamine B6 und B12, Zink sowie Selen. Diese Nahrungsergänzungsmittel sind billig und nebenwirkungsfrei, es ist daher auch weniger von Bedeutung, dass ihre Wirksamkeit umstritten ist, einen Versuch ist es allemal wert. Selbst in der Cochrane Database, einer Sammlung von Studien, die sehr strengen Kriterien genügen müssen, findet Belege für die Wirksamkeit von Antioxidanzien (bei Mann und Frau).

Mit Vitamin D sind die meisten Menschen in unseren Breitengraden unterversorgt und man weiß, dass Spermien Rezeptoren für dieses Vitamin aufweisen. Auch die Fruchtbarkeit der Frau profitiert erwiesenermaßen von einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D. Auch Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Stellung bezogen: Sie hat die Aufnahmeempfehlungen für Vitamin D von 5 Mikrogramm auf 20 Mikrogramm erhöht, was 800 Internationalen Einheiten (IE) entspricht.

So, das waren die Substanzen, deren Wirkung belegt zu sein scheint. Jetzt wird die Luft deutlich dünner und die Studien schlechter.

Bei L-Carnitin sind die Belege rarer, auch wenn es bereits länger Hinweise auf einen möglichen positiven Effekt gibt, so steht der Beleg für die Wirksamkeit nach wie vor aus.

Die Wirkung von Coenzym Q10 ist ebenso wenig bewiesen. Auch hier geht man von einer antioxidativen Wirkung aus und kleinere Studien zeigten einen positiven Einfluss auf die Spermienbeweglichkeit.

Nun wird es noch spekulativer: Omega 3 Fettsäuren werden auch immer wieder empfohlen. In einigen Publikationen wurde auf Walnüsse als wichtige Quelle und somit zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit hingewiesen.

Es gibt noch viele andere Substanzen, die auf dem umkämpften Nahrungsergänzungsmittelmarkt um die Aufmerksamkeit des Konsumenten streiten. Und es gibt natürlich auch Rundumsorglospakete, in denen ALLES enthalten ist und die dann aber auch gut einen Euro pro Tablette kosten.

Medikamente

Es gibt zahlreiche Medikamente, die einen negativen Einfluss auf die Spermienqualität haben können. Die kann man aber nicht einfach so weglassen, wenn sie ärztlich verordnet wurden. Hier soll es um Medikamente gehen, die man sich „selbst verschreibt“. Ein Medikament ist Ibuprofen. Kurzfristige Einnahmen sind hier kein Problem. Wer aber Ibuprofen über einen längeren Zeitraum nimmt, läuft Gefahr, seine Fruchtbarkeit nachhaltig zu gefährden.

Sex

Um eine Schwangerschaft herbeizuführen ist regelmäßiger Geschlechtsverkehr ohnehin hilfreich, aber über das Offensichtliche hinaus kann es auch zur Verbesserung der Spermienqualität führen. Zumindest scheint das Erbgut der Spermien weniger Schäden aufzuweisen, wenn der Mann täglich eine Ejakulation hat und auch die Beweglichkeit nimmt zu.

Sonnenmilch

Die üblichen Sonnencremes schienen eine Hormonartike Wirkung zu haben, weshalb man damit sparsam umgehen sollte. Hier mehr dazu.

Ausreichend Schlaf

Eine dänische Studie korrelierte die Hormonwerte und Spermienbefunde junger Männer mit ihren Aussagen zur Schlafqualität. Offenbar besteht hier ein direkter Zusammenhang und zu wenig Schlaf kann die Spermienqualität verschechtern.

Sport

Ausdauertraining

Regelmäßiger Sport ist gesund und das dient auch der Fruchtbarkeit. Beim Mann verbessert es auch die Produktion von Testosteron, was sich wiederum auch auf die Produktion der Spermien auswirken kann.

Aber auch beim Sport gilt: Zuviel ist ungesund. Bei extrem ausgeführtem Ausdauertraining kommt es zu einer Verminderung der Spermienproduktion und der Testosteronwerte. Eine Erhöhung der Trainingsintensität in kürzeren Intervallen (max. 90 Minuten) kann hier jedoch Abhilfe schaffen.

Rennradfahren

Häufig wird Rennradfahren aufgrund der ungünstigen Position auf dem Rennsattel als negativer Faktor für die männliche Fruchtbarkeit benannt. Hierzu gibt es jedoch eine Untersuchung, die zeigt, dass diese Befürchtungen den „Mythen“ zugeordnet werden kann:

Dr. Frank Sommer, Urologe an der Uniklinik Köln, stellte auf dem Kongreß für Sportmedizin in Rothenburg an der Fulda im Jahre 2002 eine Studie mit 101 Männern vor. 51 von ihnen fuhren im Jahr mehr als 20 000 Kilometer mit dem Rad. Das wöchentliche Sportpensum der 50 Männer in der Kontrollgruppe durfte dagegen nicht länger als 2,5 Stunden sein. Untersucht wurden die Spermaqualität sowie die Skrotal- und die Umgebungstemperatur.

Die Radfahrer traten 180 Minuten lang in die Pedale. Alle 20 Minuten erfolgte die Temperaturmessung. Bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe wurde die Temperatur nur nach 20minütigem Stehen ermittelt.

In früheren Studien war ein negativer Effekt höherer Skrotaltemperaturen auf die Spermaqualität beobachtet worden. Das Skrotum der Radler erwärmte sich auch durchschnittlich von 33,3° C auf 36,6° C nach 180 Minuten im Sattel. Aber Volumen, Konzentration, Morphologie und Motilität ihres Spermas war nicht signifikant schlechter als das der Kontrollpersonen. Die Skrotaltemperatur der Kontrolle lag im Schnitt bei 33,4° C.

Bodybuilding

Ganz sicher kein Mythos, sondern ein Faktum sind die negativen Auswirkungen von anabolen Steroiden auf die Spermienproduktion. Will man seinen Muskelaufbau durch solche meist testosteronhaltigen Mittel beschleunigen, dann muss man damit rechnen, dass die Spermienproduktion vollständig zu Erliegen kommt, wie hier nachzulesen ist. Beruhigend für alle Bodybuilder dürfte die Nachricht sein, dass sich die Spermienproduktion nach Absetzen der Medikamente meist erholt.

Das waren die Fakten, wobei ich zugeben muss, dass die Trennung von Fakten und Mythen nur mit Einschränkungen gelingt. Demnächst kommt dann die Fortsetzung, also die Mythen. Interessierte Männer können schon mal die Strahlung ihrer Handys messen lassen…

 Die Fakten zur Verbesserung der Spermien

  • Rauchen schadet. Bleiben lassen. Punkt.
  • Übergewicht reduzieren/vermeiden
  • Sojaprodukte in größeren Mengen vermeiden
  • Nur unbehandeltes Obst essen
  • Alkohol in Maßen schadet nicht
  • Kaffee ebenfalls nicht
  • Vitamine B6, B12, C, D und E, Selen, Zink, Folsäure sind zu empfehlen
  • L-Carnitin, Coenzym Q10 und Omega 3 Fettsäuren müssen nicht sein
  • Häufige Ejakulationen können die Spermien verbessern
  • Sport: Empfehlenswert. Extremes Ausdauertraining kann schaden.
  • Bodybuilding, vulgo „Pumpen“ bitte ohne Testosteronspritzen.

Noch Fragen?

Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über zahlreiche andere Foren von wunschkinder.net.
Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.
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10 Kommentare
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